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10.04.2003

„Was ist der Mensch?“ - Akademikertag befasste sich mit der Sicht des Menschen im Alten Testament

Eichstätt/Beilngries. (pde) – Die Frage nach dem Menschen ist heute aktueller denn je, denn die humanwissenschaftlichen Forschungen fordern das Verständnis vom Menschen aus der Sicht des Glaubens heraus. Damit begründete Dr. Bertram Blum das Thema des diesjährigen Akademikertages in Schloss Hirschberg „Was ist der Mensch? Zur Anthropologie der Bibel“, mit dem der neue Ordinarius für alttestamentliche Wissenschaft, Prof. Dr. Burkhard Zapff sein Debüt als Referent und Gesprächspartner bei dieser Tagung des Diözesanbildungswerkes gab.

Vor 45 Teilnehmern betonte dieser zunächst die Notwendigkeit, dass sich die Theologie heute den Erkenntnissen der Humanwissenschaften stellen und auch im Blick auf die Bibel als Urkunde des Glaubens neu Antwort geben müsse. Gerade das Alte Testament zeige eine sehr vielfältige Wirklichkeit und in dieser wiederum wesentliche Aspekte des Menschen.

In einem zweiten Schritt ging Professor Zapff auf wichtige alttestamentliche Aussagen vom Menschen ein. Danach gehört der Mensch zum Erdboden. Aus ihm stammt er, dieser bildet seinen Lebensraum und zu ihm kehrt er in seiner Vergänglichkeit zurück. Außerdem betont das Alte Testament die Verbundenheit des Menschen mit der Tierwelt, zu der es keinen wesensmäßigen Unterschied gibt.

Im dritten Schritt umschrieb der Referent die soziale und theologische Dimension des Menschseins im Alten Testament. Ein Single-Dasein sei im Alten Testament unmöglich. Alles andere als die Einbindung in die Großfamilie bedeutete Verlust von Sicherheit und Geborgenheit, ja Gemeinschaft war gleichbedeutend mit Befreiung. In einer solchen Gesellschaft war Individualität weder gefragt noch möglich. Volles Menschsein repräsentieren Mann und Frau gemeinsam im Alten Testament, die beide gleich ursprünglich und gleichwertig sind. Vor diesem Hintergrund sei auch der Satz des großen jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber zu verstehen: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“. Diese soziale Dimension des Menschen gelte im Alten Testament in besonderer Weise auch für die Beziehung des Menschen zu Gott, die ihn in ihrer Einmaligkeit vom Tier unterscheide. Im Alten Testament handele es sich beim Menschen um ein unvergleichliches Werk Gottes, bei dem der Schöpfer unmittelbar selbst handle. Der Mensch sei Abbild, ja Repräsentant Gottes in der Welt. Dies bedeute im Vergleich zum damaligen orientalischen Umfeld geradezu eine Demokratisierung der Gottesbeziehung. Indem jeder Mensch ausdrücklich auf Gott bezogen ist, was gleichbedeutend ist mit Fülle und Überfluss, geht umgekehrt sein Menschsein verloren, wo ihm Gott fehlt. In diesem Zusammenhang bedeute Sünde im Alten Testament Trennung von Gott und den Mitmenschen, ihre Überwindung dagegen Gewinnung wahren Menschseins.

Bezugnehmend auf die aktuelle Diskussion unterstrich Zapff abschließend den Mensch als Beziehungswesen, dessen Besonderheit in seinem einmaligen Verhältnis zu Gott liege. In der Konsequenz heiße das: der Mensch ist unverfügbar. Wo Gott verloren geht, gehe auch die Würde des Menschen verloren. Diese Botschaft müsse gerade heute die kirchliche Verkündigung prägen.

 

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