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14.05.2003

Wenn vor der Kirche ein toter Trachtler liegt - Kunst als Herausforderung: Ausstellung „Wechselwirkung“ in Eichstätt offiziell eröffnet

Eichstätt. (pde) - Die Figuren sind längst Stadtgespräch: In der Residenz stößt man auf die anmutige Sternenfrau, auf der Wiese vor dem Hofgarten ist ein Bruchpilot gelandet. Ein toter Trachtler liegt vor der Schutzengelkirche, der moderne Christus am Kreuz irritiert die Autofahrer am Residenzplatz. „Meine Plastiken stellen den Menschen in den Mittelpunkt“, mit diesem Statement eröffnete der Künstler Bernd W. Schmidt-Pfeil am Dienstag seine Ausstellung „Wechselwirkung“. Sie ist bis zum 22. Juni in Eichstätt zu sehen. Die Vernissage fand im Domschatz- und Diözesanmuseum statt, anschließend lud der in der Nähe von München lebende Künstler zu einem Rundgang ein.

„Wie die Ausstellung abläuft, ist für uns eine Novität“, erklärte der Leiter des Museums, Dr. Emanuel Braun. Kunst unter freiem Himmel, mitten in der Öffentlichkeit - ein vergleichbares Projekt hatte es von Seiten des Diözesanmuseums noch nie gegeben. Dass die Figuren die Gemüter erhitzen, ist durchaus im Sinne der Veranstalter: „Kunst lebt davon, dass man sich Gedanken macht, dass man darüber spricht“, betonte Braun.

Auch Bischof Walter Mixa lobte die „ganz außergewöhnliche Ausstellung“ und verwies auf den spannenden Gegensatz zwischen historischen Bauten und moderner Kunst. Man wolle sich nicht auf der Tradition ausruhen, sondern einen „gesunden Fortschritt“ fördern. Dazu gehöre auch, dass die Skulpturen bisweilen auf „Widerspruch oder auch auf Ablehnung“ stoßen. Die Kunstwerke von Bernd W. Schmidt-Pfeil seien Herausforderung und geistige Anregung: „Ich sehe das sehr positiv.“

Ein bayerischer Trachtler als Atomopfer, eine Christusfigur in Turnschuhen - der Künstler möchte provozieren. Die Botschaft der Kunst ist nicht primär die Freude an der schönen und realistischen Gestalt des Menschen, sondern sie übt Kritik an der Gesellschaft mit ihrer Technik und Fortschrittsgläubigkeit. Andreas Dunkel, der Kunstgeschichte studiert hat und sich zur Zeit in einer Dissertation mit zeitgenössischen öffentlichen Ausstellungen beschäftigt, erklärte die Hintergründe: „Wir sind es gewohnt, Kunst in einem Schutzraum präsentiert zu bekommen.“ Bei den Arbeiten von Bernd W. Schmidt-Pfeil sei das anders. In einer unverstellten Gegenwärtigkeit treten die Figuren als selbstbestimmte Akteure auf: „Sie verlangen nach öffentlicher Präsenz, ohne die Konfrontation zu scheuen.“ Werke des Künstlers stehen in München, Regensburg, Madrid, Saragossa, Tampa und Washington. Bei der Ausstellung in Eichstätt gehe es darum, neue Impulse zu liefern und die alltäglichen Lebensbereiche sensibler wahrzunehmen: „Die Skulpturen passen ins Stadtbild, ohne sich anzupassen.“

Sieben Exponate sind in der Stadt zu sehen, die Titel lauten: „Frau im Wind“, „Sternenfrau“, „Christus des 20. Jahrhunderts“, „Kunstbetrachterin“, „Friedliches Atombegräbnis des S. Schlamm“, „Crash“ und „Leben Spendende“. Präsentiert werden sie auf dem Residenzplatz, im Treppenhaus der Residenz, auf dem Leonrodplatz, auf der Wiese vor dem Hofgarten und in einem Pavillon des Hofgartens. Zu der Ausstellung ist ein Katalog erschienen. An den Wochenenden ist der Künstler anwesend, um mit den Besuchern zu diskutieren und ihnen die Werke zu erläutern, so am 23., 29., 30. und 31. Mai. Beginn ist jeweils um 10, 12, 14 und 16 Uhr, Treffpunkt ist die Kasse des Domschatz- und Diözesanmuseums. Bei einem „Offenen Atelier“ am 24. Mai wird Bernd W. Schmidt-Pfeil auf dem Werksgelände der Firma Metallbaum Böhm in Eichstätt die Entstehungsprozesse seiner Skulpturen erläutern - immerhin hat er sich sein Gussverfahren gleich zweifach patentieren lassen.

 

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