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„Wenn der Glaube Schule macht“

Die Diözese Eichstätt lädt Lehrer und Schüler zu Projektarbeit ein / Präsentation bei Willibaldswoche

Ein Schulgebetbuch, ein Fastentuch oder ein Brunnen für den Schulhof, auf dem die Diözesanheiligen Willibald und Walburga dargestellt sind – das sind drei von zahlreichen Arbeiten, die gerade in Schulen im Bereich der Diözese Eichstätt im Entstehen sind und die einen Beitrag zum Schulprojekt des Bistums im Jahr des Glaubens darstellen. Was Schülern und Lehrern aller Schularten, Jahrgangsstufen und Konfessionen unter dem Motto „Wenn der Glaube Schule macht“ eingefallen ist, das können sie in Form einer Dokumentation bei der Schulabteilung des Bischöflichen Ordinariats Eichstätt einreichen.

Eine Art Spurensuche

Nicht der Wettbewerb oder die Kür des schönsten Kunstwerks soll dabei im Vordergrund stehen, „sondern es soll in erster Linie ein Impuls sein, nach Spuren des Glaubens Ausschau zu halten“, erläutert Studiendirektor i. K. Richard Baumeister von der Schulabteilung, der das Projekt ausgearbeitet hat. Bereits zu Beginn des Schuljahres hatte Baumeister „an alle Schulen im Bistum, die wir per Mail erreichen konnten“ ein Rundschreiben versandt, in dem er den Schulleitungen und Lehrkräften das pastorale Anliegen des Glaubensjahres und insbesondere die Idee eines fächerübergreifenden Glaubensprojekts in der Schule (siehe S. 5) erläuterte. Zugleich enthielt der Brief konkrete Vorschläge, wie solch eine Projektarbeit angepackt werden kann: Zum Beispiel durch die Begegnung mit der Lebensgeschichte von Menschen, die zu Glaubenszeugen, zu Heiligen wurden. Oder durch die Auseinandersetzung mit der Frage, wie Menschen die Welt ein Stück gerechter machen können, indem sie nach dem Evangelium leben und handeln. Aber auch durch Themen wie: „Was verbindet Christen verschiedener Konfessionen?“ oder „Welche christlichen Werte sollen in unserer Schulgemeinschaft hochgehalten werden?“

An so mancher Schule – dessen ist sich Baumeister bewusst – genießt das Fach Religion keinen hohen Stellenwert im Fächerkanon, finden die Lehrkräfte bei der Schulleitung nicht den Rückhalt und die Unterstützung, die sie brauchen würden. Gerade diese Lehrerinnen und Lehrer möchte der langjährige Religionslehrer, der jetzt in der Lehrer-Fortbildung tätig ist, ermuntern, das Schulprojekt aufzugreifen, um an ihrer Schule „zumindest einen Anstoß zu geben“.

Es gibt aber auch ermutigende Beispiele: Auf offene Ohren stieß das Glaubensprojekt etwa beim Rektor der August Horch-Volksschule Titting, Werner Bamberger-Philipp. Projektarbeit sei immer begrüßenswert, weil sie „zu einer höheren Identifikation mit dem Fach und dessen Zielen und letztlich auch mit der Schule“ führe, stellt er fest. Beim Schulgottesdienst vor Weihnachten hatten die Religionslehrkräfte der Schule, Julia Niefnecker, Lieselotte Heieis, Petra Harrer, Erich Holland sowie Pfarrer Peter Hauf ihre Projektarbeit zum Jahr des Glaubens gestartet. Unter dem Motto „Heilige – Sterne des Glaubens“ machten

verschiedene Jahrgangsstufen Bekanntschaft mit den Bistumspatronen Willibald und Walburga, mit der heiligen Elisabeth, dem heiligen Michael (Patron der Tittinger Kirche), der heiligen Anna Schäffer und der seligen Mutter Teresa von Kalkutta. Was sie an Wissenswertem zusammengetragen haben, werden die Kinder ab März auf Schautafeln in der

Aula allen Mitschülern zeigen. Konkrete Bezugspunkte finden sich im Unterrichtsgespräch immer wieder: „Aus meiner vierten Klasse waren einige Kinder im vergangenen Herbst in Rom bei der Heiligsprechung von Anna Schäffer“, berichtet Petra Pfaller. Und in der fünften Klasse von Julia Niefnecker, die das Glaubensprojekt an der Schule angeregt hat, sitzen gleich drei Buben, deren Namenspatron der heilige Michael ist. Mit derselben Klasse hat die Religionslehrerin auch Gebete erarbeitet, die die Schülerinnen und Schüler frei formulieren konnten. Sie sollen Bestandteil eines künftigen Schulgebetbuchs werden.

