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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Weide meine Lämmer, weide meine Schafe

Dritter Sonntag der Osterzeit, 14. April 2013

Schon zum dritten Mal, so hebt das Johannesevangelium hervor, erscheint Jesus nach seiner Auferstehung den Jüngern. Die Begegnung am See Tiberias ist ein weiteres Zeugnis dafür, dass der Gekreuzigte lebt und wahrhaft von den Toten erstanden ist.

Petrus und mit ihm sechs weitere Apostel waren nach Jesu Auferstehung wieder nach Galiläa zurückgekehrt. Der Engel hatte ja am Ostermorgen, den Frauen, die zum leeren Grab gekommen waren, aufgetragen: „Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es gesagt hat“ (Mk 16,7).

Petrus und die anderen Jünger hatten beschlossen, ihren Beruf und ihr früheres Leben wieder aufzunehmen. Wohl Wochen nach der letzten Begegnung mit Jesus in Jerusalem fuhren sie eines Abends mit dem Boot auf den See hinaus, um zu fischen. Sie warfen die ganze Nacht über die Netze aus, hatten aber kein Glück. Als sie in der Morgendämmerung mit leeren Netzen zurückkamen, stand Jesus am Ufer, aber sie erkannten ihn nicht. Er forderte sie auf, noch einmal hinauszufahren und das Netz auszuwerfen. Bald wurde das Netz so schwer, dass sie es kaum herauszuziehen vermochten. Da dämmerte es dem Jünger, den Jesus liebte. „Es ist der Herr“, sagte er zu Petrus. Im selben Augenblick stürzte sich Petrus ins Wasser und schwamm voraus ans Ufer, während die anderen mit dem Boot folgten. Das Netz war mit 153 Fischen gefüllt. Die Kirchenväter, vor allem der heilige Hieronymus, verweisen darauf, dass man im Altertum nur 153 Fischarten kannte. Die Zahl sei ein Bild für die Kirche, in der alle Völker ihren Platz finden. Als die Jünger an Land gingen, erblickten sie ein Kohlenfeuer. Das Mahl mit Fisch und Brot, zu dem Jesus sie einlädt, ist ein Zeichen für das österliche Mahl, bei dem sich ihnen der auferstandene Herr selbst als Speise gibt.

Der zweite Abschnitt (Joh 21,15-19) überliefert ein Gespräch Jesu mit Simon Petrus. Dieser hatte einst alles stehen und liegen lassen und war dem Ruf Jesu gefolgt. Er wollte für seinen Meister alles geben. Noch beim Abendmahl beteuerte er, für Jesus ins Gefängnis zu gehen und sogar für ihn zu sterben (Lk 22,33). Doch am Morgen des Karfreitags begegnet uns ein ganz anderer Petrus. Dreimal streitet er ab, Jesus überhaupt zu kennen.

Bei der Erscheinung am See Tiberias wandte sich Jesus an Petrus und fragte ihn: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ Petrus weiß genau, warum der Herr ihn dreimal fragt. Die Worte des Meisters treffen ihn ins Herz. „Ja, Herr,“ antwortet Petrus, „du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe.“ Petrus bereut seine Feigheit. Jesus verzeiht ihm und schenkt ihm aufs Neue sein Vertrauen. Dreimal gibt er Simon Petrus den Auftrag: „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe.“ Das heißt doch: Du sollst der Hirt meiner Herde sein. Dir vertraue ich die Leitung meiner Kirche an. Die Herde braucht einen Hirten, der ihr vorangeht, der sie führt, begleitet und behütet.

Jesus hat dem Apostel Petrus vorausgesagt, mit welchem Tod er einmal Gott verherrlichen wird. Im Alter wird er wie sein Meister am Kreuz hängen. Trotzdem soll er Jesus bis zum Ende nachfolgen und für ihn Zeugnis geben. Papst Franziskus hat es jüngst so ausgedrückt: „Ohne das Kreuz sind wir keine Jünger des Herrn.“

Monsignore Herbert Lang,Kirchenzeitung vom 14. April 2013

Lesungen zum dritten Sonntag der Osterzeit am 14. April 2013