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AUF EIN WORT

Das Wunder vom göttlichen Charme

Vierter Adventssonntag, 18. Dezember 2011

Der Sohn der Jungfrau Maria mit dem Namen Jesus, das heißt „Jahwe rettet“, ist „Sohn des Höchsten“, er wird „groß“ genannt und Inhaber des „Thrones David“. Dieses Kind gehört von Anfang an zum Bereich Gottes; es ist, wiewohl ein echtes Menschenkind, „Sohn Gottes“ nicht erst durch die Geburt aus einer menschlichen Mutter. Das ist die zentrale Botschaft des Evangeliums vom vierten Adventssonntag.

Doch der Eingang Gottes in die menschliche Geschichte überrollt die Menschen nicht. In der Frau Maria bringt die Menschheit ihr Erschrecken, ihre Fragen, ihre Einsprüche vor. Und diese Frau ist aber auch die erste, die glaubt, dass in diesem Jesus Gott mit ihr ist. Mit ihrem ganzen Leib und Leben steht sie dafür ein!

Zu diesem Vertrauen kommt sie durch die Botschaft des Engels. Dieses Wort geht so tief in sie hinein, dass es Wurzel treibt. Die „Wurzel Jesse“ kommt in unsern Blick, in der Lesung aus dem 2. Buch Samuel, die Rückerinnerung an das Haus David, das freilich auch für eine männliche Macht- und Herrschaftsgeschichte steht. Dagegen erwächst dieser „Reis aus der Wurzel Jesse“ „nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren“(Joh 1,13).
Dem entspricht auch die Pädagogik Gottes: Er fällt nicht mit der Tür ins Haus. Durch den
Boten begegnet er Maria mit Charme: „Sei gegrüßt“ und „ voll der Gnade“ hat dieselbe
griechische Wortwurzel (Charis). Erfüllt mit der göttlichen Gnadengabe (Charisma) ist Maria deshalb, weil der Herr mit ihr ist. „Der Herr ist mit dir“ – diese Zusage hören wir in jeder Messfeier. Das heißt doch, die Kirche zeigt in der Feier der Liturgie den Menschen auf, was ihnen längst schon zuinnerst ist: den göttlichen Charme, Gottes tiefes, erbarmendes Wohlwollen.

Was der Engel zu Maria sagt, gilt ebenso jedem von uns: Sei gegrüßt, du begnadetes Menschenkind! Der Herr ist immer schon bei dir, trotz all deiner Fragen. Sei gewiss: bei Gott ist kein Ding unmöglich! Mit diesem Vertrauen eröffnet sich ein ungeahnter Horizont für mein Leben, in einer Gesellschaft, in der viele illusionslos und cool sich alle Optionen offenhalten wollen. Mit Maria antwortet die Menschheit: „Siehe, ich bin die Dienerin des Herrn; mir geschehe, wie du gesagt hast“! Der Engel und Maria – es ist wahrlich das „Gipfeltreffen der Menschheit“ (Klaus Hemmerle)!

Lesungen zum vierten Adventssonntag im Jahreskreis B am 18. Dezember 2011