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10.02.2009

"Aktion fair spielt" auf der Nürnberger Spielwarenmesse

(Nürnberg/Aachen, 6.2.2009). 60 Jahre Spielwarenmesse in Nürnberg - 60 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Die "Aktion fair spielt" hat diesen doppelten Geburtstag zum Anlass genommen, auf der Spielwarenmesse in Nürnberg gleich zwei Preise zu vergeben: das "Nürnberger Sprachrohr" und den "Nürnberger Trichter". Beide Preise wurden vom Nürnberger Bündnis Fair toys bereit gestellt.

Das "Sprachrohr" wurde an die Firma Heunec Plüschtiere vergeben. Heunec aus Coburg steht stellvertretend für 35 deutsche Hersteller, deren chinesische Lieferanten nachweislich über 50 Prozent ICTI-zertifiziert sind, das heißt Mindeststandards in Sachen Menschen- und Arbeitsrechte erfüllen. Der internationale Spielwarenverband (International Council of Toy Industries - ICTI) hat diesen Lieferanten bescheinigt, dass sie die Kriterien des weltweit geltenden Verhaltenskodex einhalten.

"Der ICTI-Kodex spricht die wesentlichen Probleme an, die nach wie vor Realität für Millionen von Arbeitern in chinesischen Fabriken sind", so Christa Nickels, die Schirmfrau der Aktion fair spielt. "Dazu gehören: überlange Arbeitszeiten, geringe Entlohnung, mangelnder Arbeits- und Gesundheitsschutz, unzureichende soziale Absicherung - insbesondere für Wanderarbeiterinnen und die oft unwürdige Wohnsituation." Der Kodex verlange die Einhaltung von Minimalstandards. "Für deutsche Unternehmen sollte das eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein."

"Doch leider", so Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer des Bischöflichen Hilfswerks Misereor, "sieht die Wirklichkeit anders aus. Deshalb haben wir aus einer Gruppe von 34 Unternehmen stellvertretend die Firma Riethmüller ausgelost, die den "Nürnberger Trichter" erhalten hat. Diese Unternehmen haben bislang noch keinen Nachweis erbracht, dass ihre chinesischen Lieferanten den Verhaltenskodex des internationalen Spielwarenverbandes einhalten. Ein Skandal, schließlich geht es hier um Menschen- und Arbeitsrechte." Dazu gehört die unbedingte Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Sie schließen das Recht auf Gewerkschaftsfreiheit ein.

Vertreter der Firma Riethmüller waren bereit, am Stand mit der "Aktion fair spielt" über die Probleme und Versäumnisse zu reden. Sie betonten, ihre Zulieferer würden Menschen- und Arbeitsrechte achten und sagten zu, sich der Initiative des deutschen sowie des internationalen Spielwarenverbandes anzuschließen.

Der Deutsche Spielwarenverband hatte angekündigt, ab 2009 alle Unternehmen, die keine Selbstverpflichtung eingehen, aus dem Verband auszuschließen. Diese Frist wurde nun bis 30. Juni 2009 verlängert, weil von den "Nachzüglern" bisher nur wenige der Aufforderung gefolgt sind. "Die Aktion fair spielt", so Nickels, "fordert den Deutschen Spielwarenverband auf, seine Ankündigung nicht durch weitere Fristverlängerungen aufzuweichen. Die Einhaltung und Förderung grundlegender Menschen- und Arbeitsrechte muss für alle deutschen Hersteller und Handelsunternehmen selbstverständlich sein."

Die Aktion fair spielt wird koordiniert von der Werkstatt Ökonomie www.woek.de
Ansprechpartner: Uwe Kleinert, Werkstatt Ökonomie, Tel.: 06221 / 4333 611
Weitere Informationen, einschließlich der Liste mit den "Vorreitern" und "Nachzüglern" auf: www.fair-spielt.de