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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Richtungsweisende Entscheidungen

Jetzt einmal heraus mit der Sprache und keine bildhaften Andeutungen mehr, die irgendwie nicht klar sondern mehrdeutig sind! Wie mag sich Jesus in diesem Augenblick gefühlt haben, als er so im Tempel gefragt wurde. Hatte er nicht schon längst durch seine Worte und seine Taten eine umfassende Antwort gegeben?

Die Antwort, zu der Jesus ansetzt, lässt aufhorchen. Da wird nichts beschönigt und in ein Pseudoverständnis gewickelt. Ganz klar heißt es da: Ihr glaubt nicht! Und, so kann man zum besseren Verständnis sagen: Ohne euren Glaube kann ich machen, was ich will, Wunderzeichen über Wunderzeichen wirken, ihr kommt zu keiner Einsicht. Wer nicht zu mir gehört, kann das Offensichtliche nicht verstehen.

Woran aber kann der/die Einzelne erkennen, ob er/sie sich nur pro forma oder mit der ganzen Persönlichkeit auf die Seite Jesu stellt oder nur ein mehr oder weniger großes Stück dazugehören will? Die Antwort Jesu zeigt auch hier die Lösung auf. Es geht um eine Entscheidung, die nur ein Ja oder ein Nein sein kann. Daran entscheidet sich, ob der/die Einzelne die Stimme Jesu nicht nur hört, sondern die Worte, die gehört wurden, in die Tat umsetzt.

Aber gibt es denn so ein absolutes Ja? Sieht die Wirklichkeit nicht etwas weniger entschieden aus, ehe in Richtung eines Ja – vielleicht? Manchmal durchlebt man Phasen, wo das Ja mit der Dauer der Zeit nicht fester, sondern schwammiger zu werden scheint. Hatte man gehofft, dass mit den Jahren das Hören dessen, was Jesus sagt, immer leichter werde, muss man jetzt (vielleicht entsetzt) feststellen, dass seine Stimme im Lärm des Alltags immer schwerer vernehmbar zu werden scheint. Was so einfach schien, wird zu einer immer größeren Herausforderung, besonders dann, wenn man auf diesem Weg unweigerlich auch mit dem Schweigen und der Verborgenheit Gottes konfrontiert wird. Wie kann ich da treu bleiben?

Jesu greift auch diesen Gedanken auf, denn er weiß um die Grenzen und Schwächen des menschlichen Wollens. Er macht dies den Zuhörenden nicht zum Vorwurf. Im Gegenteil: Er macht ihnen Mut, auch auf den Strecken des dunklen Fragens ihrer getroffenen Entscheidung treu zu bleiben, da niemand, der auf seine Stimme hört, auf Dauer in der Unsicherheit verbleiben wird. Er weiß, dass es im menschlichen Leben Zeiten gibt, an denen seine Stimme mal lauter und mal leiser vernommen wird. Deshalb fordert er dazu auf, zur Entscheidung für die Nachfolge treu zu stehen und sich von den schillernden Versuchungen, den eingeschlagen Weg zu verlassen, nicht in Besitz nehmen zu lassen. Konkret bedeutet dies: das Gebet weiter pflegen, auch wenn es schwer fallen mag, sich mit der Gemeinschaft um den Altar zu versammeln um die Eucharistie mitzufeiern, das Angebot der Versöhnung allen Bedenken zum Trotz anzunehmen, sich das Mitsein Gottes zusprechen zu lassen.

Aus der Treue zur Nachfolge erwächst das Tun. Wer sich für Jesus entscheidet, wer glaubt, wird nicht bei Worten stehen bleiben, sondern wird einer, der Christus tatsächlich nachfolgt. Wie das aussieht, kann nicht festgelegt werden, da es stets den Talenten entsprechen muss, die von Gott geschenkt worden sind. Möglichkeiten gibt es genug, seien sie nun mehr praktischer oder organisatorischer Art. Für beide Formen gilt: Sie wurzelnim Hören und zielen nicht auf Ansehen und Bewunderung, sondern gründen in der Überzeugung, dass dieses Tun ein Ausdruck der Zugehörigkeit zu Jesus Christus ist; einer Zugehörigkeit, die von keiner Macht der Welt überwunden werden kann. Diese Gewissheit schenkt die notwendige Sicherheit um in Zeiten der Dürre und Dunkelheit auf dem Weg der Nachfolge weiter vorwärts zu gehen.

                                      
Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 19. Oktober 2014

Lesungen zum 29. Sonntag im Jahreskreis am 19. Oktober 2014