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Strukturwandel und andere Sorgen

Bundesarbeitsgemeinschaft der Landwirtschaftlichen Familienberatungen tagt im Bistum Eichstätt

Viele Tageszeitungen druckten vergangene Woche ein Bild, das beim Fotoshooting für den nächsten Jungbauernkalender entstanden war: hübsche junge Frauen in Hotpants, die fröhlich über eine Wiese springen und –so der Text –  „stilvoll und modern das Selbstbewusstsein der Landwirtschaft von heute“ ausdrücken. Am selben Morgen kam im Bildungshaus Schloss Hirschberg eine Gruppe von Fachleuten zusammen, die auch um die Probleme und Schattenseiten der bäuerlichen Existenz weiß: Die „Bundesarbeitsgemeinschaft der Landwirtschaftlichen Familienberatungen und Sorgentelefone“ (BAG), die ihre dreitägige Jahrestagung heuer im Bistum Eichstätt hielt.

In der 1992 als bundesweite Interessengemeinschaft gegründeten BAG haben sich Einrichtungen zusammengeschlossen, die mit ihrem Beratungsangebot Landwirtsfamilien in schwierigen wirtschaftlichen oder familiär-persönlichen Situationen, unterstützen und begleiten. Die Mitgliedseinrichtungen werden vorwiegend von katholischer und evangelischer Kirche getragen. Eine von ihnen ist die Landwirtschaftliche Familienberatung (LFB) der Katholischen Landvolkbewegung in der Diözese Eichstätt. Deren Koordinatorin, Maria Weidenhiller, freute sich, rund 60 Tagungsteilnehmer in Schloss Hirschberg willkommen zu heißen, die aus Oberbayern ebenso angereist waren, wie aus dem Emsland. Zu ihnen gesellten sich Gäste von Partnerorganisationen in der Schweiz, in Südtirol, Österreich, Frankreich und Belgien.

Die Eröffnungsrede hielt Ministerialdirektor Hubert Bittlmayer. Der Amtschef des Landwirtschaftsministeriums kommt selbst aus dem Landkreis Eichstätt. Die Grüße der Diözese Eichstätt übermittelte Domkapitular Prälat Dr. Christoph Kühn. Auch Diözesanlandvolkpfarrer Roland Klein kam zum Auftakt des Treffens, das vom Vorsitzenden der BAG, Hartmut Schneider moderiert wurde. Er wies im Gespräch mit der KiZ auf einen „dramatischen Strukturwandel“ in der Landwirtschaft in den letzten zehn Jahren hin. Massive Konzentration habe eingesetzt, die Betriebe seien „unglaublich gewachsen“ und glichen immer mehr Industriebetrieben.

Die bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller nahm „dieDifferenzierung der Gesellschaft in unterschiedliche Lebensmodelle“ in den Blick, die auch vor der Landwirtschaft nicht halt mache. Die Agraringenieurin Rebecca Oellermann erinnerte sich an die eigene, geborgene Kindheit auf dem Bauernhof und gestand, dass sie noch zögere, den elterlichen Hof zu übernehmen, auch wenn ihr Vater nachhake: „Rebecca, wir würden es gern langsam ‘mal wissen.“ Abgerundet wurde die Tagung durch eine Besichtigung des Klosters Plankstetten und seiner Landwirtschaft.

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 25 vom 21. Juni 2015