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29.11.2022

Geflüchteter syrischer Maler setzt sich für Frieden und Völkerverständigung ein

Im Buch „Hymne der Farben“ hat  Moneer Ballish seine Erfahrungen mit dem Krieg in Syrien verarbeitet. Foto: Peter Esser

Im Buch „Hymne der Farben“ hat Moneer Ballish seine Erfahrungen mit dem Krieg in Syrien verarbeitet. Foto: Peter Esser

Eines der Lieblingsbilder von Moneer Ballish: Mehrere Kulturen schützen die Menschlichkeit vor dem Hass. Bild: Moneer Ballish

Eines der Lieblingsbilder von Moneer Ballish: Mehrere Kulturen schützen die Menschlichkeit vor dem Hass. Bild: Moneer Ballish

Eichstätt/Herrieden - „Hass verbrennt uns“ heißt eines der Lieblingsbilder des syrischen Malers Moneer Ballish. Es zeigt in der Mitte eine schwarze Masse, die droht, nach außen ins Weiße zu dringen. Sie wird davon aber durch mehrere bunte Ringe abgehalten. Die Ringe stehen für die verschiedenen Kulturen: sprich, sie schützen das Menschliche vor dem Hass. Daher könnte das Bild auch heißen: „Hass verbrennt uns nicht“. Die Hoffnung darauf drückt Moneer Ballish denn auch in seinem Bildtext aus: „Die gute Nachricht ist, dass wir es schaffen können.“ Mit „Wir“ meint er die verschiedenen Kulturen.

Das Bild ist eines der Lieblingsgemälde des 59-jährigen Syrers. Es ist in seinem Buch „Hymne der Farben“ veröffentlicht, das er in der Zeit des ersten Lockdowns der Coronazeit erarbeitete und Ende 2020 herausgab. Darin finden sich über 60 Abbildungen, in denen der Syrer nach eigenen Worten „seinen Weg zurück ins Leben“ darstellt: ausgehend vom Krieg in seinem Heimatland.

Moneer Ballish floh mit seiner Frau und seinen fünf Kindern 2015 nach Deutschland. Im Jahr 2012 war das Büro des ausgebildeten Innenarchitekten und Grafikdesigners in Damaskus niedergebrannt worden. Im Jahr darauf zerstörte eine explodierende Autobombe die Hälfte des Wohnhauses der Familie, als diese glücklicherweise gerade nicht zu Hause war.

In Deutschland lernte Ballish den pensionierten Lehrer Hans Emmert aus Schillingsfürst kennen, wo der Syrer bis vor kurzem auch wohnte. Dieser erkannte sein künstlerisches Talent und riet ihm, seine Erfahrungen durch Malen zu verarbeiten. Die ersten Bilder, die am Anfang des Buches zu sehen sind und die der Syrer in einer ersten Ausstellung in Deutschland zeigte, offenbaren traurige Szenen, vor allem in Schwarztönen: unter dem Titel „Syrien ohne Farben“. „Die Angst tropfte heraus aus seinen Bildern“, erklärt Emmert in einem Youtube-Video mit dem Namen „weissgewinnt“. Unter demselben Begriff hat der geflüchtete Künstler auch einen eigenen Internetauftritt. „Doch ich bin dankbar, dass ich hier ein neues Leben beginnen konnte“, meint Ballish. Nicht von ungefähr hieß seine zweite Ausstellung bereits „Farben beginnen wieder zu leuchten“.

Farben stehen für Moneer Ballish für Leben und Kulturen. Seine Lieblingsfarbe ist Weiß. Damit verbindet er Klarheit, Frieden, Reinheit, Toleranz, Menschlichkeit und auch Liebe. „Liebe steht nicht nur für Beziehungen zwischen Menschen, sondern ist ein Teil der Existenz des Universums“, erklärt Ballish. Daher identifiziert sich der gläubige Moslem auch klar mit dem Spruch „Ohne Liebe ist alles nichts“, den der Caritasverband Eichstätt zum Motto seines hundertjährigen Jubiläums im Jahr 2018 ausgewählt hatte.

Ausstellungen und vielfältige Kunstprojekte an Schulen von Moneer Ballish haben ein breites Medienecho gefunden. Zuletzt hat der Künstler, der im Hauptberuf derzeit als Sozialhelfer bei der gemeinnützigen Gesellschaft Noris-Arbeit (NOA) in Nürnberg tätig ist, zwei Aktionen mit der Herrieder Flüchtlings- und Integrationsberaterin Ulrike Sterner zum Thema „Frieden – Antirassismus – Vielfalt“ durchgeführt: ein Kunstprojekt an der Mittelschule Dietenhofen, die einen hohen Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund hat, und erstmals eine Kunstaktion für Erwachsene mit dem Netzwerk „Weltoffen leben“ in Herrieden und der Katholischen Erwachsenenbildung in Landkreis Ansbach. Moneer Ballish erklärt: „Ich will gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, über die Folgen von Krieg und Hass aufklären und damit zu Frieden, Nächstenliebe und Völkerverständigung beitragen.“

Seine größten Wünsche sind: „erstens, dass der Krieg in Syrien endet und zweitens, dass ich hier einen Kunst- und Kultur-Verein gründen kann, um mit dessen Unterstützung noch mehr Projekte durchführen zu können.“

Quelle: Caritas