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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Das Lebensprogramm Jesu und seine Sendung

3. Sonntag im Jahreskreis, 27. Januar 2013

Am Anfang der Frohbotschaft zum 3. Sonntag im Jahreskreis steht der Prolog zum Lukasevangelium. Dieses begleitet uns im neuen Kirchenjahr bei vielen Sonntagsgottesdiensten. Obwohl es schon vor dem Evangelisten Lukas mehrere unternommen haben, „einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat“, entschließt er sich, sorgfältig die Worte und Taten Jesu im Licht von Ostern aufzuschreiben. Als Adressaten seines Evangeliums nennt er einen gewissen Theophilus, einen bereits getauften Christen. Lukas hat die Überlieferungen über Jesus gesammelt und diese um 80 n. Chr. niedergeschrieben. Zu den verwendeten Quellen gehören das Markusevangelium und eine Sammlung von Jesus-Worten. Sein Evangelium ergänzt er durch die Apostelgeschichte. Der heilige Lukas will aufzeigen, wer in der Heilsgeschichte eigentlich am Werke ist: Es ist der Heilige Geist. In seiner Kraft wirkt Jesus und in seiner Kraft wirken auch die Boten Jesu.
Den längeren zweiten Teil des Sonntagsevangeliums (Lk 4,14-41) widmet Lukas dem ersten öffentlichen Auftreten Jesu in Nazareth. In Nazareth ging Jesus wie gewohnt am Sabbat in die Synagoge zum wöchentlichen Wort- und Gebetsgottesdienst. Jedem männlichen Israeliten, der 30 Jahre alt war, stand das Recht zu, einen Bibeltext vorzutragen und eine Auslegung anzufügen. Als Jesus aufstand, um aus der Heiligen Schrift vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Er schlug sie auf und stieß genau auf die Stelle, wo es heißt: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“ Wir können uns gut vorstellen, wie die Spannung wuchs, als Jesus sagte: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“ Jesus bestätigt die Worte des Propheten Jesaja als sein Lebensprogramm und als den Inhalt seiner Sendung.

Jesus ist gesandt, den Armen die Botschaft der Freude zu bringen. Die Armen, das sind die Kleinen, die Demütigen, die in der Welt und vor Gott nichts haben und nichts sind. Jesus preist sie selig, weil sie „arm sind vor Gott“ (Mt 5,3). Gesalbt mit dem Heiligen Geist verkündet der Messias den Gefangenen die Befreiung. Er wird die, welche von Fesseln – welcher Art auch immer – gefangengehalten werden, befreien. Er rettet und befreit vor allem aus der geheimen Macht des Bösen, der Angst, der Sünde und des Todes. Der Messias bringt Licht den Blinden, verkündet Jesaja. Jesus hat viele geheilt, die das Augenlicht verloren hatten. Er will auch jene heilen, die im Herzen blind sind, blind für Gott und blind für die Wahrheit. Durch die Gnade des Glaubens, die er in der Taufe schenkt, öffnet er die Augen des Herzens (Eph 1,18).

Zu den Menschen, die für Jesus sehr wichtig sind, gehören schließlich die Zerschlagenen, die Niedergebeugten, die Entrechteten, die Ausgestoßenen, die Kranken, die Verzweifelten und die Sünder. Der Messias bringt ihnen die Freiheit und das Heil. Durch seine Ankunft ist für sie alle die Gnadenzeit angebrochen.

Monsignore Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 27. Januar 2013

Lesungen zum 3. Sonntag im Jahreskreis am 27. Januar 2013