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Exerzitienreferat

Impulse zur Osterzeit: "Österlich leben"

Teil 1: Wegweiser zum Leben

aus: Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt, Nr. 14, 8. April 2007, Seite 13.

Ein vertrautes Bild. Jedenfalls auf den ersten Blick. Es zeigt blaue Autobahnschilder wie sie in ganz Deutschland zu sehen sind. Sie weisen den Weg zur nächsten Schnellstraße. Sie zeigen die Richtung an, mit der ein Autofahrer am schnellsten sein Ziel erreicht. Doch statt München, Berlin oder Hamburg steht auf den Schildern etwas ganz anderes. "Glaube" ist da zu lesen. "Sehnsucht", "Vaterland", "Charakter", "Geist". Die Schilder stammen von einer Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg und sie überraschen. Denn auf welcher Autobahn käme man zu seinem Charakter? Wo fände man zum Glauben? Und ob es einen direkten Weg gibt, auf dem die Sehnsucht ihre Erfüllung findet?

Gerade weil auf keiner Straße in Deutschland solch ein Wegweiser zu sehen ist, wollen die Schilder Aufmerksamkeit wecken. Sie fragen: Auf welchen Wegen bist du unterwegs? Welches Ziel steuerst du an? Und woran orientierst du dich, um dieses Ziel zu erreichen? Wenn Sie sich von diesem Bild angesprochen fühlen, dann könnten Sie es in dieser Woche an einen Ort legen, auf den Ihr Blick immer wieder einmal fällt. Vielleicht nehmen Sie eine Einladung wahr. Zum Beispiel könnten Sie sich fragen, was Sie auf diese Schilder schreiben würden. Steht da vielleicht auf einem Schild das Wort "Neue Hoffnung", weil Sie sich wünschen, gerade jetzt, in einer schwierigen Phase, wieder etwas mehr Licht zu sehen? Oder ist es ihr Ziel, wieder mehr Zeit mit Ihrer Familie zu verbringen? Notieren Sie vielleicht "Auszeit" auf ein Schild, weil Sie merken: Ich muss mir selbst etwas Gutes tun? Es kann nicht so weiter gehen wie bisher. Oder würden Sie vielleicht den Namen Ihres Partners, Ihrer Partnerin auf ein solches Schild schreiben?

Österlich zu leben, heißt bewusst zu leben. Es bedeutet, mehr vom Leben zu erwarten, als es auf den ersten Blick herzugeben scheint. Deshalb lohnt es sich, die Ziele des eigenen Lebens nicht aus den Augen zu verlieren. Was macht Ihr Leben lebenswert? Was gibt ihm eine Richtung? Was sind die Wegmarken, die dazu beitragen, dass Freude und Zufriedenheit einen festen Platz in Ihrem Leben haben?

Im Johannesevangelium sagt Jesus von sich: Ich bin gekommen, damit sie das Leben "in Fülle" haben (Joh 10,10). Vielleicht ist diese Woche Gelegenheit, dem Geschmack eines erfüllten Lebens wieder neu auf die Spur zu kommen. Und schön wäre, wenn Sie dem Vorfahrt geben könnten, was Ihnen dazu hilft, wünscht

Ihr Michael Kleinert, Pfarrer im Exerzitienreferat

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