Zum Inhalt springen

Neujahr: Mit Gott neu anfangen

Hochfest der Gottesmutter Maria am 1. Januar 2012 (Neujahr, Weltfriedenstag)

Gestern war Silvester, der letzte Tag des alten Jahres, heute fängt ein neues an. Dieser Neuanfang gilt nicht nur für den Kalender, er gilt auch für viele von uns. Und wer etwas neu anfängt, der ist voller Erwartungen, macht sich auf Überraschungen gefasst, rechnet auch mit Enttäuschendem; auf jeden Fall ist er offen für Neues.

Auch im Evangelium des heutigen Neujahrtages, des Hochfestes der Gottesmutter Maria, ist der Neuanfang das zentrale Thema. Denn mit der Geburt Jesu Christi fing ebenfalls etwas entscheidend Neues an. Und diese Neuigkeit verbreitet sich.

Die ersten, die davon hören und sich zur Krippe auf den Weg machen, sind die Hirten. Auch darin liegt etwas Neues, umso mehr, da diese zur Zeit Jesu kein hohes Ansehen genossen. Von den Einflussreichen wurden sie als Diebe und unreine Menschen verachtet, zum messianischen Heil galten sie als nicht zugelassen, für viele ihrer Zeitgenossen standen sie auf einer Stufe mit Zöllnern und Dirnen. Mit anderen Worten gesprochen: Die Gesellschaft hatte sie praktisch aufgegeben. Viele Menschen waren mit ihnen fertig.

Und nun das Neue: Gott konnte etwas mit ihnen anfangen. Sein Neubeginn durchbrach menschliche Schranken und Vorstellungen und machte auch jenen wieder Mut, die vor anderen – und damit meistens auch vor sich selbst – nichts galten. Gott traute ihnen etwas zu und so konnten auch sie etwas mit sich anfangen lassen, und sie konnten mit Gott neu anfangen, ihre Zukunft gewann von ihm her neue Gestalt.

Ähnlich war es mit Maria. Zwar gehörte sie nicht zu den von Berufs wegen Verachteten, aber doch zu den „Niedrigen“, zu den Armen und Kleinen des Volkes. Welche Zukunft hatte sie schon zu erwarten? Kaum jemand von ihren Zeitgenossen hätte von ihrem Leben Notiz genommen, schnell wäre sie nach ihrem Tode vergessen worden. Gottes Ruf aber eröffnete ihr eine neue Welt. Und auch Maria ließ Gott in sich anfangen, sie ließ sich von ihm in Dienst nehmen und in eine neue, völlig unbekannte Zukunft hineinführen.

Wie mit den Hirten und mit Maria so hat Gott auch mit jedem von uns etwas vor, möchte und kann er mit uns etwas anfangen. Und auch wir können – immer wieder neu – anfangen, Gottes Ruf an uns ernst zu nehmen, und das vielleicht besonders leicht an der Wende vom alten zum neuen Jahr.

Dekan Konrad Bayerle, Kirchenzeitung

Lesungen zum Hochfest der Gottesmutter Maria am 1. Januar 2012 (Neujahr, Weltfriedenstag)