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Monstranz aus Steinen und Menschen

An vielen Orten, meist in deren Mitte, bin ich zu finden als imposantes Gebäude, ich, die Kirche, Zeichen aus Stein.Meine Türen sind offen. Jede und jeden lade ich ein, einzutreten. In Stille, Ruhe und Geborgenheit zu beten, biete ich an, und die Möglichkeit, sich umfassend angenommen zu fühlen.

Meine Aufgabe ist es, sichtbar zu machen, dass der Mensch gewordene Gott bleibend in der Mitte der Menschen anwesend ist. Ich zeige: An diesem Ort wohnen Menschen, die davon überzeugt sind. Ich bin ihre Monstranz aus Steinen.

Wie bei der kostbar gestalteten Monstranz, in deren Mitte Christus in der Gestalt des Brotes geschaut wird, zielt auch mein prunkvolles Äußeres darauf, allen Menschen die Freude der Gläubigen an ihrem Gott sichtbar zu machen.
Diesen Gott hat Jesus von Nazareth als Vater aller Menschen gezeigt. Alle sind seine Kinder, die er zuvorkommend und bedingungslos liebt.
Das ist die befreiende Botschaft! Sie mitzuteilen bin ich von den Christen erbaut worden. Ich erinnere sie an ihre Aufgabe, allen Menschen, denen sie begegnen, durch ihr Leben die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes erfahrbar werden zu lassen.

In den Christinnen und Christen also lebe ich, die Kirche! In ihnen bin ich erfahrbar, Tag für Tag. In ihnen ist Gott den Menschen nahe; in ihnen können sie seine Liebe spüren.
So erfülle ich als Kirche meine Aufgabe: Mein Weg ist der Mensch. In ihm wird Gott anschaubar.
Ich will die Freude erleben lassen, die das Vertrauen auf Gott eröffnet, und die Lust am Leben, die sich in Güte, Liebe und Barmherzigkeit äußert.
Ich, die Kirche, bin eine Monstranz aus Menschen.

Text: Franz J. Hausmann, Eichstätt

Erscheinungsdatum: 16. Oktober 2013