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Anregungen zu einem Haltungswechsel bei der Erstellung eines Pastoralkonzeptes

Für die Erarbeitung eines Pastoralkonzeptes in einem Pastoralraum sind Haltungen, wie sie im Begleitdokument (Vademecum) der Weltbischofssynode beschrieben werden, hilfreich.

Der Weg steht unter der Überschrift „Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“. Mit dieser Einberufung lädt Papst Franziskus die ganze Kirche ein, sich Gedanken zu machen über ein für ihr Leben und ihre Sendung entscheidendes Thema: „Genau dieser Weg der Synodalität ist das, was Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet“1 „Wenn sie gemeinsam unterwegs ist und gemeinsam über den zurückgelegten Weg nachdenkt, kann die Kirche aus ihren Erfahrungen lernen, welche Prozesse ihr helfen können, die Gemeinschaft zu leben, die Teilhabe aller umzusetzen und sich der Sendung zu öffnen. Unser „gemeinsames Gehen“ ist tatsächlich das, was wesentlich die Natur der Kirche als pilgerndes und missionarisches Volk Gottes verwirklicht und darstellt.2

1. Wir sind und werden mehr einander Weggefährten und Weggefährtinnen

Ich lade Sie und alle in Ihrem Pastoralraum ein, diesen Weg der Erstellung eines pastoralen Konzepts in partizipativer Weise zu gehen. Das bedeutet: möglichst viele Menschen sind an der Erstellung und Umsetzung des Pastoralkonzepts beteiligt und einander Weggefährtinnen und Weggefährten. Ihr Pastoralkonzept gibt Zeugnis von dieser Weggefährtenschaft.

In jedem Fall geht es darum, diesen Weg nicht allein zu gehen. Nicht Sie als Leiter sollen ein Konzept erstellen. Auch nicht mit ihrem Pastoralteam allein. Sondern mit Menschen und für die Menschen, denen die Erfahrung Seite an Seite auf der gleichen Straße zu gehen, wichtig ist. Überlegen Sie: Wer ist wem Weggefährte auf diesem Weg? Wer sind die Reisegefährten, auch außerhalb des kirchlichen Sprengels? Welche Personen oder Gruppen werden absichtlich oder tatsächlich außen vorgelassen?

2. Wir hören einander zu

Die Erstellung und die Umsetzung des Pastoralkonzepts werden von allen Beteiligten als geistlicher Prozess gelebt. Lassen Sie sich vom Gebet und von der Frage tragen: „Was will Gott von uns?“. Dieser Perspektivenwechsel des Zuhörens ist hilfreich und notwendig, weil es der erste Schritt auf einem gemeinsamen Weg ist. Bitte fragen Sie sich miteinander: „Wem gegenüber hat Ihr Pastoralraum eine ‚Bringschuld des Zuhörens‘? Wie wird den Laien, besonders den Jugendlichen und den Frauen, zugehört?“ (Papst Franziskus, Nr. II) Bei der Frage, welchen Weg sie gegangen sind, der zur Erstellung eines pastoralen Konzeptes geführt hat, werden uns auch folgende Fragen inspirieren können: „Eine synodale Kirche ist eine Kirche der Teilhabe und der Mitverantwortung. Wie werden die zu verfolgenden Ziele, die einzuschlagenden Wege und die zu erfolgenden Schritte festgelegt? Wie wird innerhalb unseres Pastoralraums die Autorität ausgeübt? Wie sieht die Praxis der Teamarbeit und der Mitverantwortung aus? Wie werden die laikalen Dienste und die Übernahme von Verantwortung durch die Gläubigen gefördert?“ (Papst Franziskus Nr. 8) Antworten, die Sie auf ihrem gemeinsamen Weg finden, sollten auch ihren Niederschlag im Pastoralkonzept finden.

3. Das Wort ergreifen

Die Haltung, keine Vorurteile zu haben und keine eigenen Konzepte vorschnell durchsetzen zu wollen, sondern offenen Geistes und offenen Herzens zu sein, kann nicht einfach vorausgesetzt werden. Diese Unterscheidung der Geister muss immer wieder neu eingeübt werden. Das wird auch bedeuten, sich von Liebgewonnenem zu verabschieden, damit neue Kräfte freigesetzt und gebündelt werden können.

Die im gesamten Bistum angespannte Haushaltslage macht es notwendig, dass vor diesem Hintergrund auch die Immobilien auf ihre zukünftige Nutzung überprüft werden müssen. Weil gerade die personellen und finanziellen Ressourcen die Solidarität und das Zusammenwirken aller Pastoralräume benötigen, kann ein bloßes Abwarten oder Verweigern dieses Weges nicht folgenlos bleiben.

