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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Jesus ruft zur Nachfolge

Unmittelbar nach dem Messias-Bekenntnis des Apostels Petrus in Cäsarea Philippi begibt sich Jesus mit den Jüngern von Galiläa nach Jerusalem. Zum ersten Mal spricht er dabei von seinem Tod. Unterwegs beginnt er den Jüngern zu erklären, dass er von den führenden Männern des Volkes, von den Ältesten, den Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles erleiden müsse; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen.

Jesus wusste, worauf er sich einließ, als er den Weg nach Jerusalem einschlug. Er wusste, dass dieser Weg in die Erniedrigung und in den Tod führt, dass es für ihn buchstäblich um Leben und Tod geht.

Für Petrus ist dieser Gedanke unerträglich. Er will Jesus zurückhalten und von seinem Vorhaben abbringen. Hat er sich doch die Zukunft mit Jesus anders vorgestellt. Erschrocken nimmt er Jesus beiseite und bestürmt ihn geradezu: „Das soll Gott verhüten, Herr! So etwas darf dir nicht zustoßen!“ Sehr drastisch antwortet Jesus dem Petrus: „Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich hindern, meinen Auftrag zu erfüllen. Du hast nicht im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ Daher wird Petrus für Jesus zum Versucher, zur Stimme Satans.

Jesus will und muss den Weg gehen, den der Vater im Himmel weist. Er ist entschlossen, en Weg bis zum Ende, bis nach Golgota zu gehen. Und er präzisiert: „Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwegen verliert, wird es gewinnen.“

Ganz entscheidend ist dieses „um meinetwillen“, denn es geht ja um Nachfolge, es geht darum, den Weg Jesu mitzugehen und die Konsequenzen nicht zu scheuen.

Aber was heißt „Nachfolge“? Das Wort meint – schlicht gesagt – dies: Menschen, die Jesus nachfolgen, sind entschlossen, ihren Beruf, ihr Geschäft, ihren bisherigen Alltag hinter sich zu lassen und stattdessen mit Jesus zu gehen. Nachfolge ist also ein neuer Beruf, der des Jüngers, dessen Lebensinhalt im Mitgehen mit dem Meister, im vollständigen Sich-Anvertrauen an seine Führung besteht. Wer Jesu Jünger sein will, darf nicht mehr sich selbst suchen, muss aufhören, um sich selbst zu kreisen. Nachfolge heißt, den eigenen Willen wegzugeben an den Willen eines Anderen, so dass das Zur-Verfügung-Stehen für ihn zum eigentlichen Inhalt des Lebens wird.

Petrus hatte versucht, die Nachfolge abzuwerfen. Er wollte selbst vorausgehen und die Richtung des Weges bestimmen. Aber er wird von Jesus kompromisslos an seinen Platz verwiesen: Weg, geh hinter mich! Nachfolgen heißt wirklich nachgehen. Den Weg annehmen, der vorgegeben wird, auch wenn die Richtung dem eigenen Willen direkt entgegenläuft. Der wahre Jünger ist derjenige, der wie Jesus sein Kreuz auf sich nimmt; das Kreuz des Alltags und die vielen besonderen Kreuze unseres Lebens – Krankheit, Verlassenheit, Einsamkeit. Der Jünger Jesu muss bereit sein, ja zu sagen zu dem, was alle bisherigen Pläne zunichtemacht. 

Jesus sagt: „Wer das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ Wer dazu bereit ist, wird das wahre Leben gewinnen – Leben, das mehr ist als Überleben. Jenes Leben, von dem Jesus sagt: „Ich bin gekommen, damit sie es in Fülle haben“ (vgl. Joh 10,10). Wenn wir im Licht des Evangeliums voranschreiten und Jesus nachfolgen, sind wir auf dem Weg, der zum wahren Leben, zum Glück, zur Seligkeit des Himmels führt.                                        

Msgr. Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 31. August 2014

Lesungen zum 22. Sonntag im Jahreskreis am 31. August 2014