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06.08.2003

Situation vieler Caritas-Sozialstationen immer kritischer - Entgelte für Pflegeleistungen nicht kostendeckend

Eichstätt. (pde) - Die wirtschaftliche Situation vieler Caritas-Sozialstationen im Bistum Eichstätt ist äußerst kritisch. Immer mehr schreiben „rote Zahlen“. Nach den Bilanzergebnissen 2002 hatte bereits die Hälfte der 17 Stationen mit einem Defizit abgeschlossen. „Das wird sich in diesem Jahr mit Sicherheit noch erheblich erhöhen“, bedauert Willibald Heiß vom Caritasverband Eichstätt, der die rechtlich selbständigen Sozialstationen in allen Verwaltungsangelegenheiten berät.

Die hauptsächliche Ursache für das Dilemma der Sozialstationen liegt nach Erfahrung des Caritas-Referenten darin, dass den Ausgaben keine ausgleichende Erhöhung der Pflegeentgelte gegenüberstehe. „Die Sätze der Pflegeversicherung sind seit 1995 lediglich einmal im Jahr 2001 geringfügig erhöht worden. Sie decken bei weitem nicht die Mehrkosten, die in diesen acht Jahren bei den Stationen für Personal- und Sachaufwand angefallen sind“, fordert Heiß schnellstens eine deutliche Anhebung.

Den größten Anteil bei den Ausgabensteigerungen haben laut Heiß die Personalkosten, die rund 90 Prozent des jeweiligen Gesamthaushaltes ausmachten. Die Schwestern stehen in festen Arbeitsverhältnissen mit tariflicher Vergütung, Sozialversicherungspflicht und späteren Rentenansprüchen. Besonders gravierend in die Höhe geschnellt sind in den vergangenen Jahren nach Beobachtung von Heiß die Sachkosten, etwa die Ausgaben für Benzin oder für pflegerische Hilfsmittel.

Kritisch sei zudem, dass seit einigen Jahren für bestimmte Leistungen teilweise nicht mehr die Krankenkassen, sondern die Pflegekassen zuständig sind: zum Beispiel für das An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen, die Verabreichung eines Einmalkatheters oder Einreibungen aufgrund von Hauterkrankungen. Für die Stationen bedeute dies, dass sie immer mehr Leistungen über die Pflegeversicherung abrechnen müssen. Da jedoch deren Erstattungen die anfallenden Kosten in keinster Weise abdeckten, seien erhebliche finanzielle Einbußen für die Sozialstationen die Folge, erklärt Heiß. Die seit Monaten laufenden Verhandlungen mit den Kassen über Gebührenerhöhungen haben bisher zu keinem Ergebnis geführt.

„Die Reaktion der Stationen auf die angespannte wirtschaftliche Situation ist vielfältig“, berichtet Heiß. So hätten einige die stark defizitär arbeitende Familienpflege zurückgefahren oder den Mobilen Sozialen Hilfsdienst, der über Zivildienstleistende erbracht wurde, eingeschränkt. Alle Stationen spürten seit einiger Zeit Wirtschaftlichkeitsreserven auf, zum Beispiel in der Tourenplanung. Auch die Schwestern müssten zum allgemeinen Bedauern unter einem enorm hohen Druck arbeiten. „Doch irgendwann ist die Zitrone ausgepresst“, so Heiß.

Dass bisher im Bistum noch keine Caritas-Sozialstation aus betriebsbedingten Gründen geschlossen werden musste, ist laut Heiß vor allem den 144 Krankenpflegevereinen zu verdanken, welche die Sozialstationen jährlich mit gut 500.000 Euro und oft auch mit Sachspenden wie Fahrzeugen unterstützen. Doch Heiß ist skeptisch, dass deren Hilfe allein in Zukunft ausreichen wird, „zumal deren Aufgabe nicht darin bestehen soll, Lücken zu stopfen, die andere hinterlassen, sondern ein Mehr an menschlicher Zuwendung zu fördern“. Außerdem gehe die Mitgliederzahl in den Krankenpflegevereinen zurück: seit 1999 von über 37.000 auf heute rund 34.500. Rund 80 Prozent der Mitglieder seien inzwischen älter als 60 Jahre.

Die 17 kirchlichen Sozialstationen im Bistum Eichstätt mit ihren knapp 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben 2002 einen Umsatz in Höhe von 16,35 Millionen EUR erwirtschaftet.

 

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