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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Wer ist der Heilige Geist

Hochfest Pfingsten, 8. Juni 2014

Zu den großen Taten Gottes gehört die mächtige Ausgießung des Heiligen Geistes. Am fünfzigsten Tag nach seiner Auferstehung sandte Christus vom Himmel her den Heiligen Geist auf seine Jünger herab. Das Pfingstereignis wurde zur Geburtsstunde der Kirche.
Wer ist der Heilige Geist? Im Credo bekennen wir: „Ich glaube an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht.“ Das ist die erste Wahrheit, der wir im Credo zustimmen. Der Heilige Geist ist Kyrios, der Herr. Das bedeutet, dass er wirklich Gott ist, dass ihm darum dieselbe Anbetung und Verherrlichung zukommt wie dem Vater und dem Sohn. Der Heilige Geist ist die dritte Person der Heiligsten Dreifaltigkeit und besitzt göttliche Macht. Er ist die wunderbare Gabe des auferstandenen Herrn. Jesus nennt ihn den Beistand, den Tröster, den Lehrer und Geist der Wahrheit. Die Heilige Schrift schreibt dem Heiligen Geist die Werke der Liebe zu: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5).

Am Pfingsttag erfahren die Jünger, die mit Maria, der Mutter Jesu, und den Frauen in Jerusalem versammelt sind, den Heiligen Geist wie flammendes Feuer und brausenden Sturm. Der Text des Pfingstevangeliums (Joh 20,19-23) macht deutlich, dass Jesus den Jüngern den Heiligen Geist schon am Ostertag verliehen hat. Pfingsten beginnt eigentlich schon an Ostern. Das Johannesevangelium sieht Ostern und Pfingsten als ein einheitliches Ereignis. Darum ist der zeitliche Abstand unwesentlich.

Während die Apostelgeschichte geradezu spektakulär vom Pfingstgeschehen berichtet, geschieht dies im heutigen Evangelium eher sanft. Als Jesus am Abend des Ostertages in die Mitte der Jünger tritt, die sich aus Angst vor den Juden in einem geschlossenen Raum versammelt hatten, zeigt er ihnen seine durchbohrten Hände und seine geöffnete Seite.

Zweimal richtet er an die Jünger den Friedensgruß: „Der Friede sei mit euch!“ Die Spannung beginnt sich zu lösen und eine unbeschreibliche Freude erfüllt ihr Herz: „Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen“ (Joh 20,20). Papst em. Benedikt XVI. bezeichnet diesen Satz als den schönsten im Evangelium des Pfingsttages.

Die heutige Frohbotschaft gipfelt in den Worten Jesu, der die Jünger anhaucht und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh  20,22f).

Der Pfingstgeist ist der Atem Jesu Christi. Die Jünger empfangen am Abend des Ostertages den Heiligen Geist und zugleich die Vergebungsgewalt, damit sie das Werk des Auferstandenen in dieser Welt fortsetzen. Durch den Heiligen Geist geschieht Versöhnung und Vergebung. Darum sind die Sakramente der Taufe, Firmung und Buße pfingstliche Sakramente, durch die der Heilige Geist die Kirche erbaut, beseelt, mit Leben erfüllt und heiligt.

Bei der Lossprechung im Bußsakrament spricht der Priester die Worte: „Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit Gott versöhnt undden Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden.“ Der Heilige Geist schenkt im Sakrament der Buße Vergebung, Versöhnung und Frieden. 

Der Pfingstgeist ist auch der Geist der Einheit. Er schenkt zwar unterschiedliche Gnadengaben und Fähigkeiten (Charismen), gleichzeitig eint er die Menschen in der Kirche aus allen Völkern, Rassen, Sprachen und Klassen im Bekenntnis des dreieinigen Gottes.

Komm herab, du Heiliger Geist, der die finstre Nacht zerreißt. Strahle Licht in diese Welt, komm, der jedes Herz erhellt. 

Msgr. Herbert Lang,Kirchenzeitung vom 8. Juni 2014

Lesungen zum Hochfest Pfingsten am 8. Juni 2014