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Exerzitienreferat

Impulse zur Osterzeit: "Österlich leben"

Teil 4: Lebendige Briefe

aus: Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt, Nr. 18, 6. Mai 2007, Seite 13.

Einen lieben Brief zu bekommen, ist immer noch schön. Heute gibt es viele Möglichkeiten, in Kontakt zu bleiben. Telefon, Fax, E-Mail und sms stehen zur Verfügung. Trotzdem kenne ich Menschen, die ganz bewusst noch Brief schreiben. Die handgeschriebenen Zeilen auf einem schönen Briefpapier sind dann ein Zeichen besonderer Wertschätzung. Sie sagen: Du bedeutest mir etwas. Ich habe mir für dich Zeit genommen. Ich teile ein Stück meines Lebens mit dir.

Ich weiß nicht, ob Sie in dieser Woche einen Brief eines lieben Menschen bekommen. Falls nur Rechnungen in Ihrem Briefkasten landen, können Sie sich ja vielleicht von dem Foto anregen lassen. Auch der Brief kann ein österlicher Impuls sein. Im Neuen Testament wird er als Symbol für die Christen verstanden. Im zweiten Korintherbrief heißt es: „Unverkennbar seid ihr ein Brief Christi“ (2 Kor 3,3). Ich finde, das ist ein großes Wort. Denn es bedeutet: Wer mir begegnet, der kann in mir etwas von Christus „ablesen“. Er kann in meinem Sprechen, Denken oder Handeln etwas von Jesus erkennen. So groß denkt Gott also von mir. Und umgekehrt kann auch ich im Anderen einen Wesenszug Jesu entdecken. Ein Wort oder eine Geste kann dann plötzlich viel mehr bedeuten.

Vielleicht lässt sich da in dieser Woche so manche Entdeckung machen:

  • Sie könnten sich fragen: Wie viele „Briefe“ wird mir der Auferstandene in dieser Woche wohl „schreiben“? Durch welche Menschen begegnet Er mir? Das Wort des Apostels Paulus lädt ein, die Menschen, denen ich begegne noch einmal ganz neu wahrzunehmen.
  • Wer dem Auferstandenen zutraut, dass Er Seine „Briefe“ auch heute noch schreibt, für den sind Worte und Gesten für eine tiefere Bedeutung offen. Vielleicht hören Sie ja in einer Begegnung ein Wort oder eine Einladung, die Ihnen ganz persönlich gilt. Es kann sein, dass Sie das gleich während des Gesprächs spüren. Es könnte sich aber auch lohnen, am Abend eines Tages noch einmal auf die Menschen zu schauen. Dabei könnten Sie den Herrn fragen: Durch wen hast du mir heute einen „Brief“ geschrieben und was war deine Botschaft für mich?
  • Sie dürfen sich aber auch selbst daran erinnern, dass Sie ein Brief Christi sind. Ganz gleich, mit wem sie es zu tun haben, was wäre, wenn der Auferstandene ausgerechnet heute durch Sie einem Menschen nahe kommen möchte? Sie können sich fragen: Was würde Er wohl jetzt an meiner Stelle sagen? Wie würde Er sich vermutlich verhalten? Manchmal ist das der Anfang eines neuen Weges.

Österlich leben kann heißen, damit zu rechnen, dass die Zeichen und Möglichkeiten des Auferstandenen noch lange nicht ausgeschöpft sind. Er versendet Seine „Briefe“ auch heute. Viele solcher lebendiger Postsendungen wünscht Ihnen in dieser Woche

Ihr Michael Kleinert Pfarrer im Exerzitienreferat

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