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14.05.2012

„Wir wollen nicht hier vor Hunger und Durst sterben“

Lufaufnahme von der Dürreregion in Bahia. Foto: CC-Gov/Bahia

Lufaufnahme von der Dürreregion in Bahia. Foto: CC-Gov/Bahia

Pater Bernhard Hanke, Missionar vom Orden der Redemptoristen und Bruder von Bischof Gregor Maria Hanke, sowie Pater Georg Wilhelm Mayer aus dem Bistum Regensburg berichten in ihrem Osterbrief über die dramatischen Folgen der Dürre in ihrem Einsatzgebiet in Bahia im Nordosten Brasiliens.

Pater Bernhard Hanke, Missionar vom Orden der Redemptoristen und Bruder von Bischof Gregor Maria Hanke, sowie Pater Georg Wilhelm Mayer aus dem Bistum Regensburg berichten in ihrem Osterbrief über die dramatischen Folgen der Dürre in ihrem Einsatzgebiet in Bahia im Nordosten Brasiliens.

Über die Lage in Pilão Arcado schreibt P. Mayer:

„Am Anfang der Regenzeit gab es ein paar Regentage. Voll Freude bestellten unsere Landarbeiter ihre Felder. Die Saaten gingen auf, aber dann blieb der Regen aus. Die Tiere fanden keine Nahrung und kein Wasser. Sie drohten zu verdursten. Die Familien wollten es so weit nicht kommen lassen und verkauften ihre Haustiere. So mancher glaubt, ohne die Haustiere sind die Lebensgrundlagen entzogen. Jetzt müssten sie ihre Heimat verlassen und in die Mega-Citys São Paulo und Brasilia flüchten.“ […]

In Xique Xique sagte mir eine Frau: „Wir werden wohl in die Favelas (Slums) von Brasilia flüchten. Wir wollen nicht hier vor lauter Hunger und Durst sterben.“ […]

Auszüge aus dem Bericht von P. Bernhard Hanke aus Campo Alegre de Lourdes:

„Wenn ich in die Gemeinden fahre, stehen oft Leute am Straßenrand und bitten: „Pater Bernardo nimm uns mit!“ Selbstverständlich nehme ich die Leute mit! Meine Leute bringen zurzeit nicht den Fahrpreis für das Linienauto auf, denn auch Campo Alegre wurde von der Dürre nicht verschont. Die barbarische Trockenheit hat die Ernte vernichtet und jede Möglichkeit verbaut, ein paar Pfennige zu verdienen. Wenn alle „Autostopper“ auf der Ladefläche sitzen, fahre ich los. Mein Jeep zieht eine lange, braune Staubwolke hinterher, wirbelnde Windhosen kreuzen unsere Straßen und verteilen den Staub auf das Land. Über der Landschaft liegt eine dicke Staubschicht. Darüber brennt die Tropensonne unbarmherzig vom Himmel. Ab und zu begegnen wird einem Tankwagen, der vom 100 km entfernten Stausee Wasser in die Gemeinden transportiert, um die leeren Zisternen aufzufüllen.“

„Am Samstag ist Wochenmarkt. In normalen Zeiten preisen die Händler lautstark ihre Produkte an. Aber jetzt in der Trockenheit ist das Warenangebot sehr mickrig. Es gibt keinen Honig auf dem Markt, kaum Eier, nur ganz wenig Früchte und Milch. Fleisch ist große Mangelware, denn die Tiere sind bis auf die Knochen abgemagert. Im Freien sind die meisten Wassertümpel ausgetrocknet, die den Tieren das nötige Wasser spendeten. Viele Familien mussten ihre Ziegen bereits verkaufen, bevor die Tiere vor Durst und Hunger verenden.“

„Am Stadtrand von Campo Alegre leben die Ärmsten der Armen. Dort fehlt es an Allem. Der Hunger zehrt an der Lebenskraft. Viele Familien waren heuer nicht in der Lage, ihre Stromrechnung zu bezahlen. Ihnen wurde der Strom abgeschaltet. Abends saßen sie im Dunkeln oft nur bei Kerzenlicht.“

„Unsere Schule, Santo Antonio, (früher KITA) macht uns große Sorgen. Die Kinder kommen hungrig zu uns in die Schule. Wir bieten trotz knapper Ressourcen täglich 380 Kindern unserer Schule 3 Mahlzeiten. Die Preise für Bohnen und Reis, ja für alle Lebensmittel, sind gewaltig in die Höhe gegangen. Es fällt uns sehr schwer, das bisherige Nahrungsangebot in unserer Schule aufrecht zu erhalten. Unsere Mahlzeiten sind sowieso einfach. Für mich wäre es das Letzte, wenn ich bei unserem einfachen Essen Einsparungen vornehmen müsste.“ […]

„Vor Jahren haben wir in unserer Gemeinde Campo Alegre eine Saatgutaktion ins Leben gerufen. Wenn die Regenzeit kam, stand das Saatgut, Bohnen und Mais, zum Säen bereit. Heuer verhinderte die Trockenheit in den meisten Gemeinden die Aussaat. Als der Hunger sich einstellte, stillten die Familien ihren Hunger mit dem Saatgut. Sollte doch noch Regen kommen, dann müssten diese Familien Saatgut kaufen. Dazu werden sie aber nicht in der Lage sein. Zudem sind die Preise für Saatgut, aber auch für Lebensmittel rasant gestiegen. Wir unterstützen unsere hungernden Familien und wenn es sein muss reduzieren wir ein wenig die Anzahl der Projekte“ […] (März 2012)

Weitere Informationen über Pilão Arcado und Campo Alegre de Lourdes unter: www.missionshilfe-brasilien.de
Bilder der Dürre in Bahia auf der Seite der dortigen Regierung bei Flickr.