Eichstätt. (pde) – Jedes Jahr wird vom 18. bis 25. Januar die internationale „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ begangen. In diesem Jahr steht der Zusammenhalt aller Christinnen und Christen im Mittelpunkt. Die Aktionswoche bietet auch Gelegenheit, die Ökumene im Bistum Eichstätt in den Blick zu nehmen. Ein ökumenisch-liturgischer Kalender gibt Anregungen für überkonfessionelle Feiern.
Während dieser Ökumene-Woche kommen Christen aus unterschiedlichen Konfessionen zusammen, um gemeinsam für die Einheit der Christenheit zu beten. So auch beim alljährlichen ökumenischen Gottesdienst zum Neujahrsempfang des Diözesanrates in Eichstätt. Die Gebetswoche ist auch ein wichtiges Zeichen für die ökumenische Zusammenarbeit, wie Domkapitular Wolfang Hörl erklärt: „Während wir zu besonderen Anlässen ökumenische Gottesdienste feiern, zum Beispiel am Weltgebetstag der Frauen (in diesem Jahr am 1. März), beten wir in dieser Woche um die Einheit der Christen an sich“. Der Auftrag Jesu dazu laute: „Vater, lass sie eins sein, wie wir eins sind“.
Domkapitular Hörl ist zweiter Vorsitzender der Ökumene-Kommission des Bistums Eichstätt. In dieser Funktion vertritt er Bischof Gregor Maria Hanke und die Diözese im Ständigen Ausschuss der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bayern, in der 20 Kirchen zusammengeschlossen sind. Zudem ist er Mitglied in der Konferenz der Deutschen und der Bayerischen Ökumene-Referenten. Hörl blickt positiv auf den aktuellen Stand der Ökumene im Bistum, zumindest was die Zusammenarbeit zwischen den christlichen Kirchen betrifft: „In unseren drei Stadt-ACKs in Nürnberg, Ingolstadt und Schwabach und im bilateralen Verhältnis in Neuendettelsau läuft die Arbeit sehr gut.“ Tatsächlich werde Ökumene vor Ort in den Kirchengemeinden viel stärker gelebt als Diskussionen auf nationaler und internationaler Ebene erscheinen lassen. „Die vielen konfessionsverbindenden Ehen machen das, Gott sei Dank, erforderlich“, erklärt Hörl.
Ökumenisch-liturgischer Kalender
Stolz ist Domkapitular Hörl auch auf den ökumenisch-liturgischen Kalender der Diözese Eichstätt. „Bei der Ökumene-Fortbildung der Kapläne und der Pastoraltheologen der Diözesen Bamberg, Eichstätt und Würzburg wird immer darauf hingewiesen“. Der Kalender listet verschiedene Zeiten und Anlässe im Kirchenjahr auf, an denen sich Feiern von ökumenischen Gottesdiensten und überkonfessionellen Gebetsstunden anbieten. In der Advents- und Weihnachtszeit können das zum Beispiel gemeinsame Andachten oder Vespergottesdienste mit anschließenden Begegnungen sein oder auch ein Adventsgottesdienst in einer zentralen Kirche oder Kapelle gefolgt vom einem Frühstück. In der österlichen Bußzeit hat sich an Wochentagen vielerorts die sogenannte „Frühschicht“, das sind Wortgottesdienste für Jugendliche und junge Erwachsene mit anschließendem Frühstück, etabliert. Am Freitag vor Palmsonntag findet in manchen Gemeinden ein ökumenischer Jugendkreuzweg statt. Der ökumenisch-liturgische Kalender schlägt zudem gemeinsame Andachten für Erwachsene und Kinder zum Thema „Hungertuch“ im Zusammenhang mit der Misereor-Fastenaktion oder eine Besinnung zur Passionszeit und Predigtreihen zur Fastenzeit vor. Meditativ und kirchenmusikalisch gestaltete Passionsandachten können das ökumenische Angebot in der Karwoche ergänzen. In der Osternacht kommen an einigen Orten evangelische und katholische Kirchengemeinden bereits seit Jahren zum gemeinsamen Vespergottesdienst mit Lichtfeier zusammen. Eine ökumenische Andacht oder ein Taufgedächtnisgottesdienst regt der Kalender für den Abend des Pfingstmontags an.
Im Sommer bieten sich konfessionsübergreifende Andachten im Freien an, auf Pilgerwegen beziehungsweise bei Wallfahrten. Im September stehen Schulgottesdienste sowie Gottesdienste zum Tag der Schöpfung an. Weitere Termine, die laut dem Kalender sich gut für eine ökumenische Feier eignen, sind der Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober), Erntedank, die Erinnerung an die Opfer der „Reichspogromnacht“ (9. November) sowie der Volkstrauertag, am dem der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht wird. Auch eine Wortgottesdienstreihe mit dem Schwerpunkt „Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung“ zur Friedensdekade (mit Abschluss am Buß- und Bettag) wird empfohlen.
„Was davon praktiziert wird, das entscheiden die Gemeinden vor Ort eigenständig“, erklärt Hörl. „Ökumene muss nichts Ebenmäßiges sein, sondern etwas Alltägliches“, sagt der Eichstätter Domkapitular, der derzeit als Stadtpfarrer von Schwabach tätig ist. „Bei uns ist jeden Samstag um 10 Uhr ökumenischer Gottesdienst der Stadt-ACK“, sagt Hörl. Ein Blick ins Internet zeigt, dass ökumenische Gottesdienste bei vielen Pfarreien und Pfarrverbänden der Diözese Eichstätt auf der Gottesdienstordnung stehen.
Hörls Blick auf die Ökumene weltweit ist indes weniger enthusiastisch: „Momentan sind wir da eher in einer Phase der Ernüchterung oder, positiver formuliert, des Innehaltens“. Im Jahr 2030 feiere die Confessio Augustana ihren 500. Geburtstag. „Ich hoffe, dass das historische Ereignis uns Gelegenheit gibt, wieder Fahrt aufzunehmen“, blickt Hörl voraus. Durch die klärenden Artikel des Augsburger Bekenntnisses versuchten die Reformatoren ursprünglich, die Gemeinsamkeit mit der katholischen Kirche wiederzuerlangen. „Es ist in seinem Ziel also ein ökumenisches Bekenntnis“, wie es auf der Website der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands heißt. Domkapitular Hörl bleibt auch deshalb zuversichtlich: „Eines Tages kommt es zur Einheit der Christen, weil der Herr es will.“
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