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14.02.2006

„Wir zeigen kein Mainstream-Kino“ - Die Medienzentrale der Diözese setzt im Eichstätter Kulturleben eigene Akzente

Eichstätt. (pde) – Kurzfilmreihe, europäische Kinostreifzüge, Kinderunterhaltung – die Medienzentrale der Diözese Eichstätt mischt immer stärker im Kulturleben mit. Die kirchliche Einrichtung setzt dabei als Fachbereich des Diözesanbildungswerks eigene Akzente. „Wir zeigen kein Mainstream-Kino“, erklärt der Leiter Dr. Thomas Henke. „Zum Teil bringen wir Dinge, die man sonst überhaupt nicht mehr sehen kann.“ Zum Beispiel Stummfilme, die live begleitet werden oder avantgardistische Filmkunst. Der Erfolg gibt den Organisatoren recht – die meisten Veranstaltungen sind schon Tage im Voraus ausverkauft.

Jedes Jahr im Januar zeigt die Medienzentrale unter dem Stichwort „Augenblicke“ internationale Kurzfilme. Die Filme sind witzig oder traurig, sie machen nachdenklich. „Die Reihe ist immer ein Erfolg“, berichtet Henke. Das Programm wird vom Sekretariat der deutschen Bischofskonferenz in Kooperation mit den Medienstellen zusammengestellt und in fast allen deutschen Diözesen gezeigt. Nirgendwo kommt die Idee so gut an wie in Eichstätt. „Wir haben bundesweit die meisten Besucher pro Vorführung“, erklärt Henke. Das heißt: Das Kino ist rappelvoll, selbst auf dem Boden sitzen Zuschauer.

Von kommerziellen Anbietern unterscheidet sich das Programm dadurch, dass nach den Vorführungen die Gelegenheit zum Austausch angeboten wird: „Da kommen interessante Gespräche zustande“, erzählt der Leiter der Medienzentrale. „Denn jeder sieht den Film vor dem Hintergrund seiner eigenen Lebens- und Glaubensgeschichte.“ Und noch einen Unterschied gibt es: Die Medienzentrale will mit ihrem Angebot immer auch Jugendgruppen, Erzieherinnen, Lehrern und engagierten Mitarbeitern in den Pfarreien Anregungen geben, selbst als Veranstalter aufzutreten. Beratung zur Filmauswahl und zu technischen Fragen gibt es in der Medienzentrale. „Fortbildungsarbeit und Medienpädagogik ist ein wichtiger Bestandteil unseres Angebots“, so Henke. Zum Team der Medienzentrale gehören Sekretärin, Disponentin, Techniker, ein Archivar und Fotograf. Über 5000 Medien - also Filme, DVDs, Diareihen und Dokumentationen - hat die Einrichtung im Verleih, oft mit pädagogischem Begleitprogramm.

Auch das Kino-Kultur-Programm „Akzente“ ist ein voller Erfolg und immer ausverkauft. Bei diesem Gemeinschaftsprojekt von Kulturforum, Film-Studio und einigen Eichstätter Cineasten wird ein anspruchsvolles Programm gezeigt, das jeweils unter einem bestimmten Motto steht. Zur Zeit lautet es „Letzter Ausweg Leben“. Dazu heißt es im Programm: „Bilder, Geschichten und Musik lassen uns in eine andere Welt eintauchen, die uns für eine Weile aufnimmt, um uns möglicherweise verändert wieder zu entlassen.“ Am 9. März wird „Der Bauch des Architekten“ von Peter Greenaway gezeigt, am 6. April „Der Feuerwehrball“ von Milos Forman. Die Fortsetzung der Akzente-Reihe ist bereits in Planung – möglicherweise flimmern ab Mai unter dem Motto „Bis ans Ende der Welt“ road-movies über die Leinwand. Bei der Auswahl reden Eichstätter Kinofans mit, denen es ein Anliegen ist, dass in ihrer Stadt anspruchsvolle Filme gezeigt werden. „Da erreichen wir auch Leute, die sonst der Kirche nicht so nahe stehen“, erzählt Henke.

Der Kirche sei es schon immer wichtig gewesen, Kunst und Kultur zu fördern. Bereits 1951 war im Bistum die Diözesan-Filmstelle gegründet worden. In einer Chronik wird das so beschrieben: „Mit dem ,Filmwagen’, einem BMW-Vorkriegsmodell, machte sich der ,Filmerer’ Ernst Müller beinahe täglich, häufig auch mehrmals am Tag, Sommer wie Winter, auf den Weg, um in oft schlecht beheizten Wirtsstuben die Filme vorzuführen.“ Ende der 60-er Jahre kam als zentraler Aufgabenschwerpunkt der Verleih von Medien für Religionsunterricht, Pastoral und kirchliche Bildungsarbeit dazu. Heute bietet die Medienzentrale auch Fortbildungen, Kurse und Veranstaltungen in den Bereichen Medienpädagogik und Mediendidaktik an. Beim Kinder-Kino dürfen die Buben und Mädchen nicht nur den Film angucken, sondern anschließend auch drüber reden, ein Bild malen oder basteln. Weitere Angebote: Eltern werden über die Gefahren des Internets aufgeklärt, Kinder testen Computerspiele. Ethische Fragen werden ebenso thematisiert wie Konsum und Werbung, Gewalt und Geschlechterrollen in den Medien – Dinge, die Henke unter dem Oberbegriff „Kommunikationskultur“ zusammenfasst. „Die Kirche muss sich an diesem Diskurs beteiligen und sich kritisch damit auseinandersetzen“, findet der 45-Jährige.

Doch Vergnügen machen darf es trotzdem. Als besondere Highlights werden im Sommer im normalerweise öffentlich nicht zugänglichen Garten des Ordinariats Filme gezeigt und anschließend wird gegrillt. Auch die Open-air-Nacht auf dem Eichstätter Domplatz hat sich längst zum Geheimtipp entwickelt. „Das war zunächst eine reine Lust- und Laune-Aktion“, erinnert sich Henke an die Anfänge zurück. Ein paar filmbegeisterte Eichstätter planten spontan, mit Blick auf den Wetterbericht, eine laue Filmnacht im Freien. „Sitzgelegenheiten und Verpflegung musste jeder selbst mitbringen.“ Über Nacht wurden einige Plakate an Laternenmasten geklebt. „Plötzlich waren ein paar Hundert Leute da“, erinnert sich Henke. Die Zuschauer sitzen auf Klappstühlen, trinken Rotwein, genießen den Abend – manchmal darf Kino auch einfach nur Spaß machen.

 

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