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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Gott gibt nicht auf: Er lädt uns immer wieder ein

Im Gleichnis, das die Kirche am 28. Sonntag im Jahreskreis verkündet, geht es um eine Einladung. Ein König – hier ist natürlich Gott gemeint – lädt zu einem Hochzeitsmahl ein.

Was die Geladenen bei diesem Festmahl erwartet, stellt die erste Lesung aus dem Buch Jesaja eindringlich heraus. Der Prophet schildert, wie es sein wird, wenn Gottes Herrschaft anbricht. Essen und Trinken bedeuten in der Sprache der Heiligen Schrift Verbundenheit mit Gott. Das Festmahl ist also Zeichen der Gemeinschaft und Freude. Wenn Gottes Herrschaft anbricht, haben Klage und Trauer ein Ende, denn Gott beseitigt den Tod für immer. Jesaja zeichnet damit ein großartiges Bild der Hoffnung für die Menschen aller Nationen und Zeiten.

Im heutigen Gleichnis schickt der König seine Diener aus – er tut es gleich zweimal – um auserwählte Gäste zur Hochzeitsfeier seines Sohnes einzuladen. Alles ist vorbereitet. Das Festmahl kann beginnen. Aber die geladenen Gäste haben schlicht kein Interesse, sie haben alle eine Ausrede, sie wollen in ihren Alltagsgeschäften nicht gestört werden. Gesteigert wird die Ablehnung sogar noch durch die Misshandlung und Tötung der ausgesandten Diener. Die Zurückweisung der Einladung ist für den Gastgeber eine herbe Enttäuschung. Voller Zorn lässt der König die Stadt niederbrennen und die Mörder töten. Die geladenen Gäste waren es nicht wert, an diesem Fest teilzunehmen.

Die Einladung Gottes besteht jedoch weiter. Gott gibt so schnell nicht auf, allen Absagen und Einwänden zum Trotz. Schließlich sendet er seine Boten zum dritten Mal aus. Nun sollen sie alle einladen, die ihnen über den Weg laufen, „Böse und Gute“. Zur Zeit Jesu dürften dies Kranke, Bettler, Nichtstuer und Zöllner, vielleicht auch Straßenräuber gewesen sein, Menschen also, die von der Gesellschaft ausgegrenzt wurden und als Sünder galten. Sie füllen nun gemeinsam mit anderen den Festsaal. 

Das Gleichnis sagt uns etwas sehr Wichtiges über Gott: Gott gibt nie auf, wenn es um den Menschen geht. Er lädt immer wieder ein. Jede und jeder ist ihm wichtig und wertvoll. Gott hat einen langen Atem. Er lädt zum Fest und zur Freude ein, aber er will uns dazu nicht zwingen. Zwang und Liebe gehen nicht zusammen. Freiwillig sollen wir am Hochzeitsmahl seines Sohnes teilnehmen.Die Gleichniserzählung nimmt nochmals eine unerwartete Wende. Als der König kommt, um die Gäste zu begrüßen und kennenzulernen, bemerkt er einen Mann, der kein Hochzeitsgewand anhat. Der König spricht ihn an, aber der Mann antwortet nicht. Damit zeigt er, dass ihm die Hochzeitsfeier an sich gar nicht wichtig ist. Er wird daraufhin aus der Festgesellschaft ausgeschlossen. Der König lässt ihn von seinen Dienern hinauswerfen.

Jesus macht im Gleichnis keine Kleidervorschriften, sondern will, dass wir mit bereitem Herzen und mit Freude die Einladung zum ewigen Hochzeitsmahl annehmen. Nicht die Kleidung ist das Wichtigste, sondern die innere Haltung und die innere Einstellung Gott und den Mitmenschen gegenüber.

Das Gleichnis will uns wachrütteln, damit wir die Einladung zur immerwährenden Freude, zum Fest ohne Ende im Reich Gottes wahrnehmen und nicht überhören.

                                      
Msgr. Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 12. Oktober 2014

Lesungen zum 28. Sonntag im Jahreskreis am 12. Oktober 2014