Wer war Jesus wirklich? - Studientag in Schloss Hirschberg befasste sich mit Leben-Jesu-Forschung

Beilngries. (pde) - Was kann historisch gesichert über Jesus gesagt werden? Diese Frage wird in immer neuen Anläufen seit der Aufklärung gestellt. Sie stand auch über einem Studientag im Bistumshaus Schloss Hirschberg und führte zahlreiche Interessierte in die dortige Aula. Professor Dr. Lothar Wehr, Inhaber des Lehrstuhls für Neutestamentliche Wissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, wies dabei auf die Grenzen hin, auf die Antworten zu dieser historischen Rückfrage stoßen.

Ein Blick in die Evangelien zeige, dass sie sich auf Überlieferungen stützen, die früh­zeitig über Jesus aus Nazaret gesammelt, erzähle­risch gestaltet und dabei auch interpretiert wurden. Sie schildern das Leben Jesus im Rückblick und im Bewußtsein seines Todes und seiner Auferstehung. Alle Evangelisten sind über­zeugt, dass sie mit ihren Erzählungen aus dem Leben Jesu histo­rische Erinnerun­gen zuverlässig bewahren. Zugleich verfol­gen sie das Ziel, Glauben zu verkünden und Fehlentwicklungen in ihren Gemeinden zu korrigieren. So gehen sie mit ihren Traditio­nen sehr frei um. Ihr Anliegen ist es nicht, eine Biografie des Jesus aus Nazaret zu schreiben, sondern ihn als den menschgewordenen, gekreuzigten und auferstandenen Gottessohn zu bekennen: „Sie vertiefen die Botschaft Jesu vom nahegekommenen Reich Gottes und wollen ihre Leser zum Glauben bringen oder sie darin bestärken“, so der Referent.

Die Botschaft Jesu wolle die Nähe Gottes zu den Menschen deutlich machen, sowohl als Geschenk als auch als Anforderung an die eigene Lebensgestaltung. Die Entwicklung der Glaubensaussagen in der Dogmatik, der Lehre vom Glauben, und der Ethik, der Lehre vom Handeln, finden in den Evangelien ihre Richtschnur, erläuterte Prof. Wehr.