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08.07.2002

Transparent den eigenen Kindergarten steuern lernen - Auf Caritas-Konferenz für Träger und Leiterinnen Zukunftsaufgaben erörtert

Eichstätt/Beilngries. (pde) - „Steuern statt gesteuert werden – Was kostet uns ein Kindergarten in Zukunft?“ Unter diesem Motto fand die diesjährige Konferenz des Diözesan-Caritas-Verbandes Eichstätt für Träger und Leiterinnen katholischer Kindertageseinrichtungen der Diözese auf Schloss Hirschberg statt. An zwei Tagungen am 27. Juni und 4. Juli nahmen daran jeweils rund 120 Interessierte teil. Schwerpunkt war ein Vortrag der Münchner Betriebswirtin und Sozialpädagogin Inge Münzenloher über die „Instrumente der modernen Personal- und Betriebsführung“. Münzenloher machte unmissverständlich deutlich, dass katholische Kindergärten zum einen ein klares eigenes Leitbild haben müssten, zum anderen sich dieses auch im Hinblick auf zunehmende besondere Bedürfnisse von Eltern und ihrer Kinder bewähren müsse. Als Beispiel führte sie an: Eine Mutter, die drei Kinder hat, geht in Kur. Das jüngste Kind, das in den Kindergarten geht, kann sie mitnehmen. Die anderen beiden älteren Kinder können aber nicht tagsüber vom berufstätigen Vater versorgt werden. Eine Lösung könnte in diesem Fall sein: Der Kindergarten nimmt für die Dauer der Kur die beiden älteren Kinder auf und die Nachbarschaftshilfe der Pfarrgemeinde kümmert sich am Nachmittag noch eine Weile um sie, bis der Vater sie abholt. So werde eine umfassende pastorale Arbeit geleistet – ein Anliegen, das auch Caritasdirektor Willibald Harrer bei der Konferenz als wünschenswert herausstellte.

Dass es in den kommenden Jahren zu grundlegenden Veränderungen in der Arbeit von Kindertageseinrichtungen kommen werde, verdeutlichte Andrea Seitz, Fachberaterin des in der Diözese zuständigen Caritas-Referates, in einem Vortrag über das geplante neue Finanzierungsmodell in Bayern. Dessen Kern ist, dass die Einrichtungen ab 2005 von staatlicher Seite aus nicht mehr gruppenbezogen, sondern pro betreutes Kind gefördert werden sollen. Grund für diese Veränderungen seien wesentliche gesellschaftliche Veränderungen in den vergangenen Jahren: unter anderen der Rückgang der Kinderzahlen, aber auch der Elternwunsch, dass zum Beispiel zunehmend unter dreijährige Kinder sowie Schüler betreut werden sollten. Solche Kinder sowie auch behinderte oder ausländische Kinder werden dann finanziell höher gefördert. Dafür werden besondere Gewichtungsfaktoren erstellt. Andrea Seitz erläuterte den Kindergartenträgern und –leiterinnen an einem Musterbeispiel, wie die staatlichen Förderbeträge nach dem neuen Modell zustande kommen werden. Dabei stellte sie klar, dass die Einrichtungen zunehmend ihr Handeln transparent und nachvollziehbar machen müssten. „Der Rückzug auf die Position, erzieherisches Handeln sei nicht messbar, ist in diesem Zusammenhang – auch mit dem Hintergrund von PISA – nicht mehr haltbar“, folgerte sie. Allerdings stellte die Fachberaterin auch heraus, dass von katholischer Seite im zuständigen Landeskoordinierungsprogramm besondere Forderungen eingebracht worden sind: zum Beispiel die Förderung jedes Kindes relativ hoch anzusetzen, „damit auch weiterhin flächendeckend alle Kindertageseinrichtungen bestehen bleiben“, außerdem zusätzlich ein Sonderbudget für Einrichtungen in strukturschwachen Gegenden zu errichten.

In einer Abschlussdiskussion führten einige Erzieherinnen kritisch an, sie seien bewusst Pädagoginnen und keine Betriebswirtinnen. „Woher nehmen wir die Zeit, uns auch damit zu beschäftigen?“ Inge Münzenloher sowie die Leiterin des Caritas-Fachreferates, Edith Schmitz, erklärten dazu, dass Kindergartenleiterinnen alle Aspekte berücksichtigen müssten, die ihren Betrieb betreffen. Dazu gehörten auch eine effektive Organisation und Finanzierung, die dann wiederum neue Spielräume eröffnen könne. Auch lohne es, über alternative Finanzierungsformen Bescheid zu wissen: etwa Spenden, Zuwendungen aus Stiftungen, Fördervereinen und Sponsoring. „Auf jeden Fall sind die Zeiten vorbei, in denen der Pfarrer nur für die Finanzen und die Erzieherin nur für die Pädagogik zuständig waren. Eine gemeinsame strategische Planung ist erforderlich“, betonte Edith Schmitz.

 

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