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Fragen und Antworten zur Weltsynode 2021-2023

Domvikar Thomas Stübinger, Bischöflicher Beauftragter für die Synode 2021-2023 in der Diözese Eichstätt, beantwortet hier Fragen rund um den weltweiten synodalen Prozess der katholischen Kirche.

Was ist mit dem Begriff "Synode" oder "synodale Struktur" gemeint?

Synode bedeutet im Griechischen ursprünglich „gemeinsamer Weg“. Der hl. Johannes Chrysostomus sagt sogar einmal, dass „Kirche“ und „Synode“ Synonyme darstellen, also dasselbe meinen. Im sog. Vademecum steht eine schöne Definition, die aus einem Schreiben der Internationalen Theologischen Kommission entnommen ist: „‚Synode‘ ist ein altes und ehrwürdiges Wort aus der Tradition der Kirche, dessen Bedeutung an die tiefsten Inhalte der Offenbarung […] gemahnt. Es deutet auf den Weg, den das Volk Gottes gemeinsam geht. Es verweist insofern auf Jesus, der sich selbst als ‚der Weg und die Wahrheit und das Leben‘ (Joh 14,6) offenbart, und auf die Tatsache, dass die Christen, in seiner Nachfolge, ursprünglich ‚die Anhänger des Weges Jesu‘ (vgl. Apg 9,2; 19,9.23; 22,4; 24,14.22) genannt werden.“

Im Vademecum, dem offiziellen Handbuch für die Beratungen in den Ortskirchen heißt es: Die Synodalität bezeichnet vor allem den ureigenen Stil, der das Leben und die Sendung der Kirche ausmacht. Sie drückt ihr Wesen als Weggemeinschaft und als Versammlung des Gottesvolkes aus, das vom Herrn Jesus in der Kraft des Heiligen Geistes zusammengerufen wurde, um das Evangelium zu verkünden. 

Die Kirche erkennt die Synodalität als einen wesentlichen Bestandteil ihres Wesens an. Die synodale Kirche kommt in den ökumenischen Räten, in den Bischofssynoden, den Diözesansynoden und den Diözesan- und Gemeinderäten zum Ausdruck. Bereits jetzt erleben wir im Leben der Kirche vielerlei Formen von Synodalität. Doch die Synodalität bleibt nicht auf diese bestehenden Institutionen beschränkt. In der Tat ist die Synodalität weniger ein Ereignis oder ein Schlagwort als vielmehr ein Stil und eine Haltung, mit der die Kirche ihre Sendung in der Welt erfüllt. Die Sendung der Kirche erfordert, dass das gesamte Volk Gottes sich gemeinsam auf den Weg begibt, wobei jede und jeder einzelne einen entscheidenden Beitrag leistet und mit den anderen vereint ist. Eine synodale Kirche geht den Weg gemeinschaftlich, um durch die Teilhabe jedes einzelnen eine gemeinsame Sendung zu erfüllen. Dieser Synodale Prozess ist nicht darauf ausgerichtet, ein temporäres oder einmaliges Erlebnis von Synodalität zu vermitteln.

Der Papst hat das neue Projekt "Weltsynode" gestartet. Was ist damit gemeint?

Das Zweite Vatikanische Konzil hat unter anderem die Einrichtung der Bischofssynode hervorgebracht. Während die Synode bisher als Versammlung der Bischöfe unter der Leitung des Papstes stattgefunden hat, setzt sich in der Kirche immer mehr die Erkenntnis durch, dass die Synodalität ein Weg ist, den das gesamte Volk Gottes gehen soll. Daher ist der Synodale Prozess weit mehr als eine Versammlung von Bischöfen. Es ist ein Prozess, der allen Gläubigen offensteht und zu dem alle Ortskirchen einen wesentlichen Beitrag leisten sollen. Das Zweite Vatikanische Konzil hat bekräftigt, dass alle Getauften, sowohl die geweihten Amtsträger als auch die Laien, aufgerufen sind, aktiv an der Heilssendung der Kirche teilzunehmen (LG, 32-33).  

Was ist das Anliegen des Papstes? Was möchte er damit erreichen?

