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04.12.2006

„Solidarität ist die Zukunft der Kirche“ - Bischöfe der drei Partnerdiözesen trafen sich erstmals zum Erfahrungsaustausch

Eichstätt. (pde) – In welcher Sprache wird das Gespräch geführt, wenn drei Bischöfe aus drei Kontinenten an einem Tisch sitzen? Auf deutsch! Valerian D`Souza aus Indien, Simon Ntamwana aus Afrika und Pavel Posad aus Tschechien kamen im Referat Weltkirche zu einem ungewöhnlichen „Spitzengespräch“ zusammen. Die Bischofsweihe von Gregor Maria Hanke war der Anlass dafür, dass sich die Oberhirten der drei Eichstätter Partnerdiözesen erstmal zu einem Erfahrungsaustausch trafen. „Das war einfach großartig“, mit diesen Worten fasste Domkapitular Prof. Dr. Bernhard Mayer, der bischöfliche Beauftragte für die Angelegenheiten der Weltkirche, das Gespräch zusammen. „Das war eine Begegnung der Weltkirche.“

Bischof Valerian, der wie sein Kollege aus Afrika fließend deutsch spricht, bezeichnete die über 50 Jahre währende Partnerschaft als gegenseitige Bereicherung. Mit den Geldern, die vor allem aus den Sternsingeraktionen nach Poona flossen, seien unter anderem Altenheime und Schulen gebaut worden. Erziehung und Bildung auch für die armen Teile der Bevölkerung sind dem Bischof besonders wichtig. „Ich möchte in Menschen investieren und nicht in Beton und Ziegelsteine.“ Die Partnerschaft, die in einer Zeit begann, als Eichstätt eine der kleinsten und ärmsten Diözesen in Deutschland war, hat eine ganz „wunderbare Entwicklung“ genommen. Im Gegenzug helfe man Eichstätt mit Priestern aus, indische Schwestern waren schon in Altenheimen in Ingolstadt, Denkendorf und Spalt im Einsatz. Während bei anderen Kollekten die Spendenbereitschaft zurückgehe, steige die Sternsinger-Kollekte immer weiter an. „Diese Kinder sind meine Heldinnen und Helden“, lobte D`Souza die Buben und Mädchen, die nach dem Jahreswechsel von Haus zu Haus ziehen.

Politische Probleme bewegen die Diözese Gitega in Burundi, für die Erzbischof Simon Ntamwana zuständig ist. Erzbischof Joachim Ruhuna, der vor 30 Jahren die ersten Kontakte zur Diözese Eichstätt knüpfte, war 1996 bei einem Attentat ums Leben gekommen. Ntamwana ist der Nachfolger. „Burundi kommt aus dem Krieg“, so beschreibt der Erzbischof den Zustand seines Landes. „Wir müssen neue Richtungen einschlagen, damit sich die Kirchen langsam entwickeln können.“ Versöhnungsarbeit sei eine wichtige Aufgabe. „Wir haben 40 Jahre lang Zwiespalt erlebt. Der Zwiespalt kam aus der Armut. Er kam aber auch aus der Bosheit, die in jedem Herzen wohnt.“ Man versuche, Vertreter der verfeindeten Volksstämme an einen Tisch zu bekommen. Es werden Sportveranstaltungen und Theatervorstellungen organisiert, zu denen sowohl Hutu als auch Tutsis eingeladen werden. „So können wir das Eis langsam schmelzen lassen.“ Die Gelder aus Eichstätt seien eine große Hilfe. „Solidarität ist die Zukunft der Kirche.“ Man habe eine Schule für taubstumme Kinder bauen können, ein Gymnasium für 400 Buben und Mädchen, ein neues Jugendhaus und Kindergärten. „Es gibt viele Waisenkinder. Man muss sie langsam von den Verletzungen heilen.“ Ein Wunsch des Bischofs besteht darin, die Pfarreien in kleinere Einheiten aufzuteilen, um effektiver arbeiten zu können und stärker im Land präsent zu sein. Auch ein neues Kloster möchte Ntamwana gerne gründen.

Pavel Posad, Bischof aus Leitmeritz in Tschechien, erläuterte seinen Amtskollegen die politische Entwicklung seines Landes seit dem Fall des Eisernen Vorhangs. Man könne zwar auf eine 350-jährige kirchliche Tradition zurückblicken, müsse sich aber noch stark darum bemühen, in der Wirklichkeit anzukommen. „Wir waren eingeschlossen in den Wänden der Kirche.“ In der Öffentlichkeit habe man die Kirche kaum wahrgenommen. „40 Jahre lang konnten die Ordensleute nicht wirken. Sie existierten fast nicht.“ Als europäisches Land habe man vom Westen wenig mitbekommen. „Wir konnten uns am Leben Europas nicht beteiligen, wir waren Satelliten von Moskau.“ Erst mit dem Fall des Eisernen Vorhangs begannen die Kontakte. „Wir haben jetzt eine so große Freiheit, dass wir es gar nicht fassen können.“ Es gebe einen großen Mangel an Priesternachwuchs, aktive Katholiken seien stark in der Minderzahl. „Ich bin seit drei Jahren Bischof“, scherzte Posad in der Runde. „Jetzt kenne ich fast alle.“ Zweimal im Jahr gebe es Begegnungsfeste mit Jugendlichen „Es kommen etwa 200 Jugendliche“, berichtet Posad. „Das ist nicht viel, aber es ist eine große Hoffnung.“

Die drei Bischöfe vereinbarten, in Zukunft über das Internet Kontakt zu halten und sich gegenseitig von den Entwicklungen in ihren Diözesen zu berichten.

 

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