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29.08.2006

Rührendes Dokument der Familiengeschichte Gabrielis - Diözesanmuseum zeigt Exponat des Monats September

Eichstätt. (pde) – Mit dem Exponat des Monats September zeigt das Eichstätter Domschatz- und Diözesanmuseum ein rührendes Dokument aus der Familiengeschichte des berühmten Eichstätter Hofbaudirektors Gabriel de Gabrieli (1671-1747). Das Ölgemälde trägt den Titel „Bildnis der Giovanna Marta de Gabrieli mit ihrem Sohn Adam Emanuel“. Das stimmungsvolle Doppelportrait von 1716 zeigt Giovanna Marta de Gabrieli, die erste Gattin Gabrielis, mit dem gemeinsamen Sohn Adam Emanuel (1715-1785) als Einjährigen und entstand damit ein Jahr nach dem Tode seiner noch jungen Mutter. Dies erklärt den eigenartig schemenhaften, ja geheimnisvollen Charakter ihres Bildnisses.

Selbstbewusst erwidert das Kleinkind in zartem Hemdchen den Blick des Betrachters. Die junge Frau links im Hintergrund scheint den Kleinen liebevoll und mit leiser Melancholie zu mustern. Ein dunkles Tuch, das sie dem Kind um die Schultern zu legen scheint, rückt sie barriereartig in den Hintergrund.

Gabriel de Gabrieli, geboren 1671 in Roveredo, dem Hauptort des italienischsprachigen Misoxtales im Schweizer Kanton Graubünden, war seit 1694 sowohl für das Haus Lichtenstein zu Wien als auch für die Markgrafen von Ansbach als Architekt tätig. 1709 erlangte er die Ernennung zum fürstlich ansbachischen Baudirektor im Range eines Hofkammerrats. Solchermaßen finanziell wie gesellschaftlich wohl bestellt, reiste der damals bereits 39jährige noch im Winter 1709/10 in seine Heimat, um dort am 11. Februar Giovanna Marta Tini zu ehelichen. Seine Frau war mit 20 Jahren noch sehr jung und folgte ihrem Ehemann ins Ausland, was für Misoxer Verhältnisse durchaus nicht die Regel war. Hier hatten die Eheleute in relativ kurzer Zeit aufeinander folgend fünf Kinder. Die Geburt des letzten Kindes, des am 1. Juli 1715 getauften Adam Emanuel, überlebte die junge Ehefrau nur um wenige Tage; sie verstarb an Kindbettfieber. Giovanna Marta wurde in der Stiftskirche zu Herrieden bestattet. Bald darauf übersiedelte Gabrieli nach Eichstätt, wobei der Tod der geliebten Frau und die Sorge um die Zukunft der Kinder neben anderem ein privater Grund für sein Scheiden aus Ansbach gewesen sein dürfte.

Am 8. Mai 1745 wurde Adam Emanuel durch Weihbischof Johann Gottfried Groß von Trockau in der Johanneskapelle des Eichstätter Domes zum Priester geweiht. Adam Emanuel, Doktor der Theologie, apostolischer Protonotar und Spitalpfarrer bei Heilig Geist, verstarb 70jährig am 17. April 1785 und wurde auf dem Eichstätter Ostenfriedhof begraben. Sein Grabstein befindet sich neben dem Denkmal seines berühmten Vaters.

Das 1997 aus Privatbesitz für das Domschatz- und Diözesanmuseum erworbene Bildnis der Giovanna Marta de Gabrieli mit ihrem Sohn Emanuele zeigt die Liebe eines Vaters für seinen Sohn und ist zugleich eine letzte Liebeserklärung an die viel zu früh verschiedene Ehefrau.