Bewährtes und Neues

An der Knabenrealschule Rebdorf gibt es schon lange Klassen-Gebetssammlungen aus Schülerhand, so wie die religiöse Projektarbeit an der Schule in Trägerschaft der Diözese Eichstätt insgesamt einen hohen Stellenwert in Unterricht und Schulleben hat. Von den acht Projekten, die die Rebdorfer in der diözesanen Schulabteilung angemeldet haben, „bestehen die meisten seit Jahren“, nennt Schulseelsorger und Religionslehrer Pater Rolf Biegler beispielsweise die Sternsinger-Aktion der sechsten Klassen, die als Könige verkleidet bei ihren Klassenkameraden Spenden für Kinder und Jugendliche in Guatemala sammeln. Einige neue Angebote sind speziell zum Jahr des Glaubens hinzugekommen. So erzählte etwa unter dem Motto „Beruf und Berufung“ ein Ordensmann über seinen Werdegang und beantwortete Fragen der Schüler, die „kein Blatt vor den Mund genommen haben“, wie Biegler berichtet. Seine Kollegin Anna Dirsch, die Religion und Deutsch unterrichtet, organisierte mit der Schülermitverwaltung, deren Betreuungslehrerin sie ist, erstmals eine Spendenaktion zugunsten der Eichstätter Tafel.

Das diözesane Schulprojekt bietet auch die Möglichkeit, Glaubensthemen künstlerisch-kreativ zu verarbeiten und im Klassenverband ein christliches Symbol, eine Skulptur, ein „Denk-Mal“ zu schaffen. Auch hier waren die Rebdorfer bereits mit Eifer bei der Sache. „Gestern erst ist unsere Glaubens-Säule fertig geworden“, berichtet Kunstlehrerin Sandra Härtl und zeigt eine fast mannshohe Stele, die aus 28 einzelnen Relief-Schnitzarbeiten zusammengesetzt ist. Neuntklässler haben Szenen aus dem Leben Heiliger dargestellt – anhand von Beschreibungen, die die Lehrerin mit in den Unterricht gebracht hatte. Im Werkraum nebenan sind zwei fast fertige Bildnisse der Diözesanheiligen Willibald und Walburga zu bewundern. Sie wurden in Mosaiktechnik aus Fliesenstückchen auf eine Platte geklebt und sollen einmal einen Brunnen im Innenhof der Schule zieren.

Ebenso selbstverständlich wie die Rebdorfer beteiligen sich weitere kirchliche Schulen am Glaubensprojekt: Die Mädchenrealschule Abenberg zum Beispiel entfaltet unter dem Motto „Der Glaube hat viele Gesichte“ zahlreiche Aktivitäten – vom Thema „Glaube und Gott aus naturwissenschaftlicher Sicht“ im Physikunterricht bis zum Wandkalender, der Feste des Kirchenjahrs abbildet. Die Mädchenrealschule Maria Ward in Eichstätt kündigt an, nach dem Vorbild der mobilen Schäferwagenkirchen im fränkischen Seenland eine „Kirche unterwegs“ anzubieten.

Berufsschul-Kreuze

Zur Freude des diözesanen Schulreferats hat auch die staatliche Berufsschule Eichstätt ein Projekt angemeldet: Anlässlich des bevorstehenden Einzugs in das neue Schulgebäude hatte Religonslehrer Sepp Heinloth seine Elft- und Zwölftklässler gefragt: „Was meint Ihr, gehören Kreuze in die Schule?“ Und die meisten der Teenager antworteten darauf mit Ja. Sie ließen es aber nicht bei Lippenbekenntnissen bewenden, sondern fertigten auf Heinloths Anregung daheim in ihrer Freizeit zahlreiche, ganz unterschiedlich gestaltete Kreuze – 28 aus Metall und zwölf aus Holz – für die neuen Schulräume. Dabei konnten sie auch gleich ihre handwerklichen Fähigkeiten im Umgang mit dem jeweiligen Werkstoff unter Beweis stellen. Im Unterricht hatte Heinloth zuvor die religiöse Symbolik des Kreuzes mit den Schülern erarbeitet. 

Gleich mehrere Gründe führt der Religionslehrer Gerhard Gürtler an, warum er gemeinsam mit Kollegen – auch evangelischen – und Schülern der Nürnberger Bertolt Brecht-Schulen eine Projektarbeit zum christlichen Widerstand in der NS-Zeit durchführen will. Zum einen stehe dieses Thema im Lehrplan der neunten Klassen aller Schularten, zum anderen „steht unsere Schule direkt auf dem Gelände des Zeppelinfelds, wenige Meter vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. Unsere Schulkirchen sind nach Maximilian Kolbe und Martin Niemöller benannt“.

Eine Chance für Reli

An einer frisch eröffneten Schule, dem Gymnasium in Gaimersheim, unterrichtet Jutta Pfältzer Religion und Englisch. Für die Teilnahme am diözesanen Schulprojekt hat sie ein Thema gewählt, das in der sechsten Klasse auf dem Lehrplan steht: Kinder in der Einen Welt. „Momentan sind wir noch am Sammeln von Informationen“, gibt sie Auskunft. Für das Thema Kinderrechte interessierten sich ihre Schützlinge sehr, meint Pfältzer, die in einem nächsten Schritt – in Zusammenarbeit mit dem Kunstlehrer – mit den Schülern ein modernes Fastentuch gestalten will. In der Fastenzeit möchte sie zusätzlich Info-Tafeln über die Arbeit des Hilfswerks Misereor aufstellen.

Für das Schulprojekt zum Jahr des Glaubens „bin ich dankbar“, stellt die Lehrerin fest, „weil damit auch der Religionsunterricht Chancen bekommt, sich einmal nach außen zu präsentieren, nicht nur Projekte in Mathematik oder Fremdsprachen“.                       

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 6 vom 10. Februar 2013