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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Macht Euch keine Sorgen!

8. Sonntag im Jahreskreis, 2. März 2014

Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer schrieb in der Silvesternacht 1944 jene bekannten Worte, die später als Lied vertont wurden: „Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar.“ Im Kehrvers heißt es dann: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag.“ Als Bonhoeffer diese Worte schrieb, war er im KZ Flossenbürg in der Oberpfalz inhaftiert, wo er am 9. April 1945 hingerichtet wurde.

Er wusste, dass es für ihn nicht gut ausgehen würde. Er hat in den bitteren Stunden vor seiner Hinrichtung sein Leben Gott anvertraut. Er war überzeugt, dass Gott ihm und seiner Familie immer nahe sein und beistehen wird. Die heutige Frohbotschaft, die zur Bergpredigt Jesu gehört, fordert jede und jeden von uns auf: Verlass dich auf Gott. Er lässt dich nicht allein.

Jesus erwartet von uns, dass wir sorglos und unerschütterlich auf die Macht und Treue des himmlischen Vaters vertrauen. „Macht euch keine Sorgen“, heißt es dreimal im heutigen Evangelium. Kleingläubig sind jene, die Gott nichts zutrauen. Einer der größten Fehler ist das Misstrauen gegen Gottes Güte.

Die göttliche Vorsehung besteht in den Fügungen, durch die Gott alle Geschöpfe mit Weisheit und Liebe ihrem letzten Ziel entgegenführt. Die Heilige Schrift bezeugt an zahlreichen Stellen das Wirken der göttlichen Vorsehung. Das Alte Testament hebt besonders die Fürsorge Gottes für das Volk Israel und einzelne Gestalten seiner Geschichte – etwa der ägyptische Joseph, Mose, die Propheten und weitere – hervor. Die Psalmen sind durchdrungen vom Vorsehungsglauben.

Jesus lehrt in der Bergpredigt, dass sich die Fürsorge Gottes auch auf die geringsten Geschöpfe, die Vögel des Himmels, die Lilien und das Gras des Feldes erstreckt, dass Gottes Fürsorge aber in besonderem Maße uns Menschen zuteil wird. Jesus fordert uns auf, uns in kindlichem Vertrauen auf die Vorsehung des himmlischen Vaters zu verlassen. Der Apostel Petrus nimmt dies auf und sagt: „Werft eure Sorge auf den Herrn; denn er sorgt für euch“ (1 Petr 5,7).

Das Christentum ist keine Religion der Angst, sondern des Vertrauens zum Vater Jesu Christi, der uns wahrhaft liebt. Am Anfang eines jeden Menschenlebens steht nicht der Zufall oder eine Fügung des Schicksals, sondern der Plan der göttlichen Liebe. Gott ist nicht allein deshalb unser Vater, weil er unser Schöpfer ist und sich voller Liebe seiner Geschöpfe annimmt, sondern weil Jesus darüber hinaus seinen Vater auch als unseren Vater geoffenbart hat. In der Taufe wurden wir wiedergeboren aus dem Wasser und dem Heiligen Geist und von Gott an Kindes statt angenommen. Wir wurden eine „neue Schöpfung“ und eingereiht in die Schar derer, die den Geist der Kindschaft empfangen haben. 

In der Mitte der Bergpredigt steht das Vaterunser. Wir dürfen Gott mit den vertrauten Namen „Vater“ anreden; denn wir heißen nicht nur Kinder Gottes, sondern wir sind es (1 Joh 3,1). Unter dem Schutz seiner weisen und gütigen Vorsehung wissen wir uns allezeit geborgen (deus providebit = Gott wird sorgen). In unserem Leben sorgen wir uns oft um Dinge, die gar nicht wichtig sind. Jesus aber sagt: „Euch muss es zuerst um sein Reich und seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.“       

Msgr. Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 2. März 2014

Lesungen zum 8. Sonntag im Jahreskreis am 2. März 2014