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20.07.2021

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland – Diözese Eichstätt

Haus in der Westenstraße 2, Eichstätt. Foto: Thomas Henke

Pfahlstraße 45: Haus des Vorbeters Emil Goldschmidt, in dem sich ein Betsaal befand. Foto: Thomas Henke

Im Gebiet der heutigen Diözese Eichstätt findet sich seit dem Mittelalter jüdisches Leben. Mit zu den frühesten jüdischen Gemeinden gehören neben Eichstätt und Ingolstadt Weißenburg, Amberg, Berching, Neumarkt, Gunzenhausen und Wassertrüdingen. In den meisten dieser Dörfer und Städte werden Juden erstmals im Zusammenhang mit der sog. Rintfleisch-Verfolgung 1298 genannt. Weitere frühe Zeugnisse jüdischen Lebens geben die Berichte über die Judenverfolgungen im Zusammenhang mit der Pest 1348/49, wie z.B. in Ansbach, Harburg, Sulzbach-Rosenberg und Treuchtlingen.

Bis ins 20. Jh. bilden sich in vielen weiteren Dörfern und Kleinstädten jüdische Gemeinden, die sich auffallend im fränkischen und schwäbischen Raum ballen. Im oberpfälzischen Gebiet der Diözese finden sich weit weniger Spuren jüdischen Lebens, im oberbayerischen nur vereinzelt.

In Eichstätt selbst sind nur wenige Spuren jüdischen Lebens zu finden. Erste schriftliche Belege für jüdische Bewohner gibt es im späten 13. und frühen 14. Jh. Auch in Eichstätt kam es zur Zeit der Pest 1348 zu Judenverfolgungen, Mitte des 15. Jh. wurden die Juden dauerhaft durch Bischof Johann III von Eych aus dem Hochstift Eichstätt ausgewiesen. Für diese Zeit ist eine „Judenschul“ mehrfach belegt, sie befand sich in der heutigen Webergasse, die Wohnhäuser der jüdischen Bewohner waren hauptsächliche in der heutigen Turmgasse, bis ins 16. Jh. Judengasse genannt.

Erst Mitte des 19. Jh. siedeln sich wieder jüdische Familien in Eichstätt an, ein Betsaal ist in der Westenstraße 2 bezeugt, ab 1903 befindet sich der Betsaal in der Pfahlstraße 45, dem Haus des Vorbeters Emil Goldschmidt. Insgesamt sind im 20. Jh. nur wenige jüdische Familien in Eichstätt ansässig, 1910 leben 46 Juden, 1933 noch 27 Juden in Eichstätt. Vor allem aufgrund des wirtschaftlichen Boykotts in der Zeit des Nationalsozialismus verlassen die meisten jüdischen Bewohner die Stadt, der letzte nach dem Novemberpogrom am 10. November 1938.

Heute gedenken vor allem die an den verschiedenen Häusern verlegten Stolpersteine des Künstlers Günter Demnig an die ehemals in Eichstätt lebenden jüdischen Personen.

Text: Katharina Hupp