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05.11.2009

„Von Gottes Führung getragen und dem Beispiel der heiligen Walburga begleitet“- Neues Buch enthält viele spannende Details zur Klostergeschichte von St. Walburg

Priorin Eduarda Schnitzer und der Konvent

Foto aus dem Buch: Priorin Eduarda Schnitzer und der Konvent von 1898

Eichstätt. (pde) – Wie eng die Entwicklung des Klosters St. Walburg mit spannender Zeitgeschichte verbunden ist, zeigt eine neue Publikation, die soeben im Kunstverlag Josef Fink erschienen ist. „Politische Wirren, wirtschaftliche Not, Krisenzeiten der Kirche beeinflussten auch das Leben der Nonnen von St. Walburg“, schreibt die heutige Äbtissin Franziska Kloss in ihrem Vorwort. Und doch gab es immer wieder besondere Zeiten der Blüte und segensreichen Neubeginns. Besonders deutlich wird das in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Einer Zeit der Blüte des Walburgakults mit dem Neubau der Klosterkirche folgte unmittelbar der Dreißigjährige Krieg und der Kampf des Klosters um das Überleben. Nur wenige Jahre nach Kriegsende wiederum konnte der Neubau des Klosters begonnen werden. „Dankbar dürfen wir immer wieder zurückblicken auf die lange Geschichte unserer Abtei, die, obgleich wechselvoll, doch stets von Gottes gnädiger Führung getragen und von der Fürbitte und dem Beispiel der heiligen Äbtissin Walburga begleitet wurde.“

Anlass für die Publikation ist der 1300. Geburtstag der Bistumsheiligen im Februar 2010. Auf rund 150 Seiten sind interessante Details zur fast 1000-jährigen Geschichte der Eichstätter Abtei nachzulesen. Wer weiß schon davon, dass Mitte des 19. Jahrhunderts durch Vermittlung des Ludwig-Missionsvereins drei afrikanische Mädchen im Kloster Zuflucht fanden? Die Mädchen waren zuvor von einem italienischen Missionar aus der Sklaverei freigekauft worden, ihre Taufe war in Eichstätt eine Sensation.

Spannend zu lesen sind auch die Kapitel über die Auswanderung einiger Schwestern nach Amerika oder die Schilderung, wie sich das Kloster während des Nazi-Regimes auf eine mögliche Vertreibung vorbereitete: In den USA und in England wurden Niederlassungen gegründet. Eine Benediktinerin mit jüdischer Abstammung konnte die Äbtissin Benedicta von Spiegel im April 1939 in letzter Minute nach England in Sicherheit bringen. Überhaupt kämpfte die Äbtissin Benedicta, wie es im Buch heißt, „mutig und entschlossen“ gegen politische Angriffe. „Sie trat mit Wort und Tat den Machenschaften der Nationalsozialisten, deren antichristlichen Geist sie von Anfang an durchschaut und bekämpft hatte, entgegen“, schreibt die Autorin Maria Magdalena Zunker. Deswegen konnte die Äbtissin beim Einzug der amerikanischen Truppen im April 1945 „entscheidend zur Rettung Eichstätts vor der Zerstörung beitragen“.

Zunker ist selbst Mitglied des Konvents von St. Walburg. 1968 in Greifswald geboren, studierte sie zunächst Altphilologie und Klassische Archäologie in Tübingen und Jerusalem. Nach dem Staatsexamen promovierte sie. Sie trat 1987 in die Abtei St. Walburg ein, seit 2002 ist sie Archivarin des Klosters.  Fotos von wertvollen Kunstschätzen, Urkunden, Siegeln ergänzen ihre Texte.

Illustriert wird das Buch zusätzlich mit Ansichten des Klosters, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind: Der Speisesaal mit Gemälden, Kreuz und einem Kachelofen, der Klostergarten und der Friedhof innerhalb der Klausur, die Chorkapelle und ein Sprechzimmer mit Wanduhr und Klavier im Abteitrakt des Klosters. Hier erfolgte bei der Säkularisation im Jahr 1806 durch einen Staatsbeamten die Befragung der Nonnen „über ihre Bestimmung“. Die damalige Äbtissin Michaela Morasch kommentierte die Befragung mit den Worten: „Allein seine Arbeit, sie war umsonst.“ Jede einzelne Schwester bekräftigte mit ihrer Unterschrift, dass sie im Kloster bleiben wollte – auch wenn das dem Staat alles andere als recht war. Es folgte ein jahrzehntelanger Kampf um den Fortbestand des Klosters. Am 7. Juni 1835 schließlich erfüllte König Ludwig I. diesen Wunsch – geknüpft an die Auflage, den Schulunterricht für die Mädchen der Stadt zu übernehmen.

Maria Magdalena Zunker, Geschichte der Benediktinerinnenabtei St. Walburg in Eichstätt von 1035 bis heute, 152 Seiten, Kunstverlag Josef Fink,Lindenberg, ISBN 978-3-89870-544-8, 9,80 Euro. Das Buch kann auch im Klosterladen erworben werden.

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