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02.02.2024

Seelsorgebeauftragte in Seniorenheimen: „Viel Potenzial und Raum für Gebet, Gemeinschaft und Segen“

Ein ökumenisches Angebot der Seelsorgebeauftragten Carolin Kissling sind die „Haltestellen für das Leben“.

Ein ökumenisches Angebot der Seelsorgebeauftragten Carolin Kissling sind die „Haltestellen für das Leben“. Foto: Sonja Miess/Caritas

Zum 70. Priesterjubiläum des Bewohners Prof. Ernst Reiter gestaltete Carolin Kissling eine Wand mit Bildern von Menschen, die für diesen Kerzen angezündet hatten.

Zum 70. Priesterjubiläum des Bewohners Prof. Ernst Reiter gestaltete Carolin Kissling eine Wand mit Bildern von Menschen, die für diesen Kerzen angezündet hatten. Foto: Peter Esser/Caritas

Im vergangenen Jahr gestaltete die Seelsorgebeauftragte einen Kreuzweg mit Plakaten, in denen sich die Bewohnerinnen und Bewohner selbst wiederfinden konnten.

Im vergangenen Jahr gestaltete die Seelsorgebeauftragte einen Kreuzweg mit Plakaten, in denen sich die Bewohnerinnen und Bewohner selbst wiederfinden konnten. Foto: Peter Esser/ Caritas

Eichstätt/Greding – Seit 15 Jahren sind in den 20 Caritas-Seniorenheimen im Bistum Eichstätt Seelsorgebaufragte tätig. Eingeführt wurde dieser spezielle Dienstauftrag, um eine seelsorgliche Lücke in den Einrichtungen zu schließen, als nach und nach Ordensschwestern abgezogen wurden oder Ortsgeistliche die seelsorgliche Arbeit in den Seniorenheimen nicht mehr wahrnehmen konnten. In nahezu allen Seniorenheimen ist zumindest eine Person als Seelsorgebeauftragte oder Seelsorgebeauftragter aktiv. Eine von ihnen ist Carolin Kissling im Caritas-Seniorenheim St. Magdalena in Greding.

„Hier ist ein guter Ort, ein Segensort“

Die 49-Jährige wurde in dem Haus im September 2019 als Seelsorgebeauftragte und Betreuungskraft angestellt. „Der Weg dorthin hat sich mir unter die Füße geschoben“, erzählt Carolin Kissling. Sie hatte einige Jahre zuvor in dem Seniorenheim einen Einkehrtag mit vorbereitet und geleitet und kam dabei sowohl mit Bewohnerinnen und Bewohnern als auch mit Einrichtungsleiterin Andrea Steinhilber in Kontakt. Kissling spürte damals: „Hier ist ein guter Ort, ein Segensort, viel Potenzial und Raum für Gebet, Gemeinschaft und Segen. Und die Seelsorge hat auch durch die Leitung einen besonderen Stellenwert.“

In wenigen Jahren hat Carolin Kissling eine ganze Menge für die Seelsorge in St. Magdalena unternommen und zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner sowie auch Mitarbeitende begleitet. Diese seelsorgliche Begleitung heißt für sie „zunächst da sein und zuhören, alte und neue Erfahrungen des Lebens und Glaubens miteinander teilen, der Zuversicht und Hoffnung Raum geben und Perspektiven erweitern“. Die hochbetagten Bewohnerinnen und Bewohner, die oft an Krankheiten leiden, erfahren das laut der Seelsorgebeauftragten so: „Sie sind nicht allein auf dem Weg, sie haben auch mich als Ansprechpartnerin für ganz persönliche Dinge.“ Dieses „Zusammensein auf dem Weg“ brauche Zeit und Kreativität: „Gemeinsam lachen, gemeinsam weinen, gemeinsam Grenzen aushalten, ich darf ihre Anliegen wahrnehmen und sie auf ihrem Weg begleiten.“ Auch durch Sterbebegleitung tut dies Carolin Kissling bis zu den letzten Augenblicken des Lebens. „Das sind für mich heilige Momente. Viele Menschen wünschen sich, da nicht allein zu sein.“ Sie lerne jeden Tag: „Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen.“ Dabei vermittelt sie den Menschen: „Wir haben Jesus als Begleiter. Wir dürfen die Erfahrung machen, von Gott geliebt zu sein, bis zum letzten Atemzug. Wir müssen nichts leisten, um uns das zu verdienen.“