Das Ziel der Synode besteht darin, als gesamtes Volk Gottes zu hören, was der Heilige Geist der Kirche zu sagen hat. Wir tun dies, indem wir in der Heiligen Schrift und in der lebendigen Tradition der Kirche gemeinsam das Wort Gottes vernehmen und dann einander, vor allem auch den Ausgegrenzten, zuhören und die Zeichen der Zeit erkennen. Der gesamte Synodale Prozess soll in der Tat darauf ausgerichtet sein, eine lebendige Erfahrung des Erkenntnisgewinns, der Teilhabe und der Mitverantwortung zu fördern und die Vielfalt der Gaben für die Sendung der Kirche in der Welt zusammenzuführen.
Daher sollte es nicht das Ziel sein, mehr Dokumente zu produzieren. Vielmehr soll der Prozess Träume darüber aufkeimen lassen, zu welcher Kirche wir berufen sind. Er soll Hoffnungen erblühen lassen, Vertrauen wecken, Wunden verbinden, Beziehungen herstellen und vertiefen, das Lernen voneinander fördern, Brücken bauen, den Verstand erhellen, das Herz erwärmen und uns neue Kraft für unsere gemeinsame Sendung geben (VD, 32). Daher ist dieser Synodale Prozess nicht als eine Abfolge von Übungen zu verstehen, die begonnen und abgeschlossen werden. Er ist vielmehr ein Weg, auf dem wir authentisch zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen und die Sendung erfüllen, zu der Gott die Kirche im dritten Jahrtausend beruft. So strebt der Synodale Prozess eine Kirche an, die sich fruchtbarer in den Dienst des Kommens des Reiches Gottes stellt.

Wie sieht der Rahmen für diese Weltsynode aus?

In der ersten Phase des Synodalen Prozesses geht es um das Zuhören auf der Ebene der Ortskirchen. Nach einer Eröffnungsfeier am Samstag, den 9. Oktober 2021, in Rom wird die diözesansynodale Phase am Sonntag, den 17. Oktober 2021, beginnen. Wir werden das in Eichstätt im Rahmen der Pontifikalvesper zum Kirchweihfest machen, was ja thematisch sehr gut passt. In der diözesanen Phase sollen zehn Themenfelder betrachtet werden. Die Überschriften dazu heißen: Die Weggefährten, Zuhören, Das Wort ergreifen, Feiern, Mitverantwortung für die gemeinsame Sendung, Dialog in Kirche und Gesellschaft, Ökumene, Autorität und Teilhabe, Die Stimme des Hl. Geistes wahrnehmen und Entscheidungen treffen, Die Synodalität als Bildungsprozess. Die Ortskirchen werden gebeten, ihre Antworten dazu frühzeitig vor dem April 2022 ihrer Bischofskonferenz zu übermitteln, damit genügend Zeit für die Zusammenfassung der Ideen bleibt. Die Bischofskonferenzen und Synoden der Ostkirchen erstellen dann jeweils eine Zusammenfassung, die sie der Bischofssynode übermitteln. Auf der Grundlage der Zusammenfassungen wird anschließend die erste und später die zweite Fassung des Arbeitsdokuments (Instrumentum Laboris) erstellt. Abschließend findet im Oktober 2023 die Generalversammlung der Bischofssynode in Rom statt. Es ist schon ein straffer Zeitplan und eine Herausforderung in dieser Zeit auch möglichst alle „mitzunehmen“ und es ist eine Herausforderung in Sachen Kommunikation.

Welche Aufgaben kommen da auf Sie zu?

Im Vademecum werden die vielfältigen Aufgaben genannt:

  • Verbindungsstelle zwischen der Diözese und der Bischofskonferenz
  • Ansprechpartner für Pfarreien und andere kirchliche Gruppen in der Diözese im Zusammenhang mit der Synodalen Konsultation
  • Zusammenarbeit in synodaler Weise mit einem Team, um den Ablauf des diözesanen Prozesses zu erarbeiten und die Themen und Fragen im Zusammenhang mit der Synodalität zu erörtern sowie die Sammlung, Analyse und Zusammenfassung der Konsultationsbeiträge aus der gesamten Diözese
  • Einladung aller Pfarreien zur Teilnahme am Beratungsprozess, Organisation von Versammlungen zur Teilnahme am Synodalen Prozess auf lokaler Ebene.  
  • Einladung an alle Dienste, Bewegungen, kirchlichen Gremien und Abteilungen/Büros in der Diözese, zu den im Vademecum und den Begleitdokumenten enthaltenen Fragen aus dem Blickwinkel ihres jeweiligen Dienstes oder Schwerpunktbereichs Stellung zu nehmen.  
  • Schulung und Begleitung (in Form von Workshops, Webinaren, Videos, Materialien und/oder persönlicher Unterstützung) für diejenigen, die für die Durchführung und Unterstützung des Konsultationsprozesses auf lokaler Ebene (in Kirchengemeinden, Gemeinschaften usw.) verantwortlich sein werden
  • Entwicklung von Methoden für die Aufnahme von Beiträgen, wobei eine möglichst breite Beteiligung angestrebt wird. Dazu werden folgende Vorschläge unterbreitet:
  • Pfarreien/Gemeinden benennen ihre eigene Kontaktperson/ihr eigenes Team für die Durchführung der Konsultationen
  • Regelmäßige Kontaktaufnahme mit jeder Pfarrei/Gemeinde während der gesamten Konsultationsphase, um sie zu unterstützen, zu ermutigen, zu begleiten und Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen.
  • Zeitnahe Sammlung der Zusammenfassungen/Eingaben/Erkenntnisse aus den lokalen Konsultationen.
  • Beaufsichtigung der Organisation der Vorsynodalen Versammlung auf Diözesanebene  
  • Analyse und Synthetisierung des gesammelten Inputs und Erstellung einer kurzen Zusammenfassung auf Diözesanebene von maximal zehn Seiten, die der Bischofskonferenz innerhalb der angegebenen Frist übermittelt wird. Diese Zusammenfassung sollte von dem Team in Zusammenarbeit mit der/den Kontaktperson(en) und dem Bischof und/oder seinem Beauftragten erstellt werden  
  • Rechtzeitiger Versand der Zusammenfassung auf Diözesanebene an die Bischofskonferenz.

