Gelebte Ökumene
Von den rund 33.000 Einwohnern Langwassers bekennen sich 8.766 Menschen (26,46 Prozent) zur katholischen, 7.519 (22,69 Prozent) zur evangelischen Kirche (Stand: 2022). Die „Zentrale Anlaufstelle“ mit ökumenischem Pfarrbüro ist nach Auffassung der Beteiligten ein weiteres Zeichen der bewährten Zusammenarbeit zwischen beiden Konfessionen. „Dass die Kirchen in Langwasser, und damit auch ihre Gemeinden, schon seit Jahren gut miteinander leben, ist sicherlich auch der taktisch klugen Planung des Stadtentwicklers Franz Reichel zu verdanken“, erzählt Ilona-Maria Kühn. Reichel hat den Stadtteil, der als Prototyp einer sogenannten „Trabantenstadt“ gilt, auf einem Gelände geplant, das während des Nationalsozialismus als Massenzeltlager für Teilnehmer der Reichsparteitage diente. „Schon in den 1950er Jahren lag es ihm am Herzen, in jedem Viertel Platz zu finden sowohl für eine katholische als auch eine evangelische Kirche, am liebsten in direkter Nachbarschaft“, berichtet Kühn. So entstanden vier evangelischen Gemeinden (Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, Martin-Niemöller-Kirche, Paul-Gerhardt-Kirche und Passionskirche) und –gebietsmäßig fast deckungsgleich – vier katholische Pfarreien (Menschwerdung Christi, St. Maximilian Kolbe, Heiligste Dreifaltigkeit, Zum Guten Hirten), die zu Beginn dieses Jahres zur Pfarrei Hl. Edith Stein fusionierten.
In Langwasser ist man gerne ökumenisch unterwegs. „Man kann sagen, je näher die Kirchengebäude zusammenstehen, desto besser hat sich die Ökumene im Laufe der Jahre entwickelt“, so Kühn. Gemeindefeste werden oft gemeinsam gefeiert. Der Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt findet jedes Jahr mit allen acht Gemeinden an einem zentralen Ort, am Heinrich-Böll-Platz, statt. Es gibt einen ökumenischen Gottesdienst beim Volksfest „Langwasser-Kirchweih“. Einige der acht Kirchengemeinden bieten regelmäßig ökumenische Andachten und Gottesdienste an und organisieren Veranstaltungen für Familien der beiden Konfessionen. Jeden Sonntag lädt die Ökumenische Kinderkirche alle Kinder bis 12 Jahre aus Langwasser in die Martin-Niemöller-Kirche ein. Seit 1986 bildet die katholische Gemeinde St. Maximilian Kolbe zusammen mit der evangelischen Gemeinde Martin Niemöller das einzige Ökumenische Zentrum der Diözese Eichstätt. Beim „Langwasser-Adventsmarkt“ präsentieren sich die katholische und evangelische Kirche an einem ökumenischen Stand. Die Gemeinden Martin Niemöller und St. Maximilian Kolbe versammeln sich jährlich um das Osterfeuer und feiern anschließend einen Familiengottesdienst. Eine Kleiderkammer für Menschen aus der Ukraine entstand aus der Kooperation zwischen der Freien Christengemeinde Langwasser und der Martin-Niemöller-Kirche, St. Maximilian Kolbe, dem Verein Ukraine-Hilfe und vielen ehrenamtlichen Mitarbeitenden.
2021 wurde das Projekt „Ökumenisch in Langwasser“ gestartet, das Ilona-Maria Kühn, eine katholische Betriebswirtin mit langjähriger Berufserfahrung in der evangelischen Kirche, leitet. Drei Jahre lang soll dieses Projekt prüfen und davon möglichst viel auf den Weg bringen, wo die beiden großen Kirchen in Verwaltung und Organisation etwas zusammenlegen und gemeinsam unterwegs sein können. Ein erstes Ergebnis ist die „Zentrale Anlaufstelle“ mit dem ökumenischen Pfarrbüro.
Weitere Informationen unter Tel. 0177 6439311, E-Mail: projekt(at)oekumenisch-in-langwasser(dot)de sowie im Internet: oekumenisch-in-langwasser.de.