Zu Engeln und Friedensbringern werden: Weihnachtsgrüße des Dekanates
„Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, jeder Mantel, im Blut gewälzt, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers.“ (Jes 9,4) Diese Worte aus dem Buch des Propheten Jesaja werden wir wieder hören, wenn wir uns an Weihnachten zur Feier der Christmette versammeln. Sie wirken fast etwas düster und befremdlich, haben mit unserem Alltag nur wenig zu tun und passen kaum in eine romantische Festtagsstimmung. Diese Vision von Jesaja führt uns aber deutlich vor Augen: Gott geht es um den Frieden, um Recht und Gerechtigkeit für sein Volk. Über der Finsternis, den Todesschatten und der Unterdrückung, in denen die Menschen gefangen sind, strahlt ein helles Licht auf (vgl. Jes 9,1).
Nach diesem hellen Licht sehnen wir uns in diesen Tagen ganz besonders. Nicht nur die düstere Jahreszeit, sondern auch die Schwierigkeiten, Belastungen und Einschränkungen unserer Zeit spüren wir mitunter als drückendes Joch. Es reicht nicht, dass wie jedes Jahr Menschen dieses Weihnachtsfest einsam, krank, hungernd oder auf der Straße verbringen müssen – heuer kommen auch noch die erschreckenden Bilder aus den Krankenhäusern, die Existenzängste und die psychischen Belastungen einer Pandemie hinzu. Wenn wir nun zum zweiten Mal das Weihnachtsfest unter dem Eindruck des Corona-Virus feiern, fühlen wir uns vielleicht auch verunsichert, ausgelaugt, genervt oder überfordert. Nicht jede beschlossene Regelung und Maßnahme erschließt sich uns gleich. Auf den Ratschlag von Fachleuten vertrauend halten wir Maßgaben ein, die wir möglicherweise nicht immer nachvollziehen und verstehen können. Schmerzlich erleben wir eine Spaltung, die durch unsere Gesellschaft, auch durch unsere Pfarrgemeinden und Vereine oder sogar unsere Familien geht.
Ob jemand alt oder jung, Frau oder Mann, geimpft oder nicht-geimpft ist – jeder und jede von uns ist an Weihnachten eingeladen, wie die Hirten und die Sterndeuter zur Krippe zu kommen, niederzuknien, sich selbst zurückzunehmen und das Wesentliche und Wichtige in den Blick zu nehmen. In der Begegnung mit dem Christkind, dem „wunderbaren Ratgeber, starken Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens“ (Jes 9,5), sind wir alle eingeladen, wieder neu und immer tiefer mit Gott selbst in Berührung zu kommen.
Die weihnachtliche Frohbotschaft ist eine Friedensbotschaft und gilt allen Menschen guten Willens: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lk 2,14) Wer die Verkündigung der Engel in sich nachklingen lässt, der kann spüren, wie diese befreiende Botschaft für das ganze Volk bestimmt ist. Wer sich von ihr ansprechen lässt, in dem kann auch ein innerer Friede einkehren. Wer diese Botschaft aufnimmt, kann selbst zum Boten Gottes, zu einem Engel und Friedensbringer werden.
Als kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wir eingeladen, uns immer wieder auf den Weg zur Krippe zu machen, die Begegnung mit dem Messias, den Retter und Herrn zu suchen, uns neu an der Liebe Gottes auszurichten. Als Pfarrgemeinden und christliche Gemeinschaften sind wir dazu aufgerufen, den Frieden zu leben und weiterzutragen. Wir werden dazu ermutigt, uns in die Lage meines oder meiner Nächsten hineinzuversetzen, einander immer besser zuzuhören und gemeinsam nach der uns verbindenden Wahrheit zu suchen. Wir können sogar lernen, dass es verschiedene Positionen, Herangehensweisen und Haltungen braucht, um aus Fehlern zu lernen, Probleme zu lösen und gemeinsam etwas Neues weiterzuentwickeln.
Wir wünschen Ihnen, dass Sie ganz persönlich, aber auch in Ihrer Pfarrgemeinde, Ihrer Gemeinschaft, Ihrer Familie solche Erfahrungen des Friedens und der Zusammengehörigkeit machen dürfen – an diesem Weihnachtsfest und darüber hinaus. Wir bedanken uns sehr herzlich für Ihr Engagement und Ihren Einsatz um ein friedliches, verbindendes, einladendes und menschliches Miteinander das ganze Jahr über.
Bleiben Sie gesund und munter, auch im kommenden Jahr. Wir Christen glauben: Leid, Tod und Finsternis haben nicht das letzte Wort. Lassen Sie sich daher von der Freude und dem Frieden des Weihnachtsfestes anstecken!
Für das Dekanat Neumarkt
Dekan Artur Wechsler, Pfarrer Stefan Wingen, Pfarrer Martin Fuchs und Dekanatsreferent Christian Schrödl