Ein Adventsengel kann auch ganz anders sein
Die Tochter einer lieben Freundin
hat mir einen Engel aus Ton geformt
und in seinem Schoß ist Platz für ein kleines
Teelicht,
geschützt von seinen beiden
zu einem Halbrund geformten Flügeln.
Das Kerzenlicht
beleuchtet den rötlich braune Ton in der
Dunkelheit,
wenn alle anderen Lichter aus sind,
besonders warm und freundlich.
Der Tonengel fiel herunter.
Der linke Flügel brach oben ab.
Wir haben die Teile wieder zusammen geklebt.
Der Engel ist jetzt leicht beschädigt.
Jeder kann es sehen.
Er sieht gezeichnet aus.
Das Leben hat ihn mitgenommen.
Seine Unfehlbarkeit ist dahin.
Ich liebe meinen Engel jetzt noch mehr.
Er passt nun besser zu mir und meiner Welt
und leuchtet genauso wie vorher
in der Dämmerung und bei Nacht.
Wer übersteht schon das Leben unbeschadet?
Und wenn uns Engel begleiten,
nehmen sie auch Anteil
an unserer Menschlichkeit und Verletzlichkeit.
Und das Elend und die Krankheit
und die Ausweglosigkeit so vieler
lassen die Engel nicht unberührt.
Und dennoch bleiben sie Engel:
offen für lebendiges Licht
aus einer anderen Wirklichkeit,
und wärmen uns
und leuchten uns beim nächsten Schritt.
So ein „gefallener Engel“
könnte auch mich verwandeln
in einen kleinen unperfekten
und doch liebevollen Engel für andere.
Text: Werner Strekies, evang. Pfarrer
Diözesanverantwortlicher
Pfarrer Alfred Grimm
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