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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Christus der Garant unserer Auferstehung

32. Sonntag im Jahreskreis, 10. November 2013

In den letzten Jahren breiteten sich in Deutschland, insbesondere in den neuen Bundesländern, die sogenannten anonymen Bestattungen immer mehr aus. Dort, wo der Verstorbene beziehungsweise dessen Urne beigesetzt wird, erstreckt sich in einer parkähnlichen Landschaft ein grüner Rasen. Kein Hinweis markiert den Ort der Bestattung. Für die Wahl einer solchen Bestattung werden verschiedene Gründe geltend gemacht. Viele sind der Auffassung, mit dem Tod ist alles aus,mit dem biologischen Tod geht alles zu Ende. Von einem Leben nach dem Tod halten sie nichts.

Unser heutiges Evangelium bezieht die Gegenposition. Es bringt die Auferstehung der Toten als wesentlichen Inhalt des Glaubens zur Sprache. Jesus setzt sich mit den Sadduzäern auseinander, welche die Auferstehung rundweg leugneten. Die Sadduzäer bildeten als religiöse Bewegung neben den Pharisäern und Essenern im damaligen Judentum eine vorwiegend politische Gruppierung. Sie verstanden sich als Elite des Adels, die den Hohepriester stellte und dadurch den Tempel und den Hohen Rat kontrollierte. Weil sie in den fünf Büchern Mose, in der Tora, nichts über die Auferstehung der Totenfanden, lehnten sie eine solche ab.

Dass in den späteren Schriften des Alten Testamentes, vor allem in den Makkabäerbüchern, so manches darüber geschrieben steht, interessierte die Sadduzäer nicht. Dort wird nämlich berichtet, dass die sieben makkabäischen Brüder bei ihrem Martyrium vor dem Seleukidenkönig Antiochus IV. Epiphanes bekennen: „Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken, weil wir für seine Gesetze gestorben sind“ (2 Makk 7,9).

Einige der Sadduzäer wollten mit absurden Fragen den Glauben an die Auferstehung lächerlich machen, indem sie die Geschichte mit der Frau konstruierten, die nacheinander mit sieben Männern verheiratet war (Lk 20, 27-33). Sie stellten an Jesus die Frage, wessen Frau sie denn bei der Auferstehung sein werde. An diesem Fall wollten sie zeigen, dass der Auferstehungsglaube eigentlich unsinnig ist.

Jesus aber geht den Sadduzäern nicht auf den Leim. Er verweist darauf, dass es in der kommenden Welt irdische Ordnungen nicht mehr gibt, weder ein Heiraten noch ein Verheiratet-Werden. Vor allem wird es den Tod nicht mehr geben. Wer vom Tod zum Leben auferstanden ist, wird wie die Engel ewig leben und zu den Kindern Gottes gehören.
Jesus verweist auf Mose, der schon in der Geschichte vom brennenden Dornbusch angedeutet hat, dass die Toten auferstehen werden. Die drei Stammväter Abraham, Isaak und Jakob sind längst gestorben, aber sie leben in Gott. Das Evangelium schließt mit der wunderbaren Aussage: „Gott ist kein Gott der Toten, sondern der Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig“ (Lk 20,38).

Wir gedenken im Allerseelenmonat unserer Verstorbenen, die von uns gegangen sind, aber in Gott leben. Gott, der den Menschen erschaffen hat, will, dass das Leben im Tode nicht zerbricht. Wie das gesamte Neue Testamente bezeugt, ist Christus der Garant unserer Auferstehungshoffnung. Zu Recht hat der heilige Paulus die Auferstehung der Christen und die Auferstehung Jesu unlöslich miteinander verknüpft. Weil Jesus lebt, weil er wahrhaft vom Tod erstanden ist, hat der Tod nicht das letzte Wort. Der gekreuzigte und auferstandene Herr wird das Leben aller Menschen, die an ihn glauben und auf ihn hoffen, durch den Tod hindurch verwandeln in die Auferstehung.                                  

Msgr. Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 10. November 2013

Lesungen zum 32. Sonntag im Jahreskreis am 10. November 2013