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Das Lied oder die Botschaft der Glocke(n)

Der Klang von Glocken prägt das Leben der Christen schon seit sehr früher Zeit.
Spätestens mit dem Toleranzedikt von Mailand des Kaisers Konstantin war im Jahr 313 die Voraussetzung dafür geschaffen, dass Christen sich auf ein akustisches Zeichen hin zum Gebet versammeln konnten.

Der koptische Mönch Pachomius (292/294 - 346) formte in der von ihm aufgestellten Mönchsregel, der "regula pachomii", den Begriff des "signum dare", des "ein Zeichen geben". Pachomius meinte damit eindeutig ein akustisches Zeichen, auch wenn nicht endgültig geklärt ist, mit welchem Instrument dieses Zeichen gegeben worden ist. Dieses "Zeichen geben" sollte sich über die Jahrhunderte mit zu einem der zentralen Erkennungssymbole der Christenheit entwickeln.

Spätestens Kaiser Karl der Große sorgte für die flächendeckende Verbreitung von Glocken, in dem er in den "Caroli Magni capitularia" (um 803) verordnete, mit wie vielen Glocken eine Kirche ausgestattet sein, und welche Person diese Glocken zu welchem Zweck zum Erklingen bringen sollte. Vermutlich ist es nicht vermessen zu behaupten, dass somit seit Karl dem Großen der Europäische Kulturraum - und damit auch das Leben der Menschen in Europa - durch den Klang der Glocken geprägt wird (Vgl. dazu Kurt Kramer, Friede sei ihr erst Geläut. Von den Anfängen der Glocke, ihrer Übernahme durch das frühe Christentum und ihre kulturgeschichtliche Reise durch Europa, in: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (Hrsg.), Friede sei ihr erst Geläut. Die Glocke - Kulturgut und Klangdenkmal, Arbeitsheft 18, Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2004).

Hatte der Ruf der Glocke zuerst eine einladende Funktion - die Gerufenen sollten sich beispielsweise zum Gebet, zum Gottesdienst, oder auch ganz profan zum Einnehmen einer Mahlzeit versammeln - kam bald auch die anzeigende bzw. erinnernde Funktion hinzu. Hier mag als Beispiel Papst Sabinian (604-606) dienen, der anordnete, die Gebetszeiten der Kleriker, also die "horae canonicae" durch Glocken so anzuzeigen, das auch die Menschen außerhalb der Klostermauern akustisch an diesen teilnehmen konnten. Die Glocken luden somit alle Menschen ein, am Gebet der Mönche und Kleriker teilzuhaben. Nicht zuletzt daraus entwickelte sich - quasi als "reduziertes Stundengebet" - das dreimalige tägliche Angelus-Läuten. Aber auch das Wandlungs-, das Evangeliums-, oder das Vater-unser-Läuten der Evangelischen Kirche haben darin ihren Ursprung.

Doch: "Es gab (und gibt) nicht ausschließlich eine Art des Glockenläutens. Verschiedene Systematisierungen und Definitionen wurden getroffen. Die bekannteste Umschreibung des religiösen Funktionen des kirchlichen Glockenläutens bietet der lateinische Merkvers "Laudo Deum verum, plebem voco, congrego clerum, defunctos ploro, nimbum fugo, festaque honoro" (Den wahren Gott lobe ich, das Volk rufe ich, den Klerus versammle ich, die Toten beweine ich, die Unwetter verjage ich, die Feste ziere ich.)", wie Dr. Ansgar Hense in seiner 1998 bei Duncker & Humboldt erschienenen Dissertation "Glockenläuten und Uhrenschlag. Der Gebrauch von Kirchenglocken in der kirchlichen und stattlichen Rechtsordnung" schreibt.

Im Folgenden werden nun im Laufe der Zeit einige Läutebräuche und -sitten vorgestellt, die sich auf dem Gebiet der Diözese Eichstätt nachweisen lassen, bzw. die sich dort erhalten haben und praktiziert werden.