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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Advent: Den Weg der Veränderung gehen

Zweiter Adventssonntag, 9. Dezember 2012

Winterssonne, blauer Himmel, vielleicht eine schön verschneite Landschaft – wer lässt sich da nicht zu einem Spaziergang ver-locken. Für eine Weile den Alltag hinter sich lassen, die Schönheit der Natur aufnehmen, sich frische Luft um die Nase wehen lassen um den Kopf frei von allem Überflüssigen zu bekommen.

Einfach sich auf den Weg machen, das meint Advent; den Weg zur Krippe gestalten, nicht irgendwann, sondern Heute, im Hier und Jetzt: dazu lädt Lukas seine Hörer und Leserinnen ein. Das Ereignis, das er tradiert, spricht er in die konkrete Jetztzeit hinein: in den jeweiligen Alltag, in die „Alltagswüste“, in Unrast und Hektik.

Der Weg durch den Advent ist ein Weg der Veränderung. Er fordert dazu heraus, das, was krumm und uneben ist, was das Leben zerstört und ungeordnet ist, loszulassen. Er macht bereit, umzukehren und im Vertrauen auf das Mitsein Gottes Neues, vor allem auch Ungewohntes, zuzulassen.

Advent – das ist darüber hinaus eine Zeit um in die Wüste zu gehen. In der Bibel gilt die Wüste als Ort der Berufung, als Ort des Wesentlichen. Wer in die Wüste geht, lässt den (vorweihnachtlichen) Konsumstress und jede überflüssige bzw. übermäßige Beschäftigung hinter sich. So kann ihn mitten in der je eigenen „Lebenswüste“ Gottes Wort anrühren und ansprechen.

Dass dazu kein neues Lebensumfeld notwendig ist, zeigt die Person des Johannes. Von außen betrachtet ist er ein Mensch wie jeder andere. Was ihn jedoch von der Masse unterscheidet ist seine Bereitschaft, das Wort Gottes da wo er lebt zur Sprache zu bringen, es zu verkündigen. So lockt er viele weg von Stress und Lärm, so schenkt er ihnen in der Stille der Wüste Anteil an der Heilsbotschaft. Advent – eine Einladung, sich selbst mitten in Unruhe und Hektik „Wüstenzeiten“ zu schenken um so alternative Gestaltungsformen entstehen und sichtbar werden zu lassen – Gegenentwürfe, die verändern. Das kann sein: die Bereitschaft miteinander in Familie und Freundeskreis über die Bedeutung des Advents ins Gespräch zu kommen, ein für diese Zeitspanne bewusst gesetzter Verzicht, der liebevoll gestaltete adventliche Schmuck, das sich im Gebet versammeln um den Adventskranz, und vieles andere mehr. Wer sich auf solche Alternativen einlässt, erkennt: „Dem Herrn den Weg bereiten“ bedeutet, sich nicht nur äußerlich, sondern vor allem innerlich auf das Geheimnis der Weihnacht vorzubereiten, damit das Heil bei ihm und bei ihr, in den Herzen, im Denken und im Fühlen einziehen kann.

Straßen ebenen, Schluchten füllen – den Anfang muss jede und jeder selbst setzen. Wo eine(r) anfängt, werden andere neugierig, lassen sich mit auf den Weg nehmen, stecken mit ihrer Bereitschaft wieder andere an. So werden – vielleicht langsam, aber mit großer Wahrscheinlichkeit – mehr und mehr darin einbezogen, die Ankunft des Herrn vorzubereiten. Probieren sie es aus!

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 9. Dezember 2012

Lesungen zum zweiten Adventssonntag am 9. Dezember 2012