Zum Inhalt springen

Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Das Seine tun – und sonst nichts

27. Sonntag im Jahreskreis, 6. Oktober 2013

Glaubst du? Ja, natürlich! Und wie groß ist dein Glauben? Jetzt kommt die Antwort schon nicht mehr so schnell. Um nicht aufzufallen wählt man gern einen Wert in der Mitte. Da geht es einem dann wie den Aposteln, man erkennt, es bleibt nur eins: Jesus darum bitten, den Glauben zu stärken.

Bei solch einer Bitte erwartet man in der Regel, dass sie anerkannt und auch erfüllt wird. Aber die Antwort, die die engsten Vertrauten Jesu erhalten, lässt aufhorchen, sogar erschrecken. „Wenn euer Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkorn!“, hält er ihnen und auch uns entgegen. So klein wie ein Senfkorn und doch so mächtig? Das ist kaum vorstellbar. Und: Wieso reagiert Jesus so heftig? Jesus kennt seine Apostel und weiß sowohl um ihre Glaubenstiefe als auch um ihre Glaubenszweifel. Darüber hinaus kennt er die Gefahr, sich bequem einzurichten in dem, was ist. Deshalb wählt es sehr klare Worte und durchbricht jede Scheinsicherheit. Er lädt zum Nachdenken darüber ein, was den eigenen Glauben ausmacht. Ist es die Befolgung von Regeln ohne mit dem Herzen dabei zu sein? Heißt es den Weg des Herzens gehen ohne Regeln beachten zu müssen? Ist es der Mittelweg zwischen diesen beiden Varianten?

Mit seiner Antwort will Jesus zeigen: Nachfolge, sich mit Herz und Verstand für ein Le-ben nach dem Wort Jesu entscheiden, das setzt einen starken Glauben voraus. Ohne die-se Grundlage kann es nicht gelingen, den Weisungen Jesu zu folgen. Dabei geht es nicht um ein Beharren auf Äußerlichkeiten, sondern um ein Leben und Handeln, dass echt und begeisternd ist. Diese Form des Glaubens, die sich im Samenkorn symbolisiert, ist es, die sogar scheinbar Unmögliches möglich macht.

Aber welches Maßband gilt es hier anzulegen? Wie kann man prüfen, ob, beziehungs-weise wie das Senfkorn in gutem Boden liegt und wächst? Das Beispiel, das Jesus anfügt, ist nicht nur für uns Heutige eine Herausforderung. Soll man so mit Menschen umgehen? Diese Frage geht am Kern dieser Botschaft vorbei, die beschreibt, welches „unmögliche“ Handeln der echte Glaube möglich macht. Jesus vergleicht den Menschen ganz allgemein mit einem Diener/einer Dienerin. Sie leisten ihren Dienst in Treue, wissen um ihre Aufgaben und stellen sich ihnen. Dabei genügt es ihnen das Notwendige tun zu können. Sie haben erkannt, dass ihr Tun – mag es auch noch so unscheinbar sein – ein Zeichen der Liebe ist. Dies gilt in gleicher Weise für den Herrn als auch für den Sklaven. Jesus macht deutlich, dass es nicht um Lob und Anerkennung geht, sondern einzig und allein darum, die einem zugewiesene Aufgabe gegenüber Gott und den Menschen selbstverständlich zu erfüllen, ohne Dank zu erwarten. Sich etwas auf sein Handeln einbilden, sich vergleichen, Überheblichkeit oder Minderwertigkeitskomplexe – das gibt es in der Liebe nicht. Da gibt es weder groß noch klein, denn jede Bewertung ist durch die Liebe ausgeschlossen.

Das Seine tun – sonst nichts! Habe ich schon einmal darüber nachgedacht, welche konkrete Bedeutung dieses Wort Jesu für mein ganz persönliches Glaubensleben hat?

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 6. Oktober 2013

Lesungen zum 27. Sonntag im Jahreskreis am 6. Oktober 2013