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Das Auf und Ab von Sünde und Erlösung

Vierter Fastensonntag, 22. März 2012

Bei Jugendlichen sieht man immer wieder als Geste für Triumph ein mit den Fingern gebildetes V, das für victory, also Sieg steht. So banal es erscheinen mag, dass dieses V geschrieben wird, indem man je einen schrägen Strich nach unten und oben zeichnet, es wird durch dieses Ab und Auf tatsächlich der Sieg Christi beschrieben: Er steigt hinab ins Reich der Toten, bevor er wieder aufersteht und damit den Tod besiegt hat.

Besonders gering wurde Jesus am Kreuz: für damalige Verhältnisse galt dieser Tod als große Schande. Die Erniedrigung ist aber nur die äußere Seite des Geschehens. Auf das Innere, das Wesentliche, weist uns das Evangelium hin: Am Kreuz ist Jesus eigentlich der Erhöhte, zu dem jeder aufblicken kann; denn indem er den Tod auf sich nimmt, besiegt er die drohenden Folgen der Sünde. Der gläubige Christ sieht im Gekreuzigten tatsächlich einen Sieger.

Der Mensch ist seinerseits in einer Abwärtsbewegung: Er hat bisweilen enge Grenzen in seinen Fähigkeiten und die Sünde tritt bei vielen Verbrechen ganz deutlich auf. Gerichtet und abgekanzelt muss der Mensch nicht mehr werden, er tut dies sich selbst an und könnte sich nicht allein aus diesem Verderben retten. Nur wenn er sich durch Christus mitnehmen lässt in dessen Aufwärtsbewegung, wird er gerettet.

Man kann diese Ab-Auf-Bewegung auch an der Menschwerdung Christi erkennen: Christus erniedrigt sich, legt sich unsere menschlichen Begrenzungen an. Er wertet auf der anderen Seite durch diese Solidarität die Menschheit auf und setzt dies später fort, indem er Kranke heilt, Suchenden wie Zachäus beisteht und am Ende gar am Kreuz stirbt.

Dennoch bleibt das Kreuz für die Juden ein Ärgernis und für die Heiden eine Torheit (vgl. 1Kor 1,23). Sie sehen nicht die innere Aufwärtsbewegung, in der sich Jesus als Sieger über Sünde und Tod befindet, sondern nur die Abwärtsbewegung in Jesu Hingabe. Und doch ist eine Welt erst dann menschenfreundlich, wenn sich viele nach dem Vorbild Jesu in der Bewegung des V erst klein machen um dann andere mit aufrichten zu können. Diese selbstlose Hilfsbereitschaft scheint auch heute noch eine Torheit zu sein wie das Kreuz. In Wahrheit ist sie der sieg- und erfolgreiche Weg in die Zukunft.

Kaplan  Christian Klein, Kirchenzeitung

Lesungen zum vierten Fastensonntag am 18. März 2012