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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Vom Geheimnis der Dreieinigkeit

Dreifaligkeitssonntag, 26.5.2013

Der in Pappenheim geborene ehemalige evangelische Theologe Helmut Gollwitzer, der zuletzt an der Freien Universität Berlin lehrte, ist der Verfasser eines sehr informativen Buches über die Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft. Es hat den Titel: „... und führen, wohin du nicht willst“. Mit diesen Worten aus Joh 21, 18, die an Petrus gerichtet sind, hat Jesus das Martyrium des Apostels vorausgesagt, das dieser in Rom erleiden sollte.
In diesem Erinnerungsbuch Gollwitzers findet man ein sehr ansprechendes, brüderliches Gedenken an einen katholischen Holzarbeiter. Er hieß Andreas Doll und war mit Gollwitzer im selben Kriegsgefangenenlager. „Sein Tod in den Ostertagen 1946“, so schreibt Gollwitzer, „hat mich in tiefe Einsamkeit gestoßen“. Und er fährt fort: „Es war seinen Augen anzusehen, dass er aufwachend den Tag mit dem Kreuzzeichen begann und mit den Worten: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Heilige Dreifaltigkeit, Dir sei dieser
Tag geweiht!“

Das ist kein abstraktes, kein leeres Gebet. Es ist vielmehr Ausdruck einer innigen persönlichen Hingabe an Gott den Vater, der uns durch seinen Sohn Jesus Christus im Heiligen Geist seine große Liebe schenkt.

Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist – Die Wahrheit von dem einen Gott in drei Personen ist das zentrale und tiefste Geheimnis des christlichen Glaubens und Lebens. Im Geheimnis der Trinität begegnet uns der dreieinige Gott in seiner unergründlichen Liebe. Keine andere Religion sagt, was das Christentum sagt: „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,8).
Christen beten nicht drei verschiedene Götter an, sondern einen einzigen Gott in drei Personen. Jede der drei Personen ist wahrer Gott. Im Eröffnungsvers zur Messfeier betet die Kirche: „Gepriesen sei der dreieinige Gott, der Vater und sein eingeborener Sohn und der Heilige Geist; denn er hat uns sein Erbarmen geschenkt.“ Dass Gott dreifaltig ist, wissen wir von Jesus Christus. Er, der Sohn, sagt von seinem Vater im Himmel: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30). Er betet zu ihm und schenkt uns den Heiligen Geist, der die Liebe des Vaters und des Sohnes ist. Christen werden im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft (Mt 28,19). „Gott ist nicht Einsamkeit, sondern vollkommene Gemeinschaft, sich verströmende Liebe“ (Benedikt XVI.).

Der Katechismus der katholischen Kirche sagt sehr klar: Das innerste Wesen der heiligen Dreifaltigkeit stellt ein Geheimnis dar, das der Vernunft nicht zugänglich ist und auch dem Glauben Israels unzugänglich war. Die vom Glauben erleuchtete Vernunft besitzt jedoch die Fähigkeit, aus den Zeugnissen der Offenbarung die Wahrheit vom einen Gott in drei Personen zu erkennen und darzustellen. Dazu hat Jesus den Jüngern den Beistand verheißen: „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen“ (Joh 16,13). Er wird zu allen Zeiten die Jünger an das erinnern, was Jesus gesagt und getan hat. Er wird sie immer tiefer in die Wahrheit hineinführen. Er wird die Jünger auf das vorbereiten, was sie in Zukunft erwartet. Der Heilige Geist wird das Offenbarungswirken Jesu fortsetzen und gerade dadurch den Sohn verherrlichen.
Die Kirche preist am Dreifaltigkeitssonntag in den Laudes den dreieinigen Gott mit den Worten: „Zu dir rufen wir, o selige Dreifaltigkeit, dich loben wir, dich beten wir an. Dir sei Dank auf immer und ewig.“

Msgr. Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 26.05.2013

Lesungen zum Dreifaltigkeitssonntag am 26. Mai