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Fleischtheke und Familienbande

Bei den Pfarrgemeinderatswahlen im Bistum geben mehr als 112.000 Katholiken ihre Stimme ab

Die Stimmen sind ausgezählt. Um Punkt 18 Uhr endete am Wahlsonntag die Abgabefrist für die Briefwahlunterlagen zur Pfarrgemeinderatswahl 2014 und begann für die Helfer die Auswertung.

Zum ersten Mal fand die Abstimmung für die Laienvertreter als reine Briefwahl statt. Mit über 33 Prozent Wahlbeteiligung lag das Ergebnis deutlich über dem vergangener Wahlen. Vor vier Jahren waren nur 18,6 Prozent der Katholiken im Bistum Eichstätt an die Urnen gegangen. In 277 Pfarreien, Kuratien und Exposituren bewarben sich heuer laut einer Internetstatistik rund 2.800 Kandidaten um 2.151 Plätze. Dabei gab es Überraschungen, Kurioses und Alltägliches.

Krakauer bei der Urne

In vielen Orten konnten die Briefwahlunterlagen traditionell in Wahlurnen eingeworfen werden. Mal standen diese im Pfarrbüro, mal in der Kirche und mal im örtlichen Feuerwehrhaus. Wer in Landershofen allerdings seine Stimme abgeben wollte, konnte gleichzeitig Bratwürste und Brote einkaufen: hier war die Urne in der örtlichen Landmetzgerei aufgestellt.

Mangels öffentlicher Abgabestellen setzte sich in vielen kleineren Orten als Alternative das Prinzip „Privatbriefkasten als Wahlurne“ durch. Etliche Pfarrangehörige hatten ihren heimischen Postkasten zur Verfügung gestellt, um den Wählern ihres Ortes die Stimmabgabe zu ermöglichen. In Elbersroth half Doris Feßler aus und 30 Wahlberechtigte warfen ihre Umschläge bei ihr ein oder gaben sie persönlich ab. Wer am Wahlsonntag nicht auf Kaffee und Kuchen verzichten wollte, konnte in der Pfarrei St. Michael in Buxheim das Wahl-Café besuchen. Der Andrang im Pfarrstadl blieb zwar „hinter den Erwartungen zurück“, doch Hans Iberl vom (bisherigen) Pfarrgemeinderat war dennoch zufrieden. Durch das Wahl-Café sei „ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der Pfarrgemeinde“ geleistet worden.

Kreuzchen in der Kabine

16 Pfarreien verzichteten heuer auf die Möglichkeit der Briefwahl und setzten auf die bewährten Wahlkabinen und -lokale mit festen Öffnungszeiten am Wahlsonntag und teilweise auch schon am Samstag vorher.

In der Schwabacher Pfarrei St. Sebald war das Wahllokal eine halbe Stunde vor und nach den Gottesdiensten geöffnet (siehe Abb. 3). Im Gemeindehaus „Arche“ war die Stimmabgabe zusätzlich an zwei Stunden am Nachmittag möglich. In der größten Pfarrei des Bistums mit rund 11.000 wahlberechtigten Katholiken hatte man bewusst auf die Briefwahl verzichtet. Wie Wahlausschussvorsitzender Rupert Mayer im Gespräch mit der KiZ erklärt, wäre der Aufwand „zu hoch gewesen“. Mayer hat ausgerechnet, dass alleine für das Sortieren der Unterlagen der Pfarrsaal eine Woche lang belegt worden wäre. Für das anschließende Austragen veranschlagte er nach einer Hochrechnung zwischen 40 und 50 Arbeitstage. „Ein Briefträger der Post schafft 900 Briefkästen am Tag“, hat sich Mayer informiert. Seinen freiwilligen Helfern, überwiegend ältere Leute, wollte er das nicht zumuten. Offen spricht er von „Ehrenamtsmissbrauch“, die Leute wären „dadurch überbelastet worden“. Mayer kritisiert zudem die „faden Wahlunterlagen“ des Bistums. Ihm habe dabei eine weitergehende Information gefehlt, eine „Art direkte Wahlbenachrichtigung wie bei den politischen Wahlen“. Bei den Pfarrgemeinderatswahlen 2018 will er in Schwabach einen Flyer mit in die Wahlunterlagen packen, der „die Kirche etwas peppiger darstellt“.

Keine Kandidatenliste

Während in den allermeisten Gemeinden klassisch Kandidaten von einer Liste gewählt werden können, geht die Gemeinde in Traunfeld andere Wege. Die Pfarrgemeinderatswahl der Pfarrei St. Willibald, die zum Pfarreien-Verbund Kastl-Lauterhofen gehört, wird ganz bewusst als Persönlichkeitswahl durchgeführt.

„Wir sind eine kleine Gemeinde und im Dorf kennt jeder jeden“, erzählt Wahlvorstand Josef Bayerl. „Wenn bei uns jemand auf einer Kandidatenliste stehen würde und er würde dann nicht gewählt werden, dann wäre der Kandidat für immer verloren.“ Deswegen reden die Traunfelder miteinander, schreiben ihre Wunschkandidaten direkt auf – und nach der Wahl meldet sich dann Bayerl. „Wenn ich mit den Stimmen im Rücken jemanden Fragen kann, ob er in den Gemeinderat möchte, dann ist das viel einfacher.“ Seit den letzten drei Pfarrgemeinderatswahlen laufen deswegen die Wahlen in Traunfeld etwas anders, eben bewusst persönlich ab.

