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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Dem Heute Gottes begegnen

4. Sonntag im Jahreskreis, 3. Februar 2013

Jesu Rede beginnt mit einem Paukenschlag: Heute! Ein unscheinbares Wort, doch macht es diesen Tag zu etwas Außergewöhnlichem. Mit einem einzigen kurzen Wort legt Jesus den vorgetragenen Text nicht nur aus, sondern erklärt: Mit mir ist die Verheißung erfüllt, in mir begegnen alle, die das Wort hier und jetzt hören, dem Heute Gottes und werden so zu Zeugen des beginnenden Heils. Dieses Heute schlägt den Bogen zurück zur Geburt, als Engel den Hirten die Geburt des Retters verkündigten. Die Bedeutung dieses Heute wird das ganze Leben Jesus durchziehen: bei seinen Wundern, beim Verrat des Petrus, bei der Zusage an den Schächer am Kreuz.

Heute – wenn ihr hört! Zu sehen war dieses Heute in der Taufe Jesu, jetzt kommt das Hören auf sein Wort hinzu. Die Begeisterung, die ihm bei den ersten Worten entgegen schlägt, dauert nicht lange. Fast genau so schnell machten sich erste Zweifel breit. Wo nimmt der, der doch allen bekannt ist, diese Vollmacht her? Jesus bemerkt den Stimmungsumschwung und greift ihn auf. Dabei macht er deutlich, dass er ihre falschen Erwartungen erkennt – eine Provokation für die Anwesenden.

Jesus hält den Hörenden einen Spiegel vor das Gesicht. Er fordert sie dazu heraus, sich selbst und ihre Erwartungen kritisch zu sehen. Hinter der Antwort Jesu erspüren die Gottesdienstbesucher ganz konkrete Fragen an sie, etwa:  Siehst du den, der vor dir steht als den, der er ist oder siehst du nur das, was du sehen möchtest? Sind deine Vorstellungen von Gott so festgefahren, dass du dich von Ihm und seinem Handeln nicht mehr überraschen lassen möchtest? Hast du nicht gesehen, was bei der Taufe Jesu geschehen ist? Hast du nicht gehört, was dir gerade verkündet worden ist? Die Stimmung kippt, Begeisterung schlägt in Ablehnung um. Wäre das nicht ein Grund, einen Rückzieher zu machen? Die Rede Jesu, die nun folgt, ist das genaue Gegenteil. Pointiert stellt Jesus sein Schicksal in die Prophetentradition. So macht er deutlich, dass er gesandt ist, allen die Frohe Botschaft zu verkünden, allen zu bezeugen, dass Gott sich nicht nur einigen zuwendet, sondern das sein Heil allen gilt, besonders den Armen und gering Geachteten. Und niemand, wirklich niemand, kann das Handeln Gottes beeinflussen oder behindern. Seine Botschaft verbreitet sich über alle Widerstände hinweg. Noch einmal schlägt die Haltung der Anwesenden um. Der sich bei Jesu Worten aufgestaute Zorn äußert sich nun in Aggression: weg mit dem! Und Jesus: unbehelligt geht er durch die aufgebrachte Menge, denn seine Zeit ist noch nicht gekommen.

„Heute“ – das Wort zu Beginn stellt auch uns, die wir heute mit der Botschaft Jesu konfrontiert werden vor die Frage: Glaubst du mit ganzem Herzen daran, dass sich in Jesus Christus die Heilsverheißungen erfüllt haben? Und kannst du bejahen, dass nicht dein, sondern sein Wille geschieht? Diejenigen, die Jesus damals erlebten, erkannten, was es bedeutet, sich in seinem Leben nicht auf eigene Gottesbilder und -vorstellungen einzulassen. Sie haben damals ihre ganz persönliche, Entscheidung getroffen. Heute sind wir gefragt.

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 3. Februar 2013

Lesungen zum 4. Sonntag im Jahreskreis am 3. Februar 2013