Zum Inhalt springen

Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

„Sie haben keinen Wein mehr ...“

2. Sonntag im Jahreskreis, 20. Januar 2013

Sie haben keinen Wein mehr – Vor einer solchen Situation ist keiner von uns gefeit, vor allem wenn man dieses Wort im übertragenen Sinn deutet. Viele von uns mussten schon die bittere Erfahrung machen, dass ihnen etwas so Wesentliches ausgegangen ist, wie es der Wein für ein Fest darstellt.Da kann man schon in Ratlosigkeit, ja unter Umständen in Verzweiflung geraten, wenn beispielsweise Eheleute feststellen müssen: Wir verstehen uns nicht mehr. Der Wein unserer Liebe ist zu Ende. Auch im Verhältnis zwischen Eltern und Kindern gibt es solche Momente, wo man mit seinem Latein am Ende ist, wo sich eine anscheinend unüberbrückbare Kluft des Unverständnisses auftut, wo jede Toleranz aufhört. Ganz allgemein stoßen wir in unseren menschlichen Beziehungen, nicht nur innerhalb der Familie, immer wieder an unsere Grenzen.

Die Hochzeit zu Kana ist da wie ein Bild für unser Leben, in dem Menschen heiraten, Feste feiern und auch irgendwann an den Punkt kommen, wo sie zugeben müssen: Wir haben keinen Wein mehr. Das heutige Sonntagsevangelium weist uns in solchen Zeiten der Krise den richtigen Weg. Es erinnert uns an die Worte der Mutter Jesu: Was er euch sagt, das tut! Maria verweist uns damit auf Jesus. Wie wichtig ist es doch, einen bestimmten Gast auf jeden Fall zur großen Hochzeit unseres Lebens einzuladen: Jesus Christus. Er allein kann dieses Leben wirklich zu einem Fest machen und es verwandeln wie damals das Wasser in Kana.

Dieses erste Wunder Jesu war wiederum Epiphanie das heißt ein Aufleuchten seiner göttlichen Macht und Herrlichkeit, wie schon das Kommen der Sterndeuter und die Taufe im Jordan. Das hat die Liturgie des Stundengebets der Kirche in folgende wunderbare Magnificat-Antiphon gefasst: „Drei Wunder heiligen diesen Tag: Heute führte der Stern die Weisen zum Kind in der Krippe. Heute wurde Wasser zu Wein bei der Hochzeit. Heute wurde Christus im Jordan getauft, uns zum Heil. Halleluja.“Wenn Christus Gast ist in unserem Leben, dann fällt ein Strahl dieser Herrlichkeit auf unseren Alltag. Das Wasser unserer menschlichen Schwachheit und Armseligkeit kann unter seinen Händen zum Wein göttlicher Liebe werden. Das Wunder von Kana kann auch in unserem Leben geschehen. Beherzigen wir nur das Wort Mariens: Was er euch sagt, das tut!

Wer Jesus und seiner Frohbotschaft folgt, darf Wandlung erfahren, an sich selbst und an anderen. Die Menschen, die die Nähe Jesu suchen, tun zwar äußerlich das Gleiche wie die anderen auch: sie essen und trinken; sie freuen sich und leiden; sie arbeiten und sterben. Doch alles bekommt durch die Gemeinschaft mit Jesus eine andere Strahlkraft und einen tieferen Sinn. Deshalb geben wir ihm Raum in unserem Leben! Wenn wir mit dem Wein unserer Liebe und Treue am Ende sind, kann er uns immer wieder neu vom Wein seiner Liebe einschenken. Diese Liebe Jesu ist ein unerschöpflicher Quell. Das Wunder der Wandlung zu Kana erinnert uns auch an das Wunder der Wandlung bei jeder Eucharistiefeier, wo aus Wein Blut Christi wird, jenes kostbare Blut, das der Herr in der Stunde seiner Passion für uns vergossen hat. Das war seine Stunde, die Stunde seines Opfers für das Leben der Welt. Immer wenn wir Eucharistie feiern gedenken wir jenes Durchgangs vom Tod zum Leben. Wir erleben die Wandlung von Wein zu Blut Christi und werden dabei selbst verwandelt durch die Kraft seiner Liebe.

P. Gregor Lenzen CP, Kirchenzeitung vom 20. Januar 2013

Lesungen zum 2. Sonntag im Jahreskreis am 20. Januar 2013