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Abt von Münsterschwarzach

Plazidus Vogel aus Rehau vor 100 Jahren geweiht / Sein Neffe folgte 1959

Im April 1871 kam in Rehau bei Monheim, ganz im Süden der Diözese Eichstätt, in der Familie Vogel ein Bub zur Welt, der auf den Namen Hans Georg getauft wurde. Unter seinem Ordensnamen Plazidus sollte er später der erste Abt der wiedererrichteten Abtei Münsterschwarzach werden. Genau 100 Jahre ist das jetzt her.

Am 1. April 1914 erfolgte die Erhebung des neu belebten Klosters zur Abtei, am 14. April feierte man die Weihe des Abtes Plazidus – auf diesen Namen war kurz zuvor auch sein kleiner Neffe in Monheim getauft worden. Der wiederum sollte 1959 als Abt Bonifaz von Münsterschwarzach in die Fußspuren seines Onkels treten.

Gründungsauftrag

1887 war Hans Georg Vogel ins oberbayerische Kloster St. Ottilien gekommen, wo er das Gymnasium besuchte und 1890 ins Noviziat aufgenommen wurde. 1895 wurde er zum Priester geweiht. Mit 30 Jahren erhielt er 1901 den Auftrag, eine Neugründung der Abtei im unterfränkischen St. Ludwig auf-zubauen. Weil es damals aber sehr viele Novizen gab, wurde das Priorat schon bald wieder zu klein, so dass die Benediktiner 1913 die Überreste des alten Klosters Münsterschwarzach erwarben.

Um 780 von der Gattin Karls des Großen als Frauenkloster gegründet, war es später von Benediktinern besiedelt worden. 1803 fiel es jedoch der Säkularisation zum Opfer und verfiel, die ehemals prächtige Kirche brannte nach einem Blitzschlag ab. In harter Arbeit setzten die Mönche das Anwesen instand. Auf den neuen Abt Plazidus, der in den Vorjahren den Erzabt von St. Ottilien auf eine große Visitationsreise nach Korea und Ostafrika begleitet hatte, warteten große Herausforderungen, zumal kurz nach seiner Weihe der erste Weltkrieg begann.

Nach dessen Ende wurde die Abtei weiter ausgebaut, der Konvent wuchs rasch. Die Krönung des Lebenswerks von Abt Plazidus sollte die neue Abteikirche von Münsterschwarzach werden, deren Planung und Bau mitten in die Zeit des Nationalsozialismus fiel. Am Heiligenabend 1936 feierte der Konvent den ersten Gottesdienst in der mit eigener Hände Arbeit errichteten Kirche. Abt Plazidus war damals schon schwach und krank. Die Aufhebung der Abtei durch die Nationalsozialisten 1941 musste er noch miterleben. Am 18. Mai 1943 verstarb er im Kloster der Erlöserschwestern in Lülsfeld im Kreis Schweinfurt, 1947 wurde sein Sarg in das wiedereröffnete Kloster Münsterschwarzach überführt.

Sein 1938 zum Priester geweihter Neffe Plazidus, der im Orden den Namen Bonifatius angenommen hatte, war zu dieser Zeit schon Prior der Abtei. Dass er mit seinem Onkel Plazidus, in der Zeit, als beide vor 1941 in Münsterschwarzach gelebt hatten, nicht immer einer Meinung war, das berichtete Abt Bonifaz viele Jahre später dem Klosterchronisten Dr. Johannes Mahr. So habe er sich dem Wunsch seines Onkels widersetzt, in Rom zu studieren, weil er lieber bei seinen Kurskollegen in Würzburg bleiben wollte: „Er war stur, ich war stur – und am Ende habe ich gewonnen“. Von 1959 bis 1982 war Bonifaz Vogel Abt von Münsterschwarzach. 2004 verstarb er im Alter von 92 Jahren.

Mann des Ausgleichs

Sein Nachfolger, der jetzige Altabt Pater Fidelis Ruppert, beschreibt ihn als Mann des Ausgleichs. Abt Bonifaz habe viel Wert auf eine gute Ausbildung der Patres und der Brüder gelegt: „Wer irgendwie konnte, hat die Meisterprüfung gemacht“. Dass die Zahl der Ordensmitglieder zusehends schwand, daran habe der Abt schwer getragen, erinnert sich Pater Fidelis. Er weiß aber auch eine lustige Anekdote zu berichten über den Abt, der immer wieder als Firmspender in sein Heimatbistum Eichstätt kam: Weil das Wappen von Bonifaz drei Vögel zeigte, witzelten Mitbrüder oft, wann denn endlich der dritte Vogel in die Abtei eintrete. Dazu ist es bis heute nicht gekommen. „Der liebe Gott hats anders gemeint“, findet Bonifaz Neffe Xaver Vogel aus Rehau. Das 1960 entworfene Wappen von Rehau jedenfalls zeigt stolz zwei gekreuzte Abtstäbe. Und Altabt Fidelis findet: „Zwei Äbte aus einer Familie sind ja auch schon viel.“                    

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 13 vom 30. März 2014