Welche Hoffnungen oder Befürchtungen verbinden Sie mit der Weltsynode?

Meine Hoffnung ist es, dass die Weltsynode unseren deutschen Blick in unserem synodalen Weg befruchtet und weitet. Auch unsere schon gemachten Erfahrungen mit dem Synodalen Weg könnten den gesamtkirchlichen Weg bereichern.  Eine zu starke Fixierung auf Einzelfragen und die Bildung von Blöcken würde genau dem widersprechen, was der Papst mit Synodalität meint. Der Papst sagt: „Auf diese Weise soll die Kirche einen stärker dialogischen Umgangsstil lernen; konkrete Themen sollen sich erst später ergeben. "Ich sage noch einmal", so Franziskus in seiner Ansprache, "eine Synode ist kein Parlament, keine Meinungsumfrage". Wichtigster Akteur sei der Heilige Geist; "ohne ihn gibt es keine Synode". Es gehe darum, sich dorthin führen zu lassen, "wohin Gott will und nicht wohin uns unsere Ideen und unsere persönlichen Vorlieben bringen würden". Der Prozess solle "nicht eine andere Kirche" ergeben, sondern eine Kirche, "die verschieden ist", die sich unterscheidet. Als rein akademische Studiengruppe hingegen drohe sie "den üblichen sterilen ideologischen und parteilichen Fraktionen zu verfallen" und sich vom realen Leben der Menschen zu lösen. Wer hingegen meine, alles müsse bleiben, wie "es immer schon gemacht wurde", nehme die Zeit nicht ernst, "in der wir leben". Werde Synodalität ernst genommen, indem Menschen sorgsam aufeinander und auf Gottes Stimme hörten, bietet sich die Chance, dass die Kirche dauerhaft synodal wird. Synodalität bestehe dann nicht nur aus einzelnen Veranstaltungen. In Ruhe aufeinander zu hören, biete zudem die Chance innezuhalten, sich von pastoralen Ängsten zu befreien. Im Ergebnis könne die Kirche, Geistliche wie Laien, dann wieder näher bei den Menschen leben.

Diese Hoffnung teile ich sehr gerne mit dem Papst. Meine Befürchtung ist, dass der gesteckte Zeitraum sehr eng ist und es schwierig wird das Anliegen wirklich an die Menschen vor Ort zu bringen. Es darf nicht darum gehen, neue Papiere zu produzieren, sondern einen neuen Umgangsstil in der Kirche zu fördern. Denn eines muss klar sein: Die synodalen Prozesse sind ja v.a. dadurch in Gang gekommen, weil die Kirche neue Glaubwürdigkeit erlangen möchte. Was könnte dafür überzeugender sein als die Erfahrung, dass Menschen in der Kirche beim Ringen um Antworten auf drängende Fragen, respektvoll und wertschätzend miteinander umgehen können. In einer Gesellschaft die immer mehr in Gruppierungen und Parteiungen zerfällt könnte der neu errungene Stil eines guten Miteinanders große Ausstrahlung auch auf Fernstehende haben. Am Anfang der Kirche war es jedenfalls so. Da sagten die Menschen, die auf die Christen blickten: „Seht, wie sie einander lieben!“

Diözesaner Ansprechpartner

Domvikar Dr. Thomas Stübinger
Tel.: (09141) 2508
E-Mail: synodalerweg(at)bistum-eichstaett(dot)de