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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Würdig der Gotteserfahrung

9. Sonntag im Jahreskreis, 2. Juni 2013

Das heutige Evangelium lässt aufhorchen: Ist da nicht ein Vers, der aus der Mitfeier der Eucharistie vertraut ist? Aber warum beten wir da eigentlich: O Herr, ich bin nicht würdig? Wir sind doch in einer ganz anderen Position als der heidnische Hauptmann, den uns Lukas in seiner Erzählung vorstellt. Wie kann da eine Verbindung gelingen?

Lenken wir den Blick zunächst einmal auf die lukanische Erzählung. Sie findet sich direkt im Anschluss an die Feldrede und wurde von Lukas nicht einfach nur aus den Quellen übernommen, sondern mit ganz eigenen Akzenten versehen und planvoll gestaltet.
Auffallend ist dabei, dass der Hauptmann und Jesus einander persönlich nie begegnen, der Hauptmann die geltenden Regeln des Umgangs korrekt beachtet und von Seiten Jesu der Glaube des Hauptmanns als beispielhaft heraus gehoben, aber nie ein Heilungswort gesprochen wird.

Interessant ist auch, dass Lukas, der allgemein als ein Kämpfer für die Armen gilt, hier nicht nur einen Heiden, sondern dazu noch einen Wohlhabenden als positive Identifikationsfigur zeichnet; als einen Menschen, dem das Leben eines anderen, eines in der sozialen Ordnung weit unter ihm stehenden und von ihm abhängigen Menschen wichtig ist. Nach dem Bild, das Lukas von diesem Hauptmann zeichnet, kann er als vorbildlicher Reicher verstanden werden, der seine Beziehungen (und sein Geld) uneigennützig für das Wohl anderer einsetzt.

Durch sein Tun wird der Hauptmann zu einem vorbildlichen Glaubenden. Der Ausruf Jesu macht noch einmal deutlich, dass sich der Glaube durch das Tun Ausdruck verschafft. Dieser Hauptmann – so will Jesu Wort sagen – hat das Wesentliche erkannt: er setzt sein ganzes Vertrauen auf die Vollmacht Jesus. Er kann dies tun, indem er sich seiner eigenen Position erinnert. Eingebunden in eine Vollmachtskette weiß er um die Stellung Jesu an der Spitze derselben und erkennt dies ohne wenn und aber mit allen sich für ihn daraus ergebenen Konsequenzen an. Er vertraut Jesus und seinem Wort – ein Glaube, der Berge versetzen kann.

Lukas, der sich mit seinem Evangelium hauptsächlich an sogenannte Heidenchristen wendet, will mit dieser Erzählung auf die oft verborgene und zugleich wirksame Kraft des persönlichen Glaubens hinweisen und dazu ermutigen, sich selbst und sein Lebensumfeld aus dem Glauben heraus zu verstehen. Damit weist er einen Pfad, der es ermöglicht, unser gemeinsames Gebet vor der Kommunion vor dem Hintergrund dieser Erzählung zu verstehen und der die Worte des Hauptmannes für uns aktualisiert.

Während in der Erzählung ein ganz konkretes Haus benannt wird, geht es bei dem Gebet um das Innere des Menschen. Wenn die Gemeinde dieses Gebet spricht, bittet sie um ein heilendes und rettendes Wort Jesu und bekennt im Vertrauen, dass nur er wahres Heil und inneren Frieden schenken kann. Die Gemeinschaft der Betenden bezeugt damit Mut zur Demut, zur Bereitschaft, zu den eigenen Unzulänglichkeiten und Grenzen zu stehen und Jesus Christus als Herrn und Heiland mit ganzem Herzen und ganzer Seele anzunehmen. Sie vertraut fest darauf, dass auf Jesu Wort hin Heilung geschieht. Und wo Heilung geschieht, ereignet sich Begegnung: ohne Verdienst, ohne Anspruch und ohne irgendwelche Vorleistungen, denn das Heil ist und bleibt ein freies Geschenk Gottes.

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 2. Juni 2013   

Lesungen zum 9. Sonntag im Jahreskreis am 2. Juni