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17.01.2004

Spardiskussionen mit Gelassenheit und der „Sprache der Liebe“ führen - Neujahrsempfang des Eichstätter Diözesanrats

Eichstätt. (pde) – Um in einer multikulturellen Gesellschaft bestehen zu können, müssen sich die Christen nach den Worten des Eichstätter Bischofs Walter Mixa wieder mehr auf das Wesentliche ihres Glaubens besinnen. Dazu seien in den Gemeinden eine ansprechende Vermittlung der Glaubensinhalte, eine gut gestaltete Sakramentenpastoral und eine qualifizierte Jugendarbeit nötig, sagte der Bischof beim Neujahrsempfang des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt. Die für das Bistum Eichstätt zu Beginn des vergangenen Jahres errichteten 52 Seelsorgeeinheiten böten die entsprechende Grundlage, um in den entscheidenden Themen pfarreiübergreifend zusammenarbeiten zu können. Die Zusammenfassung der 280 Pfarreien des Bistums zu Seelsorgeeinheiten sei nicht in erster Linie als Reaktion auf einen Priestermangel oder als „geistliche Notmaßnahme“ gedacht. Es gehe vielmehr um eine wirksamere Seelsorge und damit auch um bessere Möglichkeiten, in die Gesellschaft hinein zu wirken. Dabei setze man auch auf die Ökumene und ein gemeinsames Wirken zusammen mit der evangelischen Kirche, ohne bestehende Unterschiede zwischen katholisch und evangelisch unter den Tisch kehren zu wollen.

Bestand der Theologischen Fakultät nicht gefährdet

Um die Zukunft der katholischen Fakultät in Eichstätt mache er sich keine Sorgen, betonte Bischof Mixa, der auch Großkanzler der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ist. Er verwies in diesem Zusammenhang auf das in Eichstätt angesiedelte Collegium Orientale als „Brückenbau zwischen Ost und West“. 78 Studierende aus Kirchen des Ostens haben mittlerweile ein Studium an der Theologischen Fakultät in Eichstätt absolviert. Das Collegium Orientale sei ebenso ein Proprium der Eichstätter Hochschule wie es ein Masterstudiengang für postgraduierte Studenten werden könnte. Für dieses Zusatzstudium mit dem Schwerpunkt Ökumene für Studierende aus ost- und westkirchlichen Ländern seien die Planungen in einer „intensiven Phase“. Für eine weitere positive Entwicklung der Theologischen Fakultät sei in der jetzigen Situation Innovationsbereitschaft gefordert.

Solidarität und ehrenamtliches Engagement als Basis des Zusammenlebens fördern

Notwendige Sparmaßnahmen in Kirche und Politik sollten nach Ansicht des Eichstätter Diözesanratsvorsitzenden Dieter Salomon in überzeugenderer Weise als bisher nachvollziehbar und einsichtig gemacht werden. Beim Neujahrsempfang des Eichstätter Diözesanrats der Katholiken mahnte der Diözesanratsvorsitzende zugleich mehr Gelassenheit in den aktuellen Diskussionen an. Die vielfach von den Medien geschürte „Atmosphäre der Hektik“ führe zur Politikverdrossenheit, zur Verdrossenheit an Institutionen wie der Kirche.

Bei den derzeitigen Spardiskussionen dürfe man nicht vergessen, dass Solidarität und ehrenamtliches Engagement Voraussetzung eines gelingenden Lebens seien. Das gelte für viele Bereiche: Familie, Umgang mit Kindern, mit Kranken, Angehörigen, aber auch bei der notwendigen Rücksicht auf Schwächere, gehandikapte Arbeitnehmer, für den Umgang mit Untergebenen, mit Partnern. Als wichtiges Feld, das durch die Überlegungen zur Abschaffung des Zivildienstes in den Mittelpunkt gerückt ist, bezeichnete Salomon den Bereich der Pflege von Alten und Behinderten: Man müsse einmal beobachten, wie Zivildienstleistende mit Schwerstbehinderten umgehen, wie sie diese zur Kommunikation ermuntern, wie sie ihnen ein Stück Lebensqualität vermitteln, um vor ihrer Leistung den größten Respekt zu haben. Dabei dürfe man nicht übersehen, dass es dabei nicht nur abstrakt um Leistung gehe, sondern auch um eine wichtige Erfahrung für junge Menschen.

Kritik übte Salomon an jüngsten innerkirchlichen Diskussionen wie der über die Finanzierung der Verbände und über die Rolle der Verbände innerhalb der Kirche: „Hätte man da nicht mit etwas mehr Gelassenheit, mit etwas mehr Engagement und mit einer Sprache, die die Sorgen der anderen ernst nimmt, vieles an menschlichen Verletzungen und Frustrationen vermeiden können?“. Bei allen Sparzwängen sollte man gewisse Spielregeln nicht außer Acht lassen und gerade auch innerhalb der Kirche nicht auf die notwendige Gelassenheit und eine „Sprache der Liebe“ verzichten.

Selbst öffentliche Not wird zu oft übersehen

Die Kirche müsse einen elementaren Blick auf den Schutz des Lebens, auf die Ehrfurcht vor dem Leben und insbesondere auf den Menschen in Not anmahnen. Dies forderte der evangelische Regionalbischof im Kirchenkreis Nürnberg, Oberkirchenrat Dr. Karl-Heinz Röhlin in seiner Ansprache im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes in Eichstätt. Der Gottesdienst zum Auftakt der „Gebetswoche um die Einheit der Christen“ wurde vor dem Neujahrsempfang des Diözesanrats im Dom gefeiert. Röhlin kritisierte, dass durch die aktuell geplanten Sparmaßnahmen der bayerischen Staatsregierung in vielen Punkten Kinder und Familien betroffen seien. In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte er das Gleichnis vom barmherzigen Samariter aus dem Lukasevangelium. Die von Jesus erzählte Geschichte vom Mann, der unter die Räuber fiel und dem schließlich vom Samariter geholfen wurde, sei für ihn eine Provokation für die heutige Zeit: Im Gleichnis liegt der Verletzte Mann am Straßenrand, also in der Öffentlichkeit. Zwei Vertreter der damaligen Obrigkeit gehen achtlos an ihm vorbei, erst der damals als Ausländer und Ungläubig verachtete Samariter kümmert sich um ihn. Auch heute sei die Not in aller Öffentlichkeit vorhanden. Viele Zeitgenossen aus allen Schichten der Bevölkerung fänden immer wieder Ausreden, um an der Not vorbei zu gehen. Zugleich hob Röhlin hervor, dass es im Verborgenen viele Menschen gebe, die einen oft sehr stillen und leisen Samariterdienst leisten würden, etwa bei der Pflege von alten und kranken Angehörigen, oder als ehrenamtliche Sammlerinnen und Sammler für Caritas und Diakonie.

 

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