Und die Traunfelder fahren gut damit: Auch dieses Mal gab es wieder genug Kandidaten. „Es ist sehr gut gelaufen“, erzählt Bayerl am Morgen nach der Wahl. Alle bisherigen Pfarrgemeinderatsmitglieder wurden bestätigt, „und die Neuen haben sich klar herauskristallisiert.“ Bayerl ist guter Dinge, dass der neue Pfarrgemeinderat bald seine Arbeit aufnehmen kann. Es wird wohl auch in Zukunft bei Pfarrgemeinderatswahlen in Traunfeld keine Kandidatenlisten geben .

Köche und Quoten

Bäcker, Baggerfahrer, Bürokaufleute und auch Köche sitzen in den neu gewählten Gremien. Mit 61 Prozent liegt der Anteil der Frauen etwas höher als vor vier Jahren. Dies „spiegelt die Realität in den Pfarreien wider“, erklärt Richard Ulrich, der Geschäftsführer des Eichstätter Diözesanrats. An der Spitze von mehr als der Hälfte der bisherigen Pfarregemeinderäten standen schon Frauen, ergänzt er. In der Pfarrei St. Vitus in Ursensollen ist der Pfarrgemeinderat künftig fest in Frauenhand und in Joshofen sind unter den acht Mitgliedern gleich sieben Frauen. Ausgeglichen ist das Verhältnis dagegen in der Eichstätter Dompfarrei (je sieben Frauen und Männer) und in St. Gregor in Seubersdorf mit je fünf Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäten. Ganz oft sind ganze Familien im kirchlichen Bereich stark engagiert, der Vater ist Mesner, die Mutter im Frauenbund und die Kinder ministrieren. Bei den Pfarrgemeinderäten ist das nicht viel anders. Während die Ehemänner von Bianca Vögele, Renate Stampfer und Irmgard Seitz schon seit zwei Jahren in der Kirchenverwaltung in Pollanten aktiv sind, folgten ihnen die Ehefrauen nun als gewählte Mitglieder in den Pfarrgemeinderat. Mit Anni und Jürgen Preindl sitzen im Wachenzeller Gremium künftig Mutter und Sohn und in Raitenbuch treffen sich demnächst Irmgard Haubner und ihr Bruder Walter Kammerbauer bei den Sitzungen.

Kein Computerchaos

Wie bei jeder großen Landtags- oder Bundestagswahl gibt es auch bei den Pfarrgemeinderatswahlen die Wahlergebnisse per Mausklick am heimischen Computer. Die Stabsstelle Medien stellte vor acht Jahren zum ersten Mal ein Programm zur Verfügung, mit dem die Wahlausschüsse in den Pfarreien ihre Daten schnell und übersichtlich erfassen konnten. Jetzt, bei der dritten Wahl, lief das System „nahezu störungsfrei“, berichtet Norbert Staudt von der Stabsstelle.  Für jeden Wahlausschuss gab es im Vorfeld ein Passwort zu einem internen Bereich, in dem alle wichtigen Daten rund um die Wahl eingegeben werden konnten. Ein Blick auf die einzelnen Internetseiten zeigt: Die meisten folgten dem Aufruf und stellten die Kandidatenlisten (teils mit Foto), die Abgabestellen und die Adressen der Vorsitzenden der Wahlausschüsse ins Netz. Zudem gab es laut Staudt  auch Musterbrief und Stimmzettelvordrucke in dem Wahlportal. Am Sonntagabend erfolgte dann in den einzelnen Pfarreien die Stimmauszählung und die einzelnen Ergebnisse wurden in die Datenmaske eingegeben. In Wassertrüdingen kümmerte sich Yvonne Kunz darum. Per Klick lassen sich auf der Bistumshomepage nun (fast) alle Einzelergebnisse nachschauen.

Kuverts und Kaffee

Nach Schließung der Wahllokale oder nach Ende der Abgabefrist kamen in Pfarrbüros und Pfarrheimen die Wahlhelfer zusammen. Fast überall das gleich Prozedere: Wahlurnen ausleeren, Umschläge öffnen, sortieren der Stimmzettel und Erklärungen und anschließend ging es ans Zählen. Zwei Stunden dauerte die Auswertung der gut 2.000 Stimmen im Pfarrheim St. Marien in Eichstätt. 40 Helfer waren hier für die Dompfarrei im Einsatz. Im Pfarrhof in St. Johannes in Neumarkt übernahmen zwei Dutzend Pfarrangehörige diese Arbeit. Stadtpfarrer Domkapitular Norbert Winner sorgte den ganzen Wahlabend dafür, dass auf den Tischen neben den Papierstapeln genügend Platz für Limonade und Kaffee blieb. Schließlich müssen die Helfer bei Laune gehalten werden.                                   

Alle Ergebnisse unter „www.bistum-eichstaett.de/pgr-wahl2014“.

af/ah/fla/fxm/pet/ukb/ww, Kirchenzeitung Nr. 8 vom 23. Februar 2014