Zum Inhalt springen

Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Der gerechte Ausgleich kommt

26. Sonntag im Jahreskreis, 29. September 2013

Das sehr bekannte Gleichnis vom reichen Prasser und vom armen Lazarus gehört zum Sondergut bei Lukas. Darin finden wir – wie im Lukasevangelium überhaupt – eine große Nähe zu den Armen.

Da ist der reiche Prasser. Er hat alles, was er braucht. Er kann sich Tag für Tag jeden Luxus leisten. Er genießt das Leben in vollen Zügen. Gott braucht er nicht. Seine Schuld besteht darin, dass er Lazarus vor seiner Tür nur mit den Augen, aber nicht mit dem Herzen wahrnimmt. „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, schreibt Antoine de Saint-Exupéry. Der Reiche ist ein Mann des leeren und kalten Herzens.

Das Kontrastbild ist der Arme. Das Gleichnis nennt ihn Lazarus. Er liegt vor der Tür des Reichen und hofft, wenigstens etwas von den Tischabfällen zu bekommen. Er ist auch von schwerer Krankheit gezeichnet. Sein Körper ist über und über mit Geschwüren bedeckt. Dann aber wendet sich das Blatt. Beide sterben. Die Engel bringen Lazarus an den Ort, wo das ewige Freudenmahl gefeiert wird. Der reiche Prasser hingegen erwacht im Totenreich unter qualvollen Schmerzen. Zwischen dem Ort der Qual und dem Ort der Seligkeit liegt eine unüberbrückbare Kluft. Kein Weg führt vom einen zum anderen. Keine Fürsprache kann Hilfe und Rettung bringen.

Das Gleichnis will aufrütteln. Es mahnt zur Besinnung, zum Umdenken, zur Nächstenliebe und Verantwortung, die wir im Jetzt und Heute unseren Schwestern und Brüdern gegenüber haben, die in vielfacher Armut und an den Rändern der Gesellschaft leben.

Im Schuldbekenntnis der heiligen Messe beten wir oft: „Ich bekenne, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe.“ Das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus macht klar: Manchmal ist es schlimmer, Gutes zu unterlassen als Böses zu tun. Wir unterlassen das Gute, wenn wir den Armen gegenüber teilnahmslos, blind und herzlos sind.

„Werdet nicht müde, Gutes zu tun“ (Gal 6,9), schreibt der heilige Apostel Paulus im Brief an die Christen in Galatien. Dazu gehört auch der Einsatz für den gerechten Ausgleich zwischen Arm und Reich. Die Bekämpfung von Hunger und Armut in der Welt müssen auf der Tagesordnung bleiben, wie Papst Franziskus immer wieder betont.

Das Schicksal des Reichen im Gleichnis ist hoffnungslos. Zu spät ist zu spät. In seiner Qual wendet er sich an den Stammvater Abraham. Er bittet ihn eindringlich, Lazarus doch wenigstens in sein Elternhaus zu seinen fünf Brüdern zu schicken. Er soll sie warnen, damit ihnen nach ihrem Tod nicht dasselbe Schicksal widerfährt wie ihm. Die Antwort Abrahams kennt kein Wenn und Aber: „Deine Brüder haben das Gesetz und die Schriften der Propheten, auf die sollen sie hören.“ Der Reiche widerspricht: Nein, Vater Abraham, das genügt nicht! Erst wenn einer von den Toten aufersteht und zu ihnen käme, würden sie glauben und ihr Leben ändern. Doch Abraham bleibt dabei: „Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht“ (Lk 19,31).

Das Gleichnis mahnt uns, stets auf Gottes Wort zu hören. Darauf kommt es an. Gottes Wort ist für uns Licht und Wahrheit. Es ist Wegweiser zum ewigen Freudenmahl, zum Himmel.

Msgr. Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 29. September 2013

Lesungen zum 26. Sonntag im Jahreskreis am 29. September 2013