Zu den katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern, die nicht mehr zur heiligen Messe gehen können, bringt die Seelsorgebeauftragte die Krankenkommunion. Für die Krankensalbungen des Hausgeistlichen, des früheren Caritasdirektors Johannes Schmidt, kommt sie vorab mit den Betroffenen ins Gespräch und bereitet den Raum vor. Als ökumenisches Angebot gestaltet Carolin Kissling sogenannte „Haltestellen für die Seele“. Im Mittelpunkt dieses pastoralen Angebotes steht stets das Evangelium. „Dieses ist wie ein Spiegel, in dem wir alles, was das Leben ausmacht und alles, was geschieht, entdecken können“, so die Seelsorgebeauftragte. Diese Haltestelle sei zum Kraft tanken, „und die Freude, die dabei erfahrbar wird, ist stärkend und aufbauend“. Angelehnt an ein Kirchenlied beschreibt sie: „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht, auch in der Nacht des Alters und der Krankheit.“

Im Laufe des Kirchenjahres gestaltet Carolin Kissling Kreuzweg-, Rosenkranz-, Mai- und Advents-andachten, eine Allerseelenandacht, eine Gedenkfeier für die Verstorbenen, spezielle Wortgottesdienste für demenzkranke Menschen und vieles mehr. Vor zwei Jahren belebte sie den „Ruheplatz am Wasser“ im Garten des Hauses neu. Die dort aufgestellten Steine verkörpern den biblischen Psalm 23 „und machen uns bewusst, dass wir ein Haus aus lebendigen Steinen sein dürfen“. Mit der Aktion erinnerte man an die in der Einrichtung Verstorbenen in der Corona-Pandemie. Auch Angehörige begleitet die Seelsorgebeauftragte ab und zu, wenn sie von ihren im Haus verstorbenen Verwandten Abschied nehmen. Ebenso steht sie Mitarbeitenden zu Seelsorgegesprächen zur Verfügung. Gemeinsam mit Einrichtungsleiterin Andrea Steinhilber und Pflegedienstleiterin Franziska Große möchte sie die Überzeugung, die der Religionsphilosoph Martin Buber mit den Worten „Alles Leben ist Begegnung“ ausdrückte, verlebendigen.

Bewohner: Gott macht alles gut

Viele Bewohnerinnen und Bewohner freuen sich, wenn sie Carolin Kissling sehen. „Wenn ich an einer Zimmertüre anklopfe und die Türe einen Spalt breit öffne, erschallt mir nach meiner Begrüßung so manches Mal ein freudiges ‚Ja, die Carolin!‘ entgegen.“ Nicht wegzudenken ist die Seelsorgebeauftragte auch für Einrichtungsleiterin Andrea Steinhilber und den Hausgeistlichen Johannes Schmidt. Für Steinhilber ist Carolin Kissling im Haus „eine gleichberechtigte Säule neben den Mitarbeitenden in der Pflege und Hauswirtschaft“. Ihr Vorteil sei, „dass sie tief im Glauben verwurzelt und theologisch gebildet ist. Mit viel Empathie und Feingefühl sorge sie für eine umfassende seelsorgliche Begleitung, die weit über das Feiern kirchlicher Rituale hinausgehe, so Steinhilber. Der Hausgeistliche Johannes Schmidt sieht die Arbeit von Carolin Kissling als „ganz wertvolle Ergänzung“ seiner drei Gottesdienstfeiern pro Woche. Schmidt schätzt ihre Einzelseelsorge, aber auch ihr Talent zum Malen, Musizieren und Fotografieren, das sie in ihrer Arbeit zu Geltung bringt. So gestaltete sie beispielsweise zum 70-jährigen Priesterjubiläum des im Haus wohnenden Professors Ernst Reiter eine Wand mit fast 100 eigenen Fotos, die Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeitende mit für den Jubilar angezündeten Kerzen zeigen. Dieser widmete ihr daraufhin einen Spruch, der an der Fotowand im Haus hängt und Carolin Kissling nach wie vor erfreut: „Vertraue auf Gott, der immer wieder verzeiht, und du brauchst keine Angst zu haben um dein Leben. Er macht alles gut.“

Angesichts des heutigen Vertrauensverlustes von Menschen gegenüber der Kirche, ist Carolin Kissling dankbar dafür, erfahren zu dürfen: „Mir wird Vertrauen entgegengebracht und das versuche ich weiterzugeben.“ Als Wegweiser dient der Seelsorgebeauftragten nach eigenen Worten ein Zitat des früheren Papstes Benedikt XVI. in der Enzyklika Deus caritas est: „Der Christ weiß, wann es Zeit ist, von Gott zu reden, und wann es recht ist, von ihm zu schweigen und nur einfach die Liebe reden zu lassen. Er weiß, dass Gott die Liebe ist und gerade dann gegenwärtig wird, wenn nichts als Liebe getan wird.“

Text: Peter Esser, Caritasverband für die Diözese Eichstätt

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