Es geht um ein Mehr gemeinsam Kirche sein in unserem Bistum. Um es mit den Worten von Papst Franziskus zu sagen: „Alle sind eingeladen, mit Mut und Freimut [Parrhesie] zu sprechen, d. h. Freiheit, Wahrheit und Liebe zu integrieren.“ (Papst Franziskus, Nr. 3) Es sollte nicht vorschnell das Wort ergriffen werden oder einfach nur gesagt werden, dass etwas nicht geht, was anderen am Herzen liegt.

Der Weg der Erstellung eines Pastoralkonzepts ist immer auch Ausdruck dafür, dass sich die unterschiedlichen Akteure an der Frage beteiligen, wie innerhalb der Gemeinschaft und ihrer Organe ein freier und authentischer kommunikativer Stil gefördert wird ohne Doppeldeutigkeit und Opportunismus (Papst Franziskus, Nr. 3). Auch für diese Frage eines Aufbaus von neuem Vertrauen und Kommunikation sollte durch die Erstellung eines Pastoralkonzepts das Wort ergriffen werden.

4. Gemeinsam Feiern

„Ein „gemeinsames Gehen” ist nur möglich, wenn es im gemeinsamen Hören auf das Wort Gottes und in der Feier der Eucharistie gründet. Auf welche Weise inspirieren und orientieren tatsächlich das Gebet und die Feier der Liturgie das „gemeinsame Gehen“? (Papst Franziskus, Nr. 4) „In einem synodalen Stil wird durch Unterscheidung auf der Basis eines Konsenses entschieden, der aus dem gemeinsamen Gehorsam gegenüber dem Geist hervorgeht. Durch welche Prozeduren und mit welchen Methoden wird unterschieden und wo werden Entscheidungen getroffen? Wie kann das verbessert werden? Wie wird die Teilnahme an Entscheidungen innerhalb hierarchisch strukturierter Gemeinschaften gefördert?“ (Papst Franziskus, Nr. 9)

Wichtig ist dann auch, das zu feiern, was Sie auf Ihrem gemeinsamen Weg gesehen, gehört und entdeckt haben. Die Erfahrungen der Emmausjünger können uns dabei leiten. Sie kehren nach Jerusalem zurück. Und wir setzen um, was wir gemeinsam entdeckt haben. Es muss bei der Frage nach einer kreativen Feier des Gehens dieser Wege immer auch im Blick gehalten werden, dass Sie es vor Ort sind, die wissen, wann der Kairos da ist, neu den Kyrios zu entdecken.

5. Gemeinsame Sendung teilen

Ein Pastoralkonzept kreist niemals um den eigenen Selbsterhalt. Wir glauben: Gott geht alle Wege mit. Wer glaubt, ist nie allein. Es kann deshalb nicht nur um eine Binnenorientierung oder Arbeitsorganisation der Erstellung von Textentwürfen gehen. Ein geistlicher Weg hat konstitutiv immer eine missionarisch-diakonische Dimension: Das Pastoralkonzept ist deshalb immer an den Bedürfnissen der Menschen und auf die Verkündigung des Evangeliums ausgerichtet.

Mit einem klaren Ziel vor Augen lassen sich auf dem Weg in die Zukunft viele Kräfte mobilisieren. Das trifft insbesondere auf die Pastoral in den Pfarrverbänden und Pfarreien im Bistum Eichstätt zu. Gemeinsam können Sie Verantwortung für die Seelsorge in Ihrem Pastoralraum übernehmen. Das bedeutet, sich grundlegend den Fragen der kirchlichen aber auch der gesellschaftlichen Situation vor Ort zu stellen und das jeweilige Handeln neu danach auszurichten.

6. In Dialog treten

”Der Dialog ist ein Weg der Beständigkeit, der auch Schweigen und Leiden umfasst, aber in der Lage ist, die Erfahrungen der Menschen aufzugreifen. Welches sind die Orte und die Modalitäten des Dialogs in unserem Pastoralraum? Wie wird mit den unterschiedlichen Sichtweisen, mit Konflikten und Schwierigkeiten umgegangen?” (Papst Franziskus, Nr. 6)

Ein pastorales Konzept ist Ausdruck von einem vernetzenden und ökumenischen Handeln: Das Pastoralkonzept hat alle Orte im Gebiet des Pfarrverbands im Blick, die Anteil haben an der einen Sendung der Kirche, und beachtet ebenso die zivilgesellschaftlichen Akteure.

Über das Teilen Ihrer Wegerfahrung freut sich

 

Ihr Bischof Gregor Maria Hanke OSB

 

1 Papst Franziskus, Ansprache bei der 50-Jahrfeier der Errichtung der Bischofssynode, 17. Oktober 2015.

2 Papst Franziskus, Vorbereitungsdokument Nr. 1