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Bloß keine Hektik beim Speed-Dating

Vier Ordensleute reden bei der KHG in Eichstätt über ihre Berufungen und ihre Gemeinschaften

Die Veranstaltung nannte sich salopp-modern „Speed-Dating mit Ordensleuten“, also auf gut Deutsch: „Schnelles  Kennenlernen“. Doch bei Orden von Schnelligkeit zu sprechen ist so eine Sache. Zwar gibt es die flott Rad fahrende Ordensfrau genauso wie den Ordensbruder, der regelmäßig seine Joggingschuhe schnürt. Doch im Großen und Ganzen stehen Orden wohl eher für die heutzutage von vielen so oft herbeigesehnte Entschleunigung. Das Treffen in der Katholischen Hochschulgemeinde in Eichstätt war dann auch alles andere als ein Schnelldurchgang, als ein oberflächliches Beschnuppern zwischen den vier Ordensleuten auf dem Podium und den Teilnehmern im Saal.

Viel Zeit fürs Gebet

Vor dem „Dating“ stand zunächst ein gemeinsamer Gottesdienst in der hauseigenen  Kapelle. Abt Dr. Beda Maria Sonnenberg zelebrierte die Messe, zu der zahlreiche Theologiestudenten und Ordensleute gekommen waren. Nach über einer Stunde kamen die Gläubigen dann zu einer Agape zusammen, zu der das Mentorat der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt geladen hatte. Von Zeitdruck keine Spur. Gemütlich bedienten sich alle am aufgebauten kleinen  Büfett und nahmen an den Tischen Platz. Um dann irgendwann doch noch auf den Programmpunkt zum Jahr der Orden zu kommen, ergriff Hans Iberl um Viertel nach neun das Wort und begrüßte die vier Referenten: Schwester Hermine Färber von den Missionarinnen Christi aus Rebdorf, Schwester Regitta Michel, Konventoberin der Dillinger Franziskanerinnen in Lauterhofen, Schwester Marta Braga von der Benediktinerinnenabtei St. Walburga in Eichstätt sowie den Herz Jesu-Missionar  Pater Michael Huber, Pfarrer von St. Johannes der Täufer in Rebdorf. Alle vier bekamen an- schließend Gelegenheit sich und  ihre Gemeinschaften kurz vorzustellen.

Sie sei für ihre Ordensgemeinschaft einmal drei Jahre in Brasilien gewesen, habe 16 Jahre als Erzieherin in der Knabenrealschule der Herz Jesu-Missionare in Rebdorf gearbeitet und anschließend 15 Jahre als Klinikseelsorgerin in Ingolstadt, erzählte Schwester Hermine Färber. Mittler- weile sei sie im Ruhestand, engagiere sich noch ehrenamtlich und habe „mehr Zeit fürs Gebet“. Die Missionarinnen Christi, die keine Ordenstracht tragen, würden in kleinen Gemeinschaften zusammen wohnen. Sie selber lebe mit sechs Mitschwestern in Rebdorf.

1968 legte Schwester Regitta Michel ihre Erstprofess ab. Sie fühlte sich „in meinem Inneren angesprochen“ von der Lebensweise der Dillinger Franziskanerinnen, die sie bereits als  Schülerin kennengelernt hatte. Nach der Profess seien ihr kurzzeitig  Zweifel gekommen, ob das Leben im Orden der richtige Weg für sie sei: „Meine Schwester hat geheiratet und da kamen auch bei mir Gedanken an Familie und Kinder auf“, erzählte sie beim Treffen in der KHG. Letztlich habe sie aber erkannt: „Mein Weg ist der Weg in der Gemeinschaft“. Dieser Weg im Orden und mit Gott sei „ein großes und spannendes Abenteuer“.

Von Rio de Janeiro nach Eichstätt war Schwester Marta Braga gekommen. Die Brasilianerin ist Novizin bei den Eichstätter Benediktinerinnen. Die gut 30 Schwestern in der Klausur würden „ein sehr reserviertes Leben“ führen, erläuterte sie mit Blick auf die kontemplative Ausrichtung der Benediktinerinnen.

Nach seinem Betriebswirtschaftsstudium arbeitete Michael Huber bei Siemens. Doch im Laufe der Zeit habe er entdeckt: „Das ist nicht das, was ich mein Leben lang machen will“, verriet er beim „Speed-Dating“. Er habe gespürt: „Wenn ich nur nach Zahlen gehe, dann fehlt mir was.“ Er schloss sich den Herz Jesu-Missionaren an, die ihm schon zur Schulzeit imponiert hätten. Seinen Auftrag sehe er  darin „der Liebe Gottes ein Gesicht zu geben“ und dieser Weg gelinge besser in der Gemeinschaft.

Eine Feststellung die Schwester Regitta Michel in der anschließenden kurzen Fragerunde bestätigte: „Die Gemeinschaft trägt“, gebe Kraft und sei aber auch „eine  Herausforderung“.

Andrea Franzetti, Kirchenzeitung Nr. 43 vom 25. Oktober 2015