Zum Inhalt springen
27.09.2021

„Es sollte genügen“: Schöpfungstag des Bistums Eichstätt in Kloster Heidenheim

Der ökumenischen Vesper im Münster Heidenheim standen neben (von links) Bischof Gregor Maria Hanke und dem gastgebenden Regionalbischof Schmidt noch Metropolit Serafim Joanta von der rumänisch-orthodoxen Metropolie Deutschland und Superintendent Markus Jung von der evangelisch-methodistischen Kirche, Distrikt Nürnberg, vor. Foto: Norbert Staudt/pde

Eichstätt/Heidenheim. (pde) – Mit einem klaren Appell von Bischof Gregor Maria Hanke endete der 10. Schöpfungstag des Bistums Eichstätt, der in der Bildungsstätte und dem Münster des ehemaligen Klosters Heidenheim abgehalten wurde: „Stehen wir also auf, um zu handeln“, so Hanke in seiner Ansprache beim ökumenischen Gottesdienst. Zuvor hatte bereits Professor Michael Rosenberger von der Katholischen Privatuniversität Linz in einem Vortrag Grundlagen von Umweltengagement und Schöpfungsspiritualität dargestellt. „Es sollte genügen“ zitierte Rosenberger dabei die Regel des Heiligen Benedikt, der bereits im 7. Jahrhundert festlegte, dass der Umgang mit der Schöpfung von entsprechender Genügsamkeit geprägt sein sollte.

Bischof Hanke betonte in seiner Ansprache, dass Christen ihren Beitrag angesichts der drohenden Klimakatastrophe leisten. Sie tun das aus Achtung vor der Schöpfung Gottes, als „Gabe des Schöpfers an den Menschen“. Die Menschen haben aus dieser Sicht heraus die Aufgabe, diese Gabe aus Dankbarkeit zu pflegen. Hanke sieht dabei die Zukunft „nicht nur in gesetzlichen Regelungen oder Neuerungen der Technik“, wie er betonte, sondern in der Umkehr hin zur Zukunft. Der Mensch sei, so Hanke, nicht Besitzer der Schöpfung: Die Gabe Gottes lädt zur Hinwendung und Pflege ein. Hanke stellt dabei die Frage, ob Wachstum und die darauf angelegte Wirtschaft der westlichen Welt so noch vertretbar sei. Oder ob „wir nicht die Zukunft derer, die nach uns kommen, verzehren?“ Früchte des praktischen Schöpfungsgedankens seien Achtsamkeit und Ehrfurcht: Ein von diesem Schöpfungsglauben getragener Mensch „hält Maß!“ Hanke wörtlich: „Angesichts des Stöhnens der Schöpfung ist es Zeit vom Schlafen aufzustehen und die längst fällige Arbeit zu tun!“

Hauptreferent des Nachmittags war Michael Rosenberger. Der aus Würzburg stammende Priester ist Professor für Moraltheologie an der Katholischen Privatuniversität Linz mit Forschungsschwerpunkten im Bereich Schöpfungsethik und Schöpfungsspiritualität. Rosenberger zeigte zunächst auf, dass das beim Weltklimagipfel in Paris 2015 gesetzte Ziel von maximal 1,5 Grad Erderwärmung kaum noch erreichbar sei. Einsparungen durch technische Verbesserungen, z.B. durch bessere Wärmedämmung oder sauberere Fahrzeuge, würden durch den sogenannten „Rebound-Effekt“ kompensiert, also etwa durch eine Steigerung der zu beheizenden Raumflächen. Sein Fazit: „Es liegt nicht an der technischen Effizienz, sondern am Lebensstil“. Den Schlüssel zur Nachhaltigkeit sieht er in der „Suffizienz“, also der Genügsamkeit. In diesem Zusammenhang verwies Rosenberger auch auf die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus, in welcher dieser bereits im Jahr 2015 betonte: „Wir wissen sehr wohl, dass es unmöglich ist, das gegenwärtige Konsumniveau der am meisten entwickelten Länder und der reichsten Gesellschaftsschichten aufrechtzuerhalten. Es sind bereits gewisse Höchstgrenzen der Ausbeutung des Planeten überschritten worden.“ Die von Professor Rosenberger zitierten Forderungen von Papst Franziskus sehen ein anderes Verständnis von Lebensqualität vor und ermutigen zu einem einfacheren Lebensstil. Rosenbergers Fazit: „Gut leben, statt viel haben“ und „Teilen statt besitzen“. Beispiele nannte der Referent im Bereich des Carsharings, des Autofastens und des Slow Foods. Rosenberger stellte aber auch Fragen an die Vorbildwirkung kirchlicher Einrichtungen und kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So sei es wichtig, darüber nachzudenken, was etwa kirchliche Bildungshäuser oder Schulkantinen anbieten. Aber auch wie etwa pfarrliche und kirchliche Feste gestaltet werden, oder welche Verkehrsmittel kirchliche Mitarbeiter benutzen.

Bereits zum zehnten Mal veranstaltete das Bistum Eichstätt einen diözesanen Schöpfungstag. Nach dem Festvortrag von Professor Rosenberger diskutierten die Teilnehmenden mit dem Referenten sowie mit dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke und dem evangelischen Regionalbischof i.R. Christian Schmidt aus Ansbach. Moderiert wurde die Gesprächs- und Fragerunde von Michael Heberling, Redaktionsleiter der Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt.

Der ökumenischen Vesper im Münster Heidenheim standen neben Bischof Hanke und dem gastgebenden Regionalbischof Schmidt noch Metropolit Serafim Joanta von der rumänisch-orthodoxen Metropolie Deutschland und Superintendent Markus Jung von der evangelisch-methodistischen Kirche, Distrikt Nürnberg, vor.

Das Kloster Heidenheim ist eng mit der Geschichte des Bistums Eichstätt verbunden. Im 8. Jahrhundert legten hier die angelsächsischen Geschwister und Heiligen, Wunibald und Walburga, die Wurzeln der Christianisierung in Franken. Mit der Reformation wurde das Kloster aufgehoben. Seither wird die ehemalige Klosterkirche als evangelisch-lutherische Pfarrkirche genutzt.

Veranstaltet wurde der Schöpfungstag vom Referat Schöpfung und Klimaschutz der Diözese Eichstätt in Kooperation mit den Diözesanverbänden des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sowie dem Kloster Heidenheim.