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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Den Versuchungen widerstehen

Erster Fastensonntag, 9. März 2014

Zwei Seelen schlagen, ach, in meiner Brust! – dieses Wort aus Goethes Faust geht einem unwillkürlich durch den Kopf, wenn man den Abschnitt von der Versuchung Jesu liest. Der Evangelist Matthäus stellt Jesus und den Teufel einander gegenüber; in ganz konkreten Situationen. Fast mutet dieses Aufeinandertreffen wie ein Wettkampf an. Wer wird gewinnen, warum und mit welchem Einsatz?

Bei der ersten Begegnung zwischen Jesus und dem Teufel geht es um den Hunger –nicht nur um den ganz konkreten nach langem Fasten, sondern ganz allgemein um den Hunger nach materiellen Dingen. Geschickt setzt der Teufel an. Als Durcheinanderbringer, Spalter, Zersetzer erkennt er durchaus an, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Das hält ihn aber nicht davon ab, ihn zu einem rein egoistischen Tun herauszufordern.

Geht es hier zunächst einmal um Brot, so können sich dahinter auch alle die Dinge verbergen, die sich Menschen, aus welchen Gründen auch immer, wünschen: Statussymbole, Reichtum, Schönheit und vieles andere mehr. Der Teufel fordert Jesus heraus zu zeigen, was sein Leben bestimmt. Und er erhält zur Antwort: Es geht nicht um Geld und Gut, sondern um die Bereitschaft, die Gerechtigkeit Gottes durch das Tun sichtbar werden zu lassen und das Reich Gottes zu verkünden. Das Glück liegt nicht im Haben, sondern im Sein. Auch und gerade in Verlusterfahrungen kommt es darauf an, das „Mehr“ Gottes nicht aus den Augen zu verlieren.

Der erste Versuch ist gescheitert – für den Teufel kein Grund, aufzugeben. Er nimmt Jesus mit und dieser lässt sich mitnehmen. Diesmal möchte ihn der Teufel dazu verführen, Gott aus dem Blick zu verlieren, wenn dieser nicht das tut, was von ihm erwartet wird. Der Teufel hofft, in Jesus einem Menschen begegnet zu sein, der sich dann, und vielleicht nur dann, an Gott wendet, wenn eine besondere Notsituation vorliegt. Aber auch hier stellt Jesus klar: Gott kann nicht zu einem Eingreifen verpflichtet werden. Wer so denkt, vergisst, dass es keinen Anspruch auf ein Beglaubigungswunder gibt, denn Gott ist absolut frei in seinem Handeln, das im Letzten das Verstehen des Menschen übersteigt. Es gilt, sich von jedem Wunschdenken frei zu machen und ein Ja zur Realität zu sprechen, sich mit der Realität zu bescheiden.

Zwischen den Zeilen macht Jesus auf eine weitere Gefahr in dieser Versuchung aufmerksam: die Gefahr, von Gott etwas zu fordern, was man anderen nicht so ohne Weiteres gönnen würde. Mit klaren Worten weist er damit auch den zweiten Versuch zurück.

Aber aller guten Dinge sind Drei und so versucht es der Teufel gekonnt noch einmal: „Schau mal auf die Pracht und die Macht, die du haben könntest. Kein Problem, wenn du mir zu Füßen fällst und mich als Gott anerkennst!“. Er versucht, Jesus auf seine Seite zu ziehen und für sein Reich arbeiten zu lassen, das ganz im Gegensatz zum Reich Gottes steht. Mit diesem Versuch ist eine absolute Grenze erreicht, in der es nur eine klare Antwort gibt: Ohne mich! Jesus schickt den Teufel weg – und der muss gehen.

Drei Versuchungen, in denen es um Dinge geht, die zum Leben jedes Menschen gehören. Jesus zeigt, dass es im Umgang mit diesen Dingen nicht darum geht, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, an Gottes liebendem Mitsein zu zweifeln und egoistische Handlungsprioritäten zu setzen, alles nach dem Motto „Hauptsache mir gehts gut!“. Sein Beispiel  zeigt, wie es gelingen kann, allen diesen Versuchungen ein klares Nein entgegenzusetzen. Hier geht es um die ganz persönliche Grundentscheidung, das Leben einzig und allein am Wort Gottes auszurichten und aus dieser Verbundenheit mit Gott die jeweils notwendigen guten Entscheidungen zu treffen – immer wieder neu.     

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 9. März 2014

Lesungen zum ersten Fastensonntag am 9